Mit dem Fahrrad unterwegs

Wer Lust hat, kann hier meine Touren nachlesen, die ich mit dem Fahrrad unternommen habe. Radfahren bedeutet für mich Spaß und keineswegs Schinderei. Deshalb beträgt meine Durchschnittsgeschwindigkeit nie mehr als 14 km/h. Wer also sogenannte Trails mit anspruchsvollen Steigungen und Hindernissen erwartet, der ist hier falsch. Hier ist hauptsächlich "Gegend" zu sehen, mit Texten versehen. Neben meinen Radtouren schreibe ich hier zusätzlich noch ein paar Dinge auf, die ich interessant finde, die mich bewegt haben oder die ganz einfach zu meinem Umfeld gehören. Viel Spaß beim lesen.
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Sonntag, 27. Dezember 2015

Eiertanz

Diese Stelle am Hauptbahnhof ist mir bereits bekannt, weil sich da der Aufzug zum Busbahnhof befindet.


Wenn wir uns mit dem Rollstuhl von da unten in Richtung Bahnhof bewegen, dann macht es ständig "klack, klack".

Gestern Abend kam ich mit meinem Fahrrad aus dem Bahnhof und wollte nach Hause fahren. Ich bin in Höhe der Taxis aufgesessen und durfte das "klack, klack" noch einmal genießen, diesmal aber viel intensiver. Ich hatte Orangen in meinen Satteltaschen und war ein bißchen schwer. Es war wie ein Eiertanz. Die Gehwegplatten hoben und senkten sich, dass es eine wahre Freude war. Und auch die weißen Leitsteine für Blinde standen den Gehwegplatten in nichts nach.


Früher als Kind bin ich im Winter immer von Eisscholle zu Eisscholle gehüpft. Das Gefühl war das Gleiche wie hier. Apropos Winter! Wir können von Glück sagen, dass der Winter eher ein Frühling ist. Den nächsten Frost überlebt dieser Teil des Gehweges nicht. Mindestens aber bekommt er ein Schild, wo das Betreten auf eigene Gefahr besteht.
Eigentlich habe ich ja nichts auf dem Bürgersteig zu suchen, wenn ich mit dem Rad fahre. Deshalb darf ich auch nur im Stillen vor mich hinmeckern. Aber ich wollte eigentlich nur den abgesenkten Bordstein benutzen, um auf die Straße zu kommen.

Und weil ich schon mal dabei bin, schildere ich hier eine weitere Stelle, wo man mit dem Rad förmlich einen Eiertanz macht. An der Overwegstraße zwischen Musiktheater und Grillostraße ist parallel, mit viel Abstand zur Straße, ein kombinierter Rad- und Fußweg. In Höhe Musiktheater geht es ja noch. Der Radweg ist noch in Ordnung und ist auch noch beleuchtet. Da sieht man sogar die Scherben, die da mitten auf dem Weg liegen. Da hat ein Pechvogel seine Flasche Billigbier fallen gelassen. Hoffentlich hat er jetzt keine Entzugserscheinungen oder muss auf der Bahnhofstraße Überstunden im Betteln machen, damit sein Level im Blut wieder ausgeglichen ist.


Der Radweg entfernt sich immer mehr von der Straße, bis er in der Dunkelheit verschwindet. Ganz plötzlich ohne Vorwarnung sind auch keine Lampen mehr da, die den Weg ausleuchten. Man sieht nur noch, was mit der schwachen Funzel am Fahrrad sichtbar wird. Diese dunkle Strecke hinter dem Abzweig zum Kußweg ist eine echte Bewährungsprobe für jedes Rad. Wenn lockere Teile daran sind, fallen sie hier garantiert ab. Wenn sie mit viel Glück nicht abfallen, dann scheppern sie ohne Ende. Der Weg ist ein Acker und es grenzt schon an Körperverletzung, ihn benutzen zu müssen. Ist es schon tagsüber schwierig, den Schlaglöchern auszuweichen, gelingt es in der Dunkelheit nur selten. Ist man einem Schlagloch mit Erfolg ausgewichen, gleicht das einem Phyrrus-Sieg, weil man dafür ein umso schlimmeres erwischt.

Man sollte wirklich mal Ungehorsam gegen den Gesetzgeber zeigen und an dieser Stelle stattdessen nur noch auf der Fahrbahn fahren. Ich meine sogar, dass es Gerichtsentscheidungen gibt, die das erlauben. Dagegen spricht nur die Tatsache, dass abends die Irren unterwegs sind, die mit röhrendem Auspuff die Overwegstraße als Rennstraße benutzen. Man will ja schließlich nicht sein Leben lassen, und dann auf dem Grabstein stehen haben "Er war im Recht". *Seufz

Freitag, 25. Dezember 2015

Alles wird gut...

Wird wirklich alles gut? Es hat sich was getan am Bahnhof Buer-Süd. So ist Anfang November die alte Treppe von dem Erdhaufen und dem Zaunelement befreit worden. An deren Stelle stehen jetzt Absperrungen, die mal eben so beiseite gerückt worden sind. Wahrscheinlich nicht offiziell, damit im Falle eines Unfalls niemand Regreßforderungen stellen kann. Möglicherweise wollte man aber nur ganz inoffiziell eine hohe Gefahrenquelle gegen eine wesentlich geringere austauschen. Der Weg über die Böschung war nicht ganz ungefährlich. Vor allem nicht bei Regen oder sonstiger feuchter Witterung. Die Treppe wird jetzt auch wieder wie früher benutzt und der Trampelpfad an der Böschung wird spätestens im Sommer wieder zugewachsen sein.



Ich würde schon gerne wissen, wer dafür verantwortlich ist. Die CDU-Ortsgruppe hatte mal im letzten Herbst eine Informationsfahrt von Buer-Süd bis Feldhausen gemacht. Vielleicht haben die Lokalpolitiker da wirklich mal etwas bewirkt. Möglich wäre das schon.

Seit dem 13.12.2015 hat die Deutsche Bahn die Linie RB 43 wieder in seiner Hand. Laut Ankündigung werden bis Ende 2016 ältere Dieselfahrzeuge eingesetzt, bevor dann moderne Züge auf der Strecke fahren werden. Ich hatte das Glück, bzw. das Pech, mit einem dieser Provisorien mitfahren zu dürfen.


 Dieser alte Kasten gehört eigentlich ins Museum. Im Grunde ist es ein Wahnsinn, was die Bahn da mit ihren Kunden veranstaltet. Jeder andere Betrieb, der so gegen die Interessen der Kunden arbeiten würde, hätte bereits den Löffel abgegeben. Überhaupt frage ich mich manchmal, warum wir uns das eigentlich gefallen lassen.
Das Einsteigen in die Nordwestbahn war schon kriminell gewesen. Ich hätte nie geglaubt, dass es noch eine Steigerung gibt. Aber das ist hier tatsächlich der Fall. Die Treppenstufen sind erheblich steiler, weil da keine Stufe ist, die auch automatisch ausfährt. Die Gefahr, sich den Hals zu brechen, ist allgegenwärtig. Den Treppenaufgang hatte man damals dichtgemacht, weil er angeblich eine Gefahr darstellt. Aber diesen Mist hier mutet man den Fahrgästen ganz kaltschnäuzig zu und nimmt dabei auch die immerwährende Unfallgefahr in Kauf.


Meist bin ich ja mit dem Fahrrad unterwegs, d.h. ich muss mein Rad die Stufen rauftragen. Man stelle sich vor, an den Waggons befindet sich sogar das Rollstuhlsymbol. Wie die Rollstuhlfahrer aber da reinkommen sollen, das weiß nur der liebe Gott. Aber selbst da bin ich mir nicht sicher. Denn auch an den Bahnhöfen wie hier in Wanne, wo der Bahnsteig erheblich höher ist, ist das Einsteigen schwierig bis unmöglich.


Hat man es geschafft, in den Waggon zu gelangen, fühlt man sich wie im Gefängnis. Bisher war ich ja nur mit dem Fahrrad in der Bahn und weiß nicht, wie es in der Mitte des Zuges aussieht. Ich kenne nur die pseudo-vergitterten Räume vorne und hinten, wo man sein Fahrrad abstellen kann. Aber nicht richtig abstellen, denn Gurte sucht man vergebens. Während der Fahrt muss ich das Rad ständig festhalten.


Die Zukunft wird spannend werden. Was haben die mit dem Haltepunkt Buer-Süd vor? Ich werde am Ball bleiben, weil ich von hier stets meine Ausflüge starte.

Abschied, aber ohne Tränen

Ich kann sagen, ich war dabei gewesen, auf der letzten Fahrt der Linie RB 43 mit der Nordwestbahn am 12. Dezember 2015. Schon auf der Hinfahrt in Richtung Dortmund war im Zug ein bißchen Wehmut angesagt.


Der Fahrer gab heute die Stationen persönlich über Lautsprecher durch. Es kam keine Ansage vom Band, wie sonst üblich. Auch die Fahrgäste sind eigentlich immer die gleichen. Man kennt sich, genauso wie die Fahrer und Kontrolleure. Neue Gesichter sieht man zwar auch, aber meist nur zu gewissen Anlässen. Heute waren einige Fahrgäste dabei, da war es offensichtlich, dass sie auf den Weihnachtsmarkt nach Dortmund wollten. Ansonsten sieht man fremde Gesichter nur, wenn sie zum Zoom wollen oder in Gegenrichtung zum Movie-Park nach Feldhausen. Sicher wäre die Linie viel besser angenommen worden, wenn es ein klein wenig mehr Komfort beim Einsteigen gegeben hätte. Es ist nicht absehbar, dass es diesen Komfort mal in Zukunft geben wird. Ich mache mir da nichts vor.

Am Abend bin ich von Wanne-Eickel aus zurückgefahren. Planmäßig sollte der letzte Zug, der wirklich letzte Zug, um 21:21 Uhr von Wanne abfahren. Um 21:15 Uhr lief er dann auch ein.


In Wanne-Eickel hat der Zug immer ein paar Minuten Aufenthalt. Fahrer, Kontrolleure und Fahrgäste haben die Zeit meist für eine Zigarette genutzt, obwohl das Rauchen auf dem Bahnsteig verboten ist. So auch heute.

Die Bahn war um diese Zeit gut gefüllt, wenn man diesen Begriff im Zusammenhang mit Fahrgästen gebrauchen darf. Ursächlich dafür verantwortlich war der bereits erwähnte Weihnachtsmarkt in Dortmund. Sonst ist der Zug samstags um diese Zeit immer ziemlich leer.


Wie schon tagsüber, wechselte auch am Abend die Anzeige den Schriftzug. Mal wurde die Zeit angezeigt, mal der Schriftzug "Abschiedsfahrt".


Um 21:37 Uhr bin ich dann am Bahnhof-Buer-Süd angekommen. Die Nordwestbahn war damit für mich Geschichte. Noch ein letzter Blick zurück und das war es dann.



Plötzlich war das Wasser weg

Gärten der Landschaft nannte sich dieser Teil des Nordsternparks während der Buga 97. Eine hölzerne Brücke überspannte einen großen Teich.



Als ich heute über die Brücke fuhr, staunte ich nicht schlecht. Das Wasser ist abgelassen worden und es waren nur noch ein paar größere Pfützen zu sehen.




Neben der Frage, was das soll, beschäftigten mich auch die zwei Autoreifen, die beim Trockenlegen zutage kamen. Wer ist denn so krank, die zwei Reifen durch den ganzen Park zu schleppen, um sie im Teich zu versenken? Eine Frage, auf die ich wohl keine Antwort bekommen werde. Die andere Frage ist da wohl einfacher zu beantworten. Wenn ich mir den Steg so ansehe, fallen die geflickten Stellen sofort ins Auge. Fast 20 Jahre haben dem Holz der Brücke wohl anständig zugesetzt.


Ich hoffe, meine Vorahnung stimmt und der Steg wird von Grund auf erneuert. Das würde auch erklären, warum das Wasser abgelassen wurde.

Donnerstag, 24. Dezember 2015

Suppengrün und heiße Brötchen

Ich war bereit, mich in das Schlachtgetümmel zu werfen. Heute ist Heilig Abend und die Geschäfte werden überrannt. Ich kann sagen, ich war dabei gewesen und habe als Rentner ganz neue Erfahrungen gemacht. Bisher ist mir das ja verwehrt gewesen. Ich habe immer am Heilig Abend gearbeitet. Eigentlich war nur noch der Bäcker dran gewesen. Wir brauchten Brot und Brötchen. Alles andere hatte ich bereits die Tage vorher eingekauft, weil ich mir am letzten Tag nicht jeden Stress antun wollte. Zum Bäcker hatte ich mich freiwillig gemeldet. Natürlich kam da nur Malzer bei Rewe Schulmeyer in Frage. Von einem anderen Bäcker kommt mir über die Feiertage nichts ins Haus.

Meine Frau versetzte mich kurz vor der Abfahrt in Panik. Neben Brot und Brötchen brauchte sie auch noch Suppengrün für die Spargelspitzen-Suppe heute Mittag. Hallo....? Soll ich mich in das Gewühl stürzen für so ein blödes Bund Suppengrün? Reicht es nicht, wenn ich beim Bäcker anstehe? Muss ich jetzt auch noch die Endlosschlange an den Kassen ertragen? Das wäre die gleiche Situation, als wenn ich mir einen Brühwürfel mit dem Lkw nach Hause liefern lassen würde. Ich habe deshalb bei meiner Frau protestiert und ... oh Wunder ..., sie gab mir recht. Sie fand in der Truhe noch ein paar Gemüsereste als Ersatz. Dieser Kelch ist also an mir vorüber gegangen.

Fröhlich machte ich mich auf, meinen Einkauf beim Bäcker zu machen. Ich fuhr am Discount-Bäcker vorbei und sah dabei im Laden gähnende Leere. Ich ließ auch die Stadtbäckerei Gatenbröcker links liegen, dessen Laden ebenfalls fast leer war. Bei meiner Ankunft auf dem Parkplatz von Schulmeyer hielt sich die Schlange beim Bäcker noch in Grenzen. Die Leute standen nur bis zur Eingangstür.


Ich habe mein Fahrrad abgeschlossen, die 2 Stoffbeutel geschnappt und dann geduldig in der kleinen Schlange gewartet. Es klappte nicht so richtig mit dem Nachschub. Die Brötchen waren ausverkauft und die nächsten kommen erst in 5 Minuten aus dem Ofen. Kein Problem! Ich brauchte 3 Minuten, bis ich dran war. Ein Eifeler Brot geschnitten, ein Stuten geschnitten und zwei mal 10 Brötchen. Jetzt waren meine 20 Brötchen zumindest schon mal vorbestellt. Als die Brötchen dann aus dem Ofen kamen, ging es Ratz Fatz! Ich hatte meine 20 Stück und ich musste dafür noch nicht mal lange warten. Als ich den Laden verließ, waren die Brötchen schon wieder ausverkauft und die Leute mussten auf die nächste Charge warten, bis die ausgebacken waren. Die Schlange ist länger und länger geworden. Ich weiß nicht, wie die Stimmung in der Schlange war. Im Moment erschien sie noch gut, weil es noch nicht bis draußen durchgedrungen war, dass die Brötchen wieder alle waren. Aber die Stimmung kann natürlich kippen. Meist werden die Leute nervös, wenn sie so lange stehen müssen ohne Aussicht auf baldigen Erfolg. Es kann zum Pulverfass werden. Aber wenn, dann ohne mich!


Das ist der Preis dafür, dass die Leute so versessen darauf sind, möglichst warme Brötchen zu ergattern. Früher sind schon in der Nacht genügend Brötchen vorgebacken worden, so dass es tagsüber keinen Engpass gibt. Heute macht man das nicht mehr.

Auch der Parkplatz war gerammelt voll. Die Autos werden jetzt schon auf dem Fahrrad-Parkplatz abgestellt. Aber das kennt man ja. Wenn ich mein Fahrrad auf einem Platz für Pkws abstellen würde, dann würden die aber dumm gucken.


Wie dem auch sei, ich habe den Heimweg angetreten und ich freue mich schon auf den nächsten Feiertag mit dem Kampftag vorneweg. Das wird wohl eines meiner Hobbys werden, mich im wildesten Schlachtgetümmel zu suhlen. Verächtlich bin ich auf dem Rückweg mit dem Rad wieder bei Gatenbröcker und dem Discount-Bäcker vorbeigekommen. In diesen Läden war immer noch tote Hose. Ich hätte ja auch da meine Brötchen und das Brot holen können. Aber einfach kann jeder, und ich bin nicht jeder!

Dienstag, 22. Dezember 2015

Achtung! Achtung! Bitte die Straße räumen...

So ungefähr müsste jemand durch ein Megaphon rufen und dabei vor den Autos der Pflegedienste herfahren. Nein, nicht alle Damen, die bei einem Pflegedienst arbeiten, können kein Auto fahren. Aber auf die meisten trifft es zu. Deshalb habe ich auch Respekt vor den Kleinstwagen dieser Zunft, wenn ich mit dem Rad unterwegs bin. Respekt heißt, ich halte einen gewissen Sicherheitsabstand ein.

Allerdings trifft es mich manchmal auch unerwartet. So wie heute, als ich mit dem Rad nach Rewe Schulmeyer gefahren bin. Erst im letzten Moment hat mich die Frau durch das Seitenfenster gesehen. Eigentlich hätte sie mich schon vorausschauend im Spiegel entdecken müssen, aber manche Leute benutzen den Spiegel nur zum Schminken.


Ich habe es also gerade so geschafft, an der Frau vom Pflegedienst vorbei zu fahren. Ich gebe zu, mich beschlich ein ziemlich mulmiges Gefühl. Jede andere Autofahrerin hätte mich hier überholt, auch wenn Tempo 10 vorgegeben war. Das wäre völlig normal gewesen. Aber nicht bei dieser Frau. Die blieb hinter meinem Rücklicht und fuhr Schrittgeschwindigkeit.
Erst als der fußläufige Teil der Essener Straße vorbei war, überholte mich die Verfolgerin. Nicht zügig, aber doch so, dass sie vor mir einscheren konnte, ohne den Gegenverkehr zu behindern.


Das Auto der Dame entfernte sich so langsam und ich begann, die Frau, das Auto und den Pflegedienst zu vergessen.


Tja, und dann sah ich nur ein paar hundert Meter weiter am Straßenrand den Wagen mit eingeschalteter Warnblinkanlage.


Nanu, habe ich gedacht! Was hat die denn jetzt vor. Kaum gedacht, fing die Frau auf einmal an, den Wagen zu wenden. Ich schwöre, sie hat es im Zeitlupentempo getan. Man konnte die weißen Knöchel der Finger sehen, die das Lenkrad krampfhaft umklammerten. Es gibt sehr viele Stellen auf dieser Straße, wo man bequem wenden kann. Nur ein paar Meter weiter ist eine Straßen-Einmündung rechts, wo man in einem Zug rumkommt. Aber die Frau hat sich die ungünstigste Stelle ausgesucht, die da war. Für einen geübten Autofahrer ist sicher auch das kein Problem. Aber davon kann hier natürlich nicht die Rede sein.


Entsprechend lange hatte es gedauert, bis der Akt des Wendens vollzogen war. Ich habe mich gewundert, dass bis jetzt niemand gehupt hatte. Aber wahrscheinlich war offensichtlich, dass hier kein Könner am Werk war. Ich bin auf jeden Fall erst an dem Wagen vorbei gefahren, als er endlich in Gegenrichtung davon fuhr. Vielleicht ist sie ja ein As in ihrem Beruf, habe ich gedacht. Manche entwickeln geradezu eine Genialität in bestimmten Bereichen, während sie in anderen Dingen total versagten. Weiter habe ich aber nicht darüber nachgedacht. Ich sollte ja nur nach Schulmeyer zum Einkaufen fahren.

Montag, 14. Dezember 2015

Leergebrannt ist diese Stätte...

Man hat ja so seine Gewohnheiten im Leben. Ich bin ein schwer arbeitender Mensch und habe mir diese Gewohnheiten auch verdient. Meine schwere Arbeit besteht darin, morgens die Jaloulisen hochzuziehen, die Kaffeemaschine anzuknipsen und zum Briefkasten zu laufen, um die Morgenzeitung zu holen.
Dieses Ritual habe ich auch heute morgen vollzogen. Ich stehe also vor dem Briefkasten und mache ihn auf, um die Zeitung rauszunehmen. Aber... oh Schreck ..., da war keine!


Sofort fiel mir "Die Glocke" von Friedrich von Schiller ein, die wir damals in der Volksschule komplett auswendig lernen mussten.

"Leergebrannt ist diese Stätte...", so hieß es ungefähr am Schluß des Gedichtes mit seinen 30 Strophen. Diese Situation war neu für mich. Der Zeitungsbote war bisher immer zuverlässig gewesen. Ich überlegte, ob es heute Nacht stürmisch gewesen ist und die Zeitung weggeweht wurde. Ich konnte mich leider nicht an die Windstärke erinnern, weil ich tief und fest geschlafen hatte. Vorsichtshalber schaute ich aber draußen nach, ob da nicht die Zeitung zerfleddert irgendwo in den Büschen hing. Ich zitiere jetzt nicht wieder den Schiller. Die Zeitung war nicht weggeweht. Sie blieb immer noch spurlos verschwunden.

Ich überlegte ernsthaft, welcher Mensch solche niederen Instinkte entwickelt hat, dass er mir die Morgenzeitung aus dem Briefkasten klaut. Was sind das für Menschen, die zu sowas fähig sind?
Aber vielleicht ist ja auch nur der Zeitungsbote krank geworden und die von der WAZ hatten noch keinen Ersatz für ihn gefunden. Es ist ja schließlich Montag. Dieser Tag ist tendenziell der idealste Tag für einen Zeitungsboten, sich um einen Krankenschein zu bemühen. Bestimmt liefert die WAZ die Zeitung noch nach. Mindestens aber kriege ich einen Anruf vom Abo-Service, wo man sich dafür bei mir entschuldigt. Doch, das ist das mindeste, was ich verlangen kann.

Seufzend bin ich wieder reingegangen und habe mich ans Küchenfenster gesetzt. Von hier aus hat man einen guten Blick auf den Hauseingang und natürlich auf eventuelle Zeitungsboten, die die Zeitung nachliefern. Als meine Frau aus dem Badezimmer kam, wusste sie sofort, dass irgendetwas nicht stimmte. Ich erklärte ihr, dass die Zeitung nicht da war. Na, dann ruf doch bei der WAZ an und lass sie dir nachbringen, meinte meine Frau. Nein, sagte ich zu ihr und teilte ihr meine Vermutung mit, dass der Zeitungsbote krank sein könnte. Meine Frau reichte mir daraufhin die alte Zeitung von Samstag und meinte ganz trocken, ich könne ja die nochmal lesen bzw. das, was ich Samstag noch nicht gelesen hatte. Entrüstet habe ich abgewunken. Ich lese doch keine alte Zeitung.

Die aktuelle Situation war schlimmer als die, als ich mir damals das Rauchen abgewöhnte. Letzteres hat mir keine Probleme bereitet. Aber heute saß ich am Küchentisch, trank meinen Kaffee und frühstückte. Ich wusste einfach nicht, wohin mit meiner rechten Hand, die sonst für das Umblättern zuständig war und mein Blick irrte ziellos durch die Küche. Meine Augen waren nun mal gewohnt, sich auf die Zeitung zu fixieren.

Ich hatte zu Ende gefrühstückt und die letzte Tasse Kaffee war auch nur noch als kläglicher Rest vorhanden, da kam meine Tochter. Sie wohnt bei uns nebenan. Auch meine Tochter sah sofort, dass etwas nicht stimmte. Was ist los, hat sie gefragt? Meine Frau erzählte ihr von dem Problem und dass ich gezwungen gewesen bin, sie beim Frühstück anzusehen. Nein, ich habe auf diese Provokation nicht geantwortet.
Meine Tochter sagte daraufhin, dass sie heute Morgen um 6 Uhr eine Zeitung vor ihrer Tür gefunden hatte. Sie hatte sie ins Auto geworfen, weil sie ja weg musste. Das musste meine Zeitung gewesen sein. Dieser Hundling von Zeitungsbote muss wohl neu sein und hat die Zeitung bei meiner Tochter vor die Tür gelegt anstatt in meinen Briefkasten.
Meine Tochter hat sich erbarmt und ist rüber gegangen, um die Zeitung zu holen.


Da war nun endlich das gute Stück und ich begann sofort, darin rumzublättern. Aber es war anders wie sonst. Der Kaffee war mittlerweile alle und gefrühstückt hatte ich auch schon. Ein grausamer Tagesbeginn für einen Rentner wie mich.

Mittwoch, 9. Dezember 2015

Soll ich dem Hund über den Schwanz fahren?

Da biege ich ganz friedlich von der Grothusstraße ab in die Uferstraße. Als gesetzestreuer Radfahrer benutze ich natürlich den Gehweg, so wie der Gesetzgeber das durch das entsprechende Verkehrsschild vorgesehen hat. Das Fahren auf der Fahrbahn käme hier auch einem Selbstmord gleich, zumal weiter vorne eine Baustelle eingerichtet wurde mit einspuriger Verkehrsführung und Baustellenampel.
So ganz nebenbei halte ich diese Baustelle für sehr gelungen von unseren Stadtplanern. An dem Tag wurde nämlich für ein Jahr die Kurt-Schuhmacher Straße für Lkw über 3,5 t gesperrt und die Umleitung nach Norden über die Uferstraße geführt.


Der Rückstau auf der Uferstraße war beträchtlich. Die Lkw-Fahrer, die die Umleitung gefahren sind, werden sich wohl riesig gefreut haben. Aber Gottseidank habe ich diese Probleme ja nicht. Der Bürgersteig vor mir war frei. Jedenfalls bis hinter der Brücke über die Bahnlinie und das Gewerbegebiet.
Ich hatte an der Ampel grün und hätte ohne Anhalten über die Kreuzung fahren können. Ging aber leider nicht, weil da ein älterer Herr mit Hund an der Ampel stand.


Ich habe wie blöd geklingelt und der ältere Herr hat mein Klingeln auch registriert. Aber er hat nicht begriffen, dass der Schwanz des Hundes im Weg war. Ich konnte doch nicht einfach da drüber fahren. Die Versuchung war zwar da, aber ich habe das dann doch sofort wieder verworfen. Auch wenn der Hund einen Maulkorb umhatte und mir nichts passieren konnte, bleibt es doch ein Tier, welches auch Schmerzen empfindet. Ich habe also angehalten und dem Herrn gesagt, dass der Schwanz des Hundes im Weg ist. Letztendlich mussten wir beide hinterher darüber grinsen. Meine Ampel wurde zwischenzeitlich rot und die älteren Herrn grün. Scherzend haben wir uns dann getrennt.

Sonntag, 6. Dezember 2015

Kalt erwischt

Es gibt Tage im Leben, die möchte man einfach vergessen. Einer dieser Tage war Sonntag, 13. Januar 2013. Es lief im Grunde aber schon am Freitag vor dem besagtem Sonntag schief, weil ich ohne Not mal wieder meinen Rüssel in Dinge gesteckt habe, die mich eigentlich nichts mehr angingen. Mein Kollege saß oben beim Chef im Büro und sie gingen gemeinsam die neuen Touren durch, die Cheffe geplant hatte.
Ich selber hätte an diesem Tage einfach Feierabend machen sollen. Aber ich war so doof zum Chef raufzugehen, um mich ins Wochenende zu verabschieden. Der Chef fragte mich, ob ich auch mal schauen möchte, wie die neuen Touren aussehen. Ich hatte nicht wirklich die Wahl  entweder nein zu sagen und nach Hause zu gehen oder eben zu bleiben und zu sehen, was Cheffe da verzapft hatte. Also bin ich innerlich seufzend geblieben und habe mit meinem Kollegen und dem Chef die neuen Touren auf dem Computerbildschirm betrachtet. Ich dachte mir schon, dass die Touren fernab jeglicher Realität sein würden, waren sie doch von einem Theoretiker geplant, der nicht wissen konnte, wie es draußen aussieht.

Ich habe mir eigentlich jeden Kommentar verkniffen, weil ich einfach nur nach Hause wollte. Aber für die frühe Tour am Sonntag Abend war die Planung so fehlerhaft, da konnte ich meinen Mund nicht halten. Die Tour war innerhalb der erlaubten 10 Stunden Arbeitszeit gar nicht zu schaffen und auch sonst wäre sie ziemlich an der Grenze des Erträglichen. Nach einigem fruchtlosen Palaver schlug ich letztendlich vor, dass ich diese Tour zusammen mit einem der dafür vorgesehenen Fahrer abarbeite und über die Probleme berichte.  Ich Doofer! Chef war damit einverstanden und mit 2 Stunden Verspätung habe ich dann Feierabend gemacht.

Oh Gott, was bin ich doch für ein Blödmann gewesen.  Warum kann ich nicht einfach mal die Fresse halten und alles so laufen lassen? Ich selber hätte die Tour ja nie fahren müssen. Vielleicht liegt es daran, dass ich nicht aus meiner Haut konnte und immer danach gehandelt habe, dass ich niemandem etwas zumuten kann, was ich mir nicht auch zumuten würde. Die heutige Generation ist da wohl anders gestrickt, aber das soll nicht Thema dieses Postes sein.
Der Sonntag rückte näher und wie konnte es auch anders sein, das Wetter verschlechterte sich zusehens. Es schneite, wie es bisher im ganzen Winter nicht geschneit hatte. Abends um 19 Uhr wollte wir mit der Tour beginnen. Mein Kollege war bereits da, als ich in der Firma ankam. Wir beluden die Zugmaschine und den Anhänger und sind dann sofort rausgefahren. Die Straßen waren zu diesem Zeitpunkt schon ziemlich glatt und es war kein Ende abzusehen, wann der Schneefall aufhört.

Archivfoto ohne Zusammenhang mit den Ereignissen

Es war ein Segen für meinen Kollegen, dass wir heute zu zweit waren. Man bekommt dicke Arme, wenn man Rollcontainer durch den Schnee ziehen muss, die teilweise um die 200 kg und mehr wiegen. Nachts sind weder Straßen noch Bürgersteige geräumt, erst recht nicht am Sonntag. Eigentlich war der Versuch jetzt schon gescheitert. Unter diesen Bedingungen ließ sich nicht wirklich feststellen, ob die Tour zu schaffen ist oder nicht. Mein Kollege und ich versuchten also das Beste aus der Situation zu machen und waren hinterher auch einigermaßen pünktlich.

Es schneite die ganze Nacht bis ca. 5 Uhr morgens. Es müssen ungefähr 30 cm gewesen sein, die da auf den Straßen lagen. Das Malheur begann in Bochum-Langendreer, als wir den Anhänger abstellen mussten, weil bei den nächsten zwei Kunden die Zufahrt mit dem kompletten Gespann nicht möglich war. Wir stellten den Anhänger an einer Landstraße mit Seitenstreifen ab. Der Seitenstreifen war natürlich hoch mit Schnee bedeckt. Mit der Zugmaschine sind wir dann die letzten 2 Kunden angefahren und haben drei Kreuze gemacht, als wir endlich fertig waren.

An der Landstraße angekommen wo der Anhänger stand, gab es dann ein paar Probleme beim ankuppeln. Der Kollege fuhr rückwärts an den Anhänger heran. Kurz bevor die Zugöse auf die Anhängerkupplung traf, drehten die Antriebsräder durch. Kein Problem haben wir gedacht. Ich machte den Anhänger auf und holte von der Ladefläche eine Schüppe und Streusalz, das wir in weiser Voraussicht mitgenommen hatten. Ich fing also an, den Schnee unter den Antriebsrädern wegzuschaufeln und mit Streusalz zu bearbeiten. Der Kollege unternahm dabei immer wieder den Versuch, an den Anhänger heranzufahren.
Er muss wohl zuviel Gas gegeben haben, denn der Lkw machte auf einmal einen Satz, weil er plötzlich Grip bekam. Die Deichsel des Anhängers schob sich laut in das Fangmaul hinein. Aus meiner Position heraus, ich stand seitlich an den Hinterrädern, konnte ich nur erkennen, dass das Zugseil, mit dem das Fangmaul normalerweise geöffnet wird, ganz eingezogen war. Ein Zeichen, dass der Bolzen gefallen ist, der die Zugmaschine mit dem Anhänger verbindet. Mein Kollege kroch dann unter die Zugmaschine und kuppelte die Anschlüsse an. Ich ging derweil nach hinten zum Anhänger und verstaute Schüppe und Streusalz. Mein Kollege und ich waren gleichzeitig fertig und wir stiegen ein. Es war auch mein Fehler! Ich hätte nachsehen müssen, ob die Verbindungen alle ordnungsgemäß geschlossen sind. Ich hätte mich nicht darauf verlassen sollen, dass mein Kollege das macht. Es wäre zu billig, jetzt ihm die Schuld alleine in die Schuhe zu schieben.

