Mit dem Fahrrad unterwegs

Wer Lust hat, kann hier meine Touren nachlesen, die ich mit dem Fahrrad unternommen habe. Radfahren bedeutet für mich Spaß und keineswegs Schinderei. Deshalb beträgt meine Durchschnittsgeschwindigkeit nie mehr als 14 km/h. Wer also sogenannte Trails mit anspruchsvollen Steigungen und Hindernissen erwartet, der ist hier falsch. Hier ist hauptsächlich "Gegend" zu sehen, mit Texten versehen. Neben meinen Radtouren schreibe ich hier zusätzlich noch ein paar Dinge auf, die ich interessant finde, die mich bewegt haben oder die ganz einfach zu meinem Umfeld gehören. Viel Spaß beim lesen.
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Montag, 30. September 2019

Einfach mal drauflos

Tour vom 22.09.2019

Habt ihr das auch manchmal? Da möchte ich spontan gerne eine Radtour machen und weiß nicht wohin. So war das auch am am letzten Sonntag gewesen, dem letzten Sommertag in diesem Jahr. Ich habe mir meinen Kopf jetzt nicht zerbrochen und bin einfach drauflosgeradelt.
Zunächst ging es durch die Nachbarschaft, natürlich auf verkehrsarmen Straßen. Hier kurz vor der Autobahnbrücke auf der Giebelstraße dachte ich so bei mir, dass es doch schon ziemlich herbstlich auf den Straßen aussieht. Ob die Stadt wohl bald dazu übergehen muss, den Radweg zu mähen anstatt ihn zu reinigen? Egal! In diesem Jahr lässt es sich ja noch gut darauf fahren. Wenn der Radweg im nächsten Jahr zugewachsen ist, fahre ich eben auf der Straße. Es ist sowieso ein Pseudo-Radweg.


Es geht zügig ein klein wenig bergab durch Schaffrath durch. Um diese Uhrzeit am Sonntag morgen ist noch nicht viel los auf den Straßen. Am Stegemannsweg nutze ich die kurze Verlängerung der Schaffrath-Promenade und bekomme somit einen kleinen Vorgeschmack auf mein eigentliches Ziel, irgendwo im Grünen.


Das letzte Stück des Stegemannsweges ist schon richtig ländlich. Kühe waren heute nicht auf der Weide, aber man konnte sie zumindest riechen.


Ich hätte jetzt auch abkürzen und über einen kleinen Trampelpfad die Fachhochschule hinter mir lassen können. Aber ich bin schon lange nicht mehr an der Schule vorbeigefahren und wählte den Bogen rechts um den Komplex herum. Ich bin eben von Natur aus neugierig und wollte sehen, was sich in den Jahren verändert hat.


Kaum hatte ich die Fachhochschule hinter mir, befand ich mich auch schon in Scholven, genauer in Bülse. Ich staunte nicht schlecht, als ich mich dem Bahnübergang näherte. Ich hatte Getreidefelder in Erinnerung bis zur Buschgrundstraße. Und jetzt standen da Neubauten und Häuser im Rohbau.


Über die Feldhauser Straße bin ich weiter gefahren Richtung Oberscholven. Es ging dezent bergab. Den Radweg neben der Halde Oberscholven hatte ich buckliger in Erinnerung. Schön, dass er eine neue Decke bekommen hat. Man merkt das sofort. Ab der Halde Scholven wurde es dann zwar nicht ländlich, aber wieder grün. Es waren nicht viele Autos unterwegs.
Das Ländliche begann nach dem Überqueren des Bellendorfsweg auf dem Fünfhäuserweg.


Mittlerweile hatte ich auch schon einen Plan, wo ich hin wollte. Es sollte über Dorsten nach Haltern gehen. Aus der Vergangenheit wusste ich, dass die Buerelter Straße fast schnurgerade nach Dorsten ging. Aber ich wollte ja nicht die kürzeste Strecke fahren sondern die schönste. Und dazu gehört nun mal, auch Landluft zu schnuppern. Ich habe also einen Bogen geschlagen.
Ländliche Hinterