Mit dem Fahrrad unterwegs

Wer Lust hat, kann hier meine Touren nachlesen, die ich mit dem Fahrrad unternommen habe. Radfahren bedeutet für mich Spaß und keineswegs Schinderei. Deshalb beträgt meine Durchschnittsgeschwindigkeit nie mehr als 14 km/h. Wer also sogenannte Trails mit anspruchsvollen Steigungen und Hindernissen erwartet, der ist hier falsch. Hier ist hauptsächlich "Gegend" zu sehen, mit Texten versehen. Neben meinen Radtouren schreibe ich hier zusätzlich noch ein paar Dinge auf, die ich interessant finde, die mich bewegt haben oder die ganz einfach zu meinem Umfeld gehören. Viel Spaß beim lesen.
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Mittwoch, 29. April 2015

Wochenmarkt in Horst-Nord

Jeden Mittwoch findet auf dem Josef-Büscher-Platz der Wochenmarkt statt. Je wärmer es wird, desto mehr Menschen finden sich dort ein.




Ich war schon auf einigen Wochenmärkten, deshalb kann ich mit Fug und Recht behaupten, der Horster Markt ist der beste in Gelsenkirchen, was Besucherzahl und Händlerdichte angeht. Mithalten kann hier vielleicht noch der Markt in Buer. Aber dem fehlt etwas entscheidendes, nämlich die Seele. Unser Markt in Horst ist ein Platz, auf dem man nicht nur einkauft sondern sich auch trifft und den neuesten Klatsch verbreitet. Es ist ein Ort, an dem kommuniziert wird.


Ich bin in einer Zeit groß geworden, da gab es keine Supermärkte, keine Einkaufswagen und unpersönliche Riesenläden. Der Tante-Emma-Laden, wie man ihn heute ganz lieb bezeichnet, war die alleinige Geschäftsform für Waren des täglichen Bedarfs. Hier auf dem Wochenmarkt findet man dieses Geschäftsmodell noch und es macht Spaß, das auszuleben.
Immer dabei ist die Metzgerei Breuckmann. Wie zu Großmutters Zeiten muss man sich anstellen und kommt nicht ohne ein Schwätzchen von da wieder weg. Man kennt sich und man tauscht Neuigkeiten aus. Und so nebenbei gibt es noch ein Stück heiße Fleischwurst gratis, ganz ohne Kaufzwang.


Es gibt kaum eine Ecke, die nicht irgendwie mit einem Stand belegt ist.





Der Markt findet ja nicht nur auf dem Marktplatz statt, obwohl der schon ziemlich groß ist. Er geht noch auf der Hippolytusstraße weiter bis zur Essener Straße und dort noch um´s Eck rum.



 Der Fischhändler Pickmann hat hier seinen Stammplatz. Ich hole mir gerne von dort einen heißen Backfisch. Nur leider ist es bei Pickmann immer sehr voll. Es braucht schon etwas Geduld, bis man an der Reihe ist.


Ich liebe diesen Markt!

Der Hauptbahnhof

Wenn ich immer lesen muss, wie schön doch unser alter Bahnhof war und dass es eine Schande ist, dass er abgerissen wurde, kriege ich Pickel. Hätte man ihn stehen lassen, würde er ungefähr so aussehen wie der Hauptbahnhof Wanne-Eickel. Da ist nichts einladendes.


Ein McDonalds hier, ein Bäcker dort und ein Zeitschriftenladen. Das war es dann. Und schaut man mal rüber zu den Gleisaufgängen, stellt sich auch das trist dar.


So wie sich der Bahnhof Wannel-Eickel darstellt hätte man maximal auch den alten Hauptbahnhof hinkriegen können. Von der Struktur wäre gar nichts anderes möglich gewesen. Ich erinnere mich gut daran, wie es im alten Bahnhof war. Ich war damals Soldat und bin fast jede Woche mit dem Zug gefahren. Der Eingang war nicht behinderten- und auch nicht kinderwagengerecht. Es waren zwei oder drei Sandsteinstufen, die man überwinden musste. Dann kam man in die Vorhalle. Ich weiß nicht mehr, ob die Fahrkartenschalter rechts oder links waren. Ich weiß aber, dass die Halle nach Urin gestunken hat. Ein paar kleinere Läden waren an der Seite. Hinten war der Wartesaal bzw. die Bahnhofsgaststätte, betrieben zunächst von der Familie Overrath und hinterher von der Familie Buthe-Piper. Meine Mutter hatte bei beiden als Kaltmamsell gearbeitet. Auch zum Bali-Kino ging es hinten links weg. Man konnte reingehen wann man wollte und bleiben, so lange man wollte. Es war ein Non-Stop-Kino. Sowas gibt es heute gar nicht mehr. Ich war nur einmal da drin gewesen und das war in dem Film "Ein Froschmann an der Angel" mit Jerry Lewis. Es muss so Ende der 60er-Jahre gewesen sein. Da hat man solche Filme geguckt.
Hinten rechts ging es zu den Bahnsteigen. In einer Art Kassenhäuschen saß ein Beamter der Bundesbahn und hat die Fahrkarten abgeknipst. Niemand kam ohne Fahrkarte durch die Sperre. Wer jemanden abholen wollte, musste sich eine Bahnsteigkarte für 20 Pf kaufen. Kam aktuell mal kein Zug und das Häuschen unbesetzt, war der Durchgang mit Hilfe einer rot-weißen Kette versperrt. Es wäre ein leichtes gewesen, unter der Kette durchzuschlüpfen. Aber damals war der Respekt vor der Obrigkeit so groß, wir hätten es nie gewagt.
Der Gang zu den Gleisen war ein dunkles Loch. Man musste damals zwar keine Angst haben, weil die Bundesbahn viel Personal im Einsatz hatte, aber heute wäre das ein Angstraum erster Güte, hätte man das so stehen gelassen.

Man kann sicherlich darüber streiten, ob unser neuer Bahnhof nun gelungen ist oder nicht. Aber zumindestens ist er sauber und er stinkt nicht nach abgestandenem Rauch, nach Urin und widerlichem Körpergeruch. Er ist hell und freundlich. Hier der Eingang von der City aus.


Und hier betritt man den Bahnhof vom Neustadtplatz aus.


Der Bahnhof wird oft mit dem Bahnhofscenter in eine Schublade gesteckt. Beides hat aber nichts miteinander zu tun, außer der Nachbarschaft. Das Bahnhofscenter gefällt mir auch nicht so besonders. Das wollte ich nur mal am Rande erwähnen.
Aber zurück zum Bahnhof. Hier mal Innenansichten, die mein Urteil von der Sauberkeit und der freundlichen Atmosphäre bestätigen.




Eine Ebene höher, wo es zu den Bahnsteigen geht, ist es ebenfalls sehr sauber und freundlich.



Und der Bahnsteig selber... nun ja, er sieht aus wie ein Bahnsteig eben aussehen muss. Es ist nichts besonderes und das erwartet auch niemand.




Zusammenfassend lässt sich also sagen, Gelsenkirchen ist mit seinem Bahnhof gut aufgestellt. Und die Nostalgiker sollten endlich aufhören, einer alten Bruchbude nachzutrauern, die ihrem Zweck heute nicht mehr im entferntesten gerecht wäre.

Samstag, 25. April 2015

Ein Hoch auf die Bahn

Für wen sind Bahnhöfe bzw. Haltepunkte eigentlich gemacht? Doch wohl eher für Menschen und primär nicht für die Züge, oder irre ich mich da? Was ist denn ein Zug ohne Fahrgäste? Fragen über Fragen, die niemand beantworten will oder kann. Aber der Reihe nach.

An der Grenze zwischen den Stadtteilen Buer und Horst befindet sich ein Haltepunkt der Nordwestbahn auf der Strecke Dorsten-Dortmund.


Dieser Haltepunkt ist total vernachlässigt und Komfort, selbst den einfachsten, sucht man hier vergebens. Man muss eigentlich schon dankbar sein, dass es am Bahnsteig  eine Unterstellmöglichkeit mit Sitzplätzen gibt.


Wie man unschwer erkennen kann, ist zwischen Unterkante der Tür des Zuges bis zum Bahnsteig eine Menge Platz. Für Rollstuhlfahrer, Kinderwagen und alte Leute ist es nicht bzw. schwer möglich, einzusteigen.


In der Zeitung stand diese Woche zu lesen, dass sich an dem Zustand auch nichts ändern wird. Gerade mal 150 Fahrgäste am Tag sollen hier zusteigen. 1000 Fahrgäste müssen es aber mindestens sein, damit etwas geschieht. Gewisse Bevölkerungsgruppen werden hier also ganz offensichtlich von der Beförderung ausgeschlossen, weil sie eine Minderheit darstellen.
Wenn ein Triebwagen wie oben abgebildet kommt, hält sich das Einsteigen für ältere Leute noch etwas in Grenzen, weil eine Mittelstufe ausgefahren wird. Aber wehe, es kommt diese alte abgewrackte Märchenbahn. Die hat keine Stufe, die bei einem Halt noch zusätzlich ausfährt. Der Eingang liegt zwar ein wenig tiefer, aber dafür passt es auch auf den anderen Bahnhöfen mit dem Niveau nicht.


Innen drin ist die Bahn ganz passabel. Es ist in der Regel sauber und die Sitze sind auch nicht verschlissen.


Ein richtig dickes Ding hat sich die Bahn aber vor kurzem geleistet. Von der Siedlung Querstraße aus und der Albert-Schweizer Schule gab es eine Treppe runter zum Bahnsteig. Diese Treppe wurde viel genutzt, stellte sie doch auch eine Abkürzung dar. Ein Anwohner hatte sich beschwert, weil die Treppe nicht mehr verkehrssicher war. Die Bahn hat die Beschwerde aufgenommen und die Treppe einfach dicht gemacht. Begründung: sie wird nicht mehr gebraucht.




Nun muss man entweder einen großen Umweg machen, um auf den Bahnsteig zu kommen oder man benutzt die Böschung.

Genau das ist jetzt der Fall. Deutschland ist eine Servicewüste. Der Mensch zählt nicht mehr viel, nur noch der Reibach.

Sonntag, 19. April 2015

Pseudokümmerer und ihre Angst vor dem Versagen

Es ist angenehm, wenn man Kontakt zu einem Mitglied der Bezirksvertretung hat. Man ist dann immer an der richtigen Adresse, wenn es mal Probleme im näheren Umfeld gibt. Jedenfalls dachte ich das mal. Mittlerweile bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass der Job eines Bezirksvertreters bei dem einen oder anderen nur dem eigenen Ego dient und ihn über das "Fußvolk" hinaushebt.

Seit Ende September 2014 ist die Eisenbahnbrücke Buerer Straße aufgrund Sanierung gesperrt. Nicht erst seit der Sperrung sah es an der Böschung der Bahnlinie aus wie auf einer Müllhalde.
Ich bin nicht der große Beschwerer, der für jede Kleinigkeit die Politik bemüht. Aber trotzdem war ich doch dankbar dafür, dass sich ein Bezirksvertreter am 13.4.2015 vor Ort selbst ein Bild von den Zuständen gemacht hat. Er versprach, sich mit der Stelle für Öffentlichkeitsarbeit bei der BP in Verbindung zu setzen und für den Fall, dass die nicht zuständig sind, mit der Bahn. Die Stadt sah er nicht in der Verantwortung.

Am 15.4.2015 kam dann von ihm die Nachricht, dass der Müll endlich restlos beseitigt worden ist. Juhu, endlich mal eine gute Nachricht. Unser Dank ging an den Bezirksvertreter.

Am Samstag, 18.4.2015 hat mich meine Frau zum Einkaufen geschickt. Ich musste über die Brücke zur Straßenbahn. Erwartungsvoll habe ich mir die Böschung angesehen und meine Kinnlade ist fast runtergefallen. Die Böschung sah noch genauso aus wie schon Monate vorher. Lediglich die Absperrgitter, die an den Gleisen gelegen haben, sind raufgeholt worden.

Nun war ich so vermessen, den Bezirksvertreter darauf hinzuweisen, dass noch nichts geräumt worden ist. Das habe ich nicht vorwurfsvoll getan. Womöglich ist er ja auch einer Falschinformation aufgesessen. Leider hat er eine Reaktion gezeigt, die meine oben geäußerten Zweifel an der Ernsthaftigkeit des Jobs eines Bezirksvertreters gefestigt haben. Er teilte mir schriftlich mit, bevor ich kotze und noch mehr Dreck hinterlasse, dass die Böschung im Bereich der Baustelle letzten Mittwoch sauber war. Schweine gibt es immer wieder, meinte er.
Zu seinen Gunsten nehme ich an, dass er nicht mich mit letzterem gemeint hatte sondern eher, dass irgendwelche Zeitgenossen exakt den gleichen Müll wieder an die exakt gleiche Stelle gelegt haben.

Unten ein Vergleich. Das erste Foto ist vom 7.4.2015 und das zweite Foto vom 18.4.2015. Dazwischen am 15.4.2015 sollte die Böschung aufgeräumt und sauber gewesen sein.


Ich bin schon der Meinung, dass das Verhalten, welches hier an den Tag gelegt worden ist, als so ziemlich daneben bezeichnet werden kann. Es ist nicht jedem gegeben, mal einen Gang zurück zu schalten und einzugestehen, dass ein Problem nicht sofort gelöst werden kann.

Ich habe mich darüber geärgert und das nicht zu knapp!

Im Untergrund

In der Stadt zu leben, bringt viele Vorteile mit sich. Unter anderem ist der Nahverkehr in den Städten viel besser als auf dem Land. In Gelsenkirchen-Horst haben wir auf der Essener Straße einen wichtigen und segensreichen Verkehrsknotenpunkt. Man kommt z.B. mit der Essener U-Bahn schnell und bequem in die Nachbarstadt Essen.


Die gelben Züge der Essener Verkehrsbetriebe fahren auf einem eigenen Gleis, weil sie eine breitere Spur haben als die Gelsenkirchener Straßenbahnen. Es werden sogenannte Docklands-Züge eingesetzt. Baugleiche Züge fahren hauptsächlich im Osten von London.
Von Gelsenkirchen-Horst bis Essen Hauptbahnhof braucht die Bahn exakt 23 Minuten. Die meiste Zeit fährt sie im Untergrund als U-Bahn. In Horst selber fährt sie überirdisch, weil der Rhein-Herne-Kanal dazwischen liegt. Früher, als noch die Schmalspurbahn zum Essener Hauptbahnhof gefahren ist und sich durch den Straßenverkehr wühlen musste, war man schon mal 45 Minuten unterwegs.

Der U-Bahnhof unter dem Essener Hauptbahnhof ist schon ein imposantes Bauwerk. Die Gleise sind blau angeleuchtet, was dem Bahnhof etwas mystisches verleihen würde, wenn da nicht die Menschenmenge wäre, die ihn nutzt.



So schnell wie wir nach Essen gekommen sind, geht es auch wieder zurück nach Gelsenkirchen-Horst. Die U-Bahn-Züge fahren im 15-Minuten-Takt.


Freitag, 17. April 2015

Es geht nicht mehr ohne

Im Jahre 2013 habe ich mein altes Diensthandy abgegeben. Ich war es gewohnt, immer Tag und Nacht erreichbar zu sein. Es geht heutzutage nicht mehr ohne, habe ich mir gedacht. Also habe ich eines von diesen Läden aufgesucht, wo man alle möglichen Handys bekommen kann, die zur Zeit auf dem Markt sind. Diese Dinger sind ja mittlerweile wahre Wunderwerke der Technik und es gibt nichts, was sie nicht könnten. Man höre und staune, selbst die primäre Aufgabe des mobilen Telefons, das telefonieren, ist mit den Handys noch möglich.

Sitze ich im Bus oder in der Straßenbahn, sehe ich die Leute rudelweise, wie sie mit dem Finger über ihr Handy fahren. Ich bin davon überzeugt, dass die Evolution hier wieder einen neuen Ansatz gefunden hat und demnächst Menschen geboren werden, die von vorneherein eine deutlich verlängerte Nackenwirbelsäule haben, damit sie ihren Kopf besser nach vorne und nach unten neigen können. Und auch die Zeigefinger werden mutieren, die jetzt so flink über das Display flitzen. Vielleicht werden nach einigen Generationen die Zeigefinger länger, vor allem aber fettfrei, damit das Display frei bleibt von häßlichen Fingerabdrücken. Neulich sah ich auf der Straße eine Mutter, die ihren Kinderwagen mit dem Bauch geschoben hatte, weil sie in der einen Hand das Handy halten und mit der anderen Hand eine SMS oder sowas ähnliches schreiben musste. Den Blick hatte sie natürlich nach unten auf das Handy gerichtet. Es bestand aber keine Gefahr des Zusammenstoßes. Ich hatte die Dame rechtzeitig wahrgenommen. Das ist aber leider nicht immer der Fall. Es kommt immer auf die Örtlichkeit an und wie der Handynutzer drauf ist. Die Härtefälle laufen mit Knopf im Ohr oder Kopfhörern rum und lassen sich die satten Hardrock-Bässe um die Ohren wummern, wobei sie zusätzlich auch noch in das vertieft sind, was sie im Display sehen. Es ist auch nicht mehr möglich, eine Unterscheidung zu treffen, ob jemand Selbstgespräche führt oder nicht. Dafür lassen sie mich aber teilhaben an Dingen, die sehr privat sind. Gestern habe ich mitbekommen, dass sich Tante Erika bei der letzten Familenfeier total blamiert hatte, weil ihre Schuhe nicht zu ihrem Kleid gepasst haben. Es ist manchmal unmöglich, einfach nur wegzuhören.

Aber zurück zu meinem Wunsch, mir im Handyladen ein mobiles Telefon auszusuchen. Ich fahre ja Lkw und da ist so ein Teil durchaus eine sinnvolle Investition. Ich stehe also in besagtem Laden und der Verkäufer erzählt mir da was von I-Pods und so ein Zeugs. Ich unterbreche ja ungern Leute, wenn sie einmal ins Schwärmen geraten sind. Aber hier sah ich es als notwendig an. Ich wollte, dass sich der Verkäufer nicht umsonst verausgabt. Ich sagte ihm, was ich wollte. Ich brauche lediglich ein Gerät, mit dem ich unterwegs telefonieren kann. Eine Wecker-Funktion wäre auch nicht schlecht. Das Telefon sollte große Tasten haben, weil meine Finger nun mal nicht die zartesten sind. Ich will damit nicht ins Internet, ich will nicht zocken, ich brauche keine Apps, die mir das Leben erleichtern und auch kein elektronisches Filofax. Ich brauche nur ein Telefon, sonst nichts.





Der Verkäufer hat mich ziemlich schräg angeguckt. Nein, so primitive Geräte hatte er nicht, mit denen man nur telefonieren kann. Mir blieb letztendlich nichts anderes übrig, als im Internet zu recherieren, wo ich ein einfaches Telefon herbekomme. Nach langem Suchen bin ich fündig geworden. Die Telekom bot so ein antiquiertes Teil für einen Euro an. Ich habe zugeschlagen und bin jetzt stolzer Besitzer eines Privathandys.



Die erste Zeit war das auch ganz ok. Aber irgendwann war ich es leid, dieses Teil immer mit mir herumzuschleppen. Ich benutzte es nur ganz selten und wenn, dann war es meist aus einem unwichtigen Anlaß heraus. Seit einem Jahr ist mein Handy die meiste Zeit aus. Wahnsinn, wie lange so ein Akku dann hält. Oftmals habe ich das Teil auch vergessen mitzunehmen. In diesem einen Jahr habe ich das Handy vielleicht vier bis fünfmal benutzt, um meiner Frau zu sagen, wann ich wegen dem Essen nach Hause komme. Ich werde in Zukunft wohl ganz auf das Handy verzichten. Ich sehe keinen Nutzen darin.

Schrankenlos

31.03.2015

Es gibt Tage, da sollte man besser im Bett bleiben oder für den NABU die Spatzen im Garten zählen. Ich meine, es war heute nicht so ein Tag, den man schwarz im Kalender anstreichen müsste. Aber so ein bißchen ging doch einiges schief.
Ich sitze gemütlich am Frühstückstisch, so richtig klischeehaft mit Morgenzeitung, Kaffee und Brötchen, da geben sie in Radio Emscher-Lippe durch, dass vor dem Bahnübergang am Bahnhof Buer-Süd die Schranken nicht mehr hochgehen. Mittlerweile stauen sich schon 3 Straßenbahnen in beiden Richtungen und natürlich jede Menge Autos. Hi, hi, habe ich noch gedacht. Wenigstens der Zug hat freie Fahrt. Mit dem muss ich gegen Mittag nach Wanne-Eickel fahren.

Mit Regenschirm und Arbeitstasche bewaffnet, mache ich mich auf den Weg zum Bahnhof. Die Situation dort hat sich anscheinend wieder beruhigt, denn der Verkehr lief reibungslos.


Normalerweise gehen die Schranken runter und anschließend das Signal auf grün, wenn der sich nähernde Zug einen gewissen Punkt erreicht hat. Man weiß das einfach, wenn man öfters mit der Bahn fährt.


Heute war alles anders. Der Zug war an der Stelle vorbei, an der normalerweise das Signal umspringt und nichts passierte. Weder gingen die Schranken runter noch wechselte das Signal auf grün. Na toll, habe ich gedacht. Jetzt wird es lustig.
Der Zug hielt und ich habe im Vorbeifahren zwei Leute im Führerstand gesehen, die telefonierten. Ich wollte einsteigen aber es ging nicht. Die Türen waren nicht freigegeben. Ich lief nach vorne und klopfte mit meinem Regenschirm an die Scheibe. Der Zugbegleiter machte das Fenster auf und ich bat in meiner höflichen Art darum, bitte die Türen freizugeben, damit ich einsteigen konnte. Das hat der Lokführer dann wohl auch getan, jedenfalls leuchtete es am Drücker an der Tür grün. Ich dachte noch bei mir, dass es beruhigend ist wenn wenigstens ein grünes Licht funktionierte. Himmelherrgottnochmal, was denken sich die da vorne eigentlich? Ich bin doch kein Grashüpfer. Die Tür ging zwar auf, aber die mittlere Trittstufe ist nicht mitausgefahren. Mir bleibt nichts anderes übrig, als den Bergsteiger zu mimen und den Höhenunterschied zu bewältigen. Früher hätte ich darüber gelächelt, aber man wird ja nicht jünger. Heute produziert es Schweißperlen auf der Stirn. Instinktiv habe ich es unterlassen, mich beim Zugbegleiter oder Lokführer zu beschweren. Ich ahnte, dass die beiden ganz andere Sorgen haben.

Und dann kam auch schon die Lautsprecherdurchsage: " Sehr geehrte Fahrgäste! Die Schrankenanlage vor uns ist defekt. Ein Zugbegleiter wird jetzt aussteigen und unsere Durchfahrt absichern. Bitte bleiben sie sitzen und steigen sie nicht aus. Vielen Dank für ihr Verständnis!"

Was für ein lustiges nettes Kerlchen. Ich bin froh, dass ich sitze. Warum sollte ich also aussteigen? Ich war ein wenig neugierig, ob der Lokführer für den Zugbegleiter wohl die mittlere Trittstufe ausfahren würde. Aber leider konnte ich das aus meiner Position nicht sehen und meine Neugier wurde nicht gestillt.
Stattdessen habe ich es mir im 1.Klasse-Abteil gemütlich gemacht und die Fahrt über die Horster Straße geknipst. Wann hat man schon mal die Gelegenheit, mit dem Zug über einen Bahnübergang zu fahren, an dem die Schranken oben sind.




Den Zugbegleiter hat der Lokführer nicht wieder aufgenommen. Er hat ihn am Bahnübergang zurückgelassen, weil gleich der Gegenzug kommt. Der Gegenzug wartete nämlich schon in Höhe Zoo, weil die Strecke bis dahin nur eingleisig verläuft.

Mein Zug kam mit Verspätung in Wanne-Eickel an. Natürlich habe ich meinen Anschlußbus nicht mitgekriegt. Als ich vor dem Bahnhofsgebäude war, fiel mir siedenheiß ein, dass ich meinen Regenschirm vergessen hatte. Das gute Stück war ein Geschenk gewesen von der Firma TSE/Beilharz aus Essen, wo wir die Lkws schon mal zur Reparatur gebracht hatten. Und nu isser weg! Ich fahre jetzt nicht nach Osnabrück ins Fundbüro, dem Sitz der Firma, die diesen Zug betreibt. Ich habe eventuell noch eine Chance, dass ich denselben Zug heute Abend erwische, mit dem ich gekommen bin. Ich habe mir das ausgerechnet und die Chancen standen gut. Leider war das nicht der Fall! Shit happens! Und dann ist mir auch noch der Trageriemen von meiner guten Arbeitstasche gerissen. Plumps, da lag die Tasche auf der Straße.

*Seufz
Ja, ich weiß! Der hat Sorgen, werden einige jetzt sagen.

Du wirst alt...

... sagte Tino zu mir. Ich bin alt, entgegnete ich. Und genau das bestätigte sich heute wieder. Einer meiner Enkel brauchte neue Schuhe und meine Frau hatte sich bereit erklärt, mit dem Jungen in die Stadt zu fahren und welche zu kaufen. Nun ist es ja nicht so, dass ich mein Leben jemals darauf ausgerichtet hätte, Klamotten oder Schuhe in diversen Läden zu kaufen. Das hat meine Frau in 42 Jahren Ehe in der Vergangenheit souverän völlig alleine gemeistert.
Nun, langer Rede kurzer Sinn, ich als absoluter Einkaufs-Amateur bin mit in die Stadt gefahren, weil ich gerade nichts besseres zu tun hatte. Ab ging es mit dem Bus der Linie SB 36 bis zum Hauptbahnhof.



Der erste Laden gehörte meiner Frau und meinem Enkel. Es war der New Yorker.


Nein, dieser Laden ist nichts für Omma Ratayczak und auch nichts für Oppa Koslowski. Ich glaube, die gehen da auch gar nicht rein, weil die keine Klamotten für die haben. Omma und Oppa würden dieses ständige Hämmern - heute nennt man das Musik - wohl nicht lange aushalten. Aber selbst wenn sie in der Lage sind, mittels des Ausknopfes ihres Hörgerätes etwas Ruhe herzustellen, sind da noch die fremdartigen Hinweisschilder.
Ich bin nur bis zur 8. Klasse in die Volksschule gegangen. Wir hatten kein Englisch. Das brauchten wir auch nicht. Dafür konnten wir umso besser deutsch. Heute ist es umgekehrt. Die Schüler heute können besser englisch als deutsch. Na ja, auf jeden Fall standen da so Tafeln mit Wegweisern, die zwar meine Phantasie anregten, aber ansonsten einen ratlosen Oppa zurück ließen. Mein Enkel übersetze dann. Hey Oppa, die Anderwär, das sind Unterbuxen und die Schuuuus mit "oe" heißen deutsch auch Schuhe, nur eben mit einem "s" hinten statt einem "e", sagte er. Ich habe nicht mehr gefragt, was Denimwear und Streetwear bedeutet. Ich bin rausgegangen. Sollen die doch alleine klar kommen.
Und während ich da so wartete, fühlte ich mich ganz alt. Ich bin eben noch einer von den letzten Dinosauriern, die nicht mehr in diese Welt reinpassten.

Ich musste nicht lange warten, dann kamen meine Frau und mein Enkel wieder raus. Sie hatten nichts gefunden. Auf geht´s in den nächsten Laden.  Der hieß Foot Locker.


Nein, ganz so doof und senil bin ich ja doch nicht. Ich weiß schon, was Foot bedeutet, nämlich Fuß. Das hat nichts mit Food zu tun. Ein Blick in den Laden ließ mich staunen. Da liefen Leute in einem gestreiften Hemd rum wie sie früher Sträflinge getragen hatten. Bei der Bundeswehr hatten wir solche Schlafanzugjacken, jedenfalls so ähnliche. Ich fand es schon komisch, dass die sich mit einer solch hässlichen Uniform als Markenzeichen präsentierten.
Ich bin stolz auf meinen Enkel. Er hat auf Anhieb ein paar Schuhe gefunden. Diese Generation von Jungs unterscheidet sich also in dieser Beziehung nicht von meiner Generation damals. Als der Junge rauskam, sprach ich ihn auf die Klamotten an, die die Verkäufer trugen. Das sind Schiedsrichterklamotten, sagte mir mein Enkel. Kann nicht sein, meinte ich, Schiedsrichter sind schwarz. Ne, sagte mein Enkel, das sind amerikanische Schiedsrichter und das Hemd gehört mit zum Logo von denen.
Aha! Jetzt bin ich wieder etwas schlauer. Nun, der Zweck unseres Einkaufes war erfüllt und wir konnten uns wieder auf den Heimweg machen. Und irgendwie war ich auch froh, denn die Läden, die sich jetzt auf der Einkaufsmeile breit gemacht hatten, gefielen mir gar nicht. Da gab es sogar einen Laden, der hieß Olymp & Hades.


Das war auch nur ein Klamottenladen, aber den Namen empfand ich nicht gerade als einladend. Wer geht schon gerne ins Reich der Toten einkaufen?
Ich glaube, beim nächsten Mal bleibe ich lieber zu Hause.

Donnerstag, 16. April 2015

Wasserrohrbruch auf der Flurstraße

Am 30.9.2013 war aufgrund eines Wasserrohrbruches "Land unter" auf der Flurstraße in Beckhausen angesagt. Es ist kaum zu glauben, welche Wassermassen da aus dem Untergrund kommen.