Ich muss gestehen, ich war froh, wieder im warmen Führerhaus zu sitzen. Meine Füße waren eiskalt und naß. Meinem Kollegen ist es bestimmt ebenso ergangen, denn er drehte die Heizung auf. Außerdem waren wir hndemüde. Es war bereits 8 Uhr am Morgen und wir waren insgesamt etwas mehr als 11 Stunden unterwegs gewesen. Und dann ging es endlich Richtung Heimat zum Hof. Wir sind in Witten-Zentrum auf die A 44 gefahren und dann auf die A43 Richtung Herne. Ich schwöre, ich habe nichts bemerkt, genausowenig wie mein Kollege. Kurz vor Bochum-Riemke hupte uns ein Autofahrer auf der Überholspur an und deutete mit dem Finger immer nach hinten. Mein Kollege wurde plötzlich leichenblaß, nachdem er in den Spiegel geschaut hatte. Der Anhänger war weg. Es wird immer erzählt, man müsste das merken, wenn der Anhänger abreißt. Es muss doch einen Ruck geben oder sowas in der Art. Aber das stimmt nicht. Wahrscheinlich haben wir nichts bemerkt, weil der Anhänger leer war. Wir sind dann sofort an der Ausfahrt runter und zurück gefahren. Im Kreuz Bochum haben wir dann auf der anderen Fahrbahnseite unseren Anhänger gesehen. Er ist auf dem Schnee auf den Seitenstreifen gerutscht und sauber zum Stehen gekommen.


Mein Kollege musste jetzt wohl oder übel die Polizei rufen. Zu Recht machte er sich Gedanken, welche Strafe ihn erwarten würde. Schließlich war er der Fahrer und er war nach dem Gesetz verantwortlich für diese Situation.


Bei allem Verständnis für die Situation und dem Adrenalin, welches hier freigesetzt worden ist, sollte der Kollege besser nicht so lässig hinter der Zugmaschine stehen. Bei dieser Witterung ist das eindeutig zu nah an der Fahrbahn.


Die Polizei kam dann auch sehr rasch. Seine und meine Fahrerkarte wurde ausgelesen. Weil wir zu zweit waren, gab es nichts zu beanstanden. Im Team dürfen wir ja pro Schicht 20 Stunden ohne Ruhezeit ein Fahrzeug lenken. Wäre der Kollege alleine gewesen, hätte er einen derben Verstoß gehabt, denn mehr wie 10 Stunden darf er nicht arbeiten. Die Sitten sind rauh, wenn man als Lkw-Fahrer unterwegs ist. So aber war die Fahrerkarte in Ordnung. Weil bei dem Unfall kein Dritter zu Schaden gekommen ist, verzichteten die Polizisten auch auf den üblichen Obulus von 35 Euro, den sie sonst dafür kassieren.

Man konnte jetzt auch deutlich sehen, was passiert ist. Als die Zugmaschine beim Ankuppeln den Satz nach hinten machte, hat die Zugöse der Deichsel das Fangmaul seitlich durchstoßen. Das Fangmaul selber besteht ja nur aus Gußeisen, weil es nichts zu halten hat. Durch den Stoß ist auch der Bolzen gefallen. Allerdings nicht in die Zugöse hinein, wo er hin sollte, sondern daneben. Der Bolzen klemmte jetzt die Zugöse in kaputten Fangmaul ein. Im Kreuz Bochum hat dann das Material der Belastung nicht mehr standgehalten. Das Stück, welches die Öse bzw. die Deichsel noch festgehalten hatte, muss wohl ganz rausgebrochen sein. Der Anhänger löste sich. Wenn der Anhänger sich löst und der Luftschlauch abreißt, macht er automatisch eine Vollbremsung.

Auf dem Foto unten sieht man links am Fangmaul das Loch, welches die Deichsel gestoßen hatte. Der Bolzen ist hier zwar oben, aber den hatte der Polizist nach oben gezogen. Er war vorher unten gewesen.


Jetzt blieb nur noch, den Anhänger von der Autobahn zu kriegen. Wir konnten ihn selbst nicht mehr aufnehmen, weil die Anschlüsse alle abgerissen waren und sich der Anhänger ohne Luft keinen Millimeter bewegen würde. Man kennt ja mittlerweile alle Abschlepper in der Umgebung und deshalb habe ich den Klotzbach angerufen, der seine Firma in Bochum hat. Wir selber hatten es nicht weit zur nächsten Werkstatt. Die war eigentlich schon in Sichtweite, aber eben durch die Autobahn auch wiederum weit weg. Der Klotzbach kam dann nach einer gewissen Zeit. Er hatte bei dieser Witterung ziemlich viel zu tun. Er nahm dann den Anhänger auf und schaffte erstmal provisorisch einen neuen Anschluß für die Luftleitung. Danach konnte er ihn wegziehen zur Werkstatt. Wir sind ihm dann mit der Zugmaschine gefolgt. Nachdem wir in der Werkstatt alle Formalitäten für die Reparatur erledigt hatten, ließen wir uns mit einem Taxi zur Firma kutschieren. Um 13 Uhr haben wir dann endlich Feierabend gemacht, nach gut 17 Stunden. Ich hatte erbärmlich gefroren und ständig nasse Füße gehabt. Das ist nicht ohne Auswirkung geblieben. Noch am selben Tag hat es mich von den Socken gehauen und ich war so krank, dass ich dachte, ich muss sterben. So schlimm hatte ich es noch nie. Als ich dann wieder halbwegs hergestellt war, schwor ich mir, sowas nie wieder durchzumachen. Bis jetzt habe ich das auch nicht und die Wahrscheinlichkeit ist gering, dass es noch mal passiert. Wenn es jetzt schneien sollte, bleibe ich einfach im Bett, zumindest aber in meiner warmen "Bude".

Vom Malocherviertel zur elitären Millionärssiedlung

Ich kannte den Dortmunder Stadtteil Hörde noch, als dort Stahl gekocht wurde und der Himmel nachts rotglühend erhellt war. Ich war mit meinem Lkw nachts in Hörde unterwegs und habe dort einen Bioladen beliefert.
Stahl wird in Hörde nicht mehr gekocht. Das Phoenix-Werk ist dicht gemacht worden und teilweise wurde das ehemalige Werksgelände zu einem Naherholungsgebiet ausgebaut. Der Phoenix-See ist entstanden und damit auch eine enorme Auffwertung des Stadtteils. Ein Paradies für Baulöwen, die Eigentumswohnungen und Eigenheime zu stolzen Preisen verkaufen konnten. Für den Normalbürger wohl unerschwinglich, für gut betuchte aber eine feine Adresse.

Ich war neugierig, wie sich Hörde verändert hatte und wollte mir das mal mit eigenen Augen ansehen. Immerhin war ich mindestens 10 Jahre nicht mehr dort gewesen.
Mit der Nordwestbahn bis ich dann bis Dortmund Hauptbahnhof gefahren. Die Bahn hält an jedem Kuhbahnhof und ich war ziemlich lange unterwegs. Mit der U-Bahn ( U 41) bin ich weiter nach Hörde-Bahnhof gefahren. Natürlich ist mein Fahrrad wie immer dabei.

Archivfoto

Vom Bahnhof Hörde aus ist es ein Katzensprung bis zum See. Ich habe kaum etwas wiedererkannt, so hat sich dieser Stadtteil verändert.


Auf der Promenade lässt es sich gut spazieren gehen und natürlich sind auch die entsprechenden Restaurationen vertreten. Das leibliche Wohl kommt nicht zu kurz, wenn man Geld in der Tasche hat. Ist eben alles ein wenig vornehmer geworden.



Tja, und dann gibt es noch die Leute, für die stellt eine Fahrt mit dem Segelboot auf dem See die wahre Glückseligkeit dar. Der See selber ist ja nicht groß und eigentlich kann man immer nur in die Runde fahren. Ist wie damals, als ich Kind war. Da bin ich mit dem Segelboot im Kinderkarussell Runde um Runde gefahren und ich fand das toll. Die Segler hier müssen wohl das gleiche Gefühl haben. Aber ob das wirklich was für die Dauer ist...?


Und weil die Glückseligen auch noch andere glücklich machen wollen, gibt es sogar eine Segelschule dort. Da üben Kinder dann, wie sie ihr Leben lang mit einem Segelboot immer in der Runde fahren können.
So ganz nebenbei offenbaren auch die Fotos von der Segelschule, welche Kästen da rund um das Ufer hingestellt wurden. Ehrlich, schön ist anders! Wenn ich die Kohle hätte um in einer solch excellenten Lage zu bauen, dann würde ich mir nicht eine von diesen Schachteln aussuchen. Aber wahrscheinlich verstehe ich zu wenig davon oder kann mich nicht in die Denke der Vermögenden hineinversetzen. Die halten das ja auch so, so wenig Gardine und Möbel wie möglich, weil das fein aussieht. Auch das wäre nichts für mich.




Eigentlich hat man den See ziemlich schnell umrundet. Am anderen Zipfel, weit weg von der Promenade mit den Restaurants etc. ist die Gegend etwas natürlicher gestaltet als der Rest. Hier ist auch die Emscher zu sehen, die aus Holzwickede kommt.


Es sieht nicht so aus, als ob die Emscher den Phoenix-See speist. Sie wird nämlich um den See herum geführt.


An dieser Stelle der Emscher, wenn man sich umdreht, befindet sich auch der einzige Weinberg in dieser Region.


Erwähnenswert ist auch noch der Thomas-Konverter, der auf einer kleinen Einbuchtung auf einer Art Insel aufgestellt wurde.


Wie ein Alien-Raumschiff steht es da, das Relikt aus einer vergangenen Zeit. In diesem Konverter wurde das flüssige Roheisen gerührt, von unerwünschten Schadstoffen befreit und zu Rohstahl verarbeitet. Man kann sich gar nicht vorstellen, dass früher Menschen in diesem Konverter von Hand mit großen Eisenstangen rumgerührt haben. Eine unglaublich harte Arbeit, vor allem wegen der Hitze.





Zurückblickend muss ich sagen, die Fahrt nach Hörde hat sich gelohnt. Ich werde das bestimmt im nächsten Sommer wiederholen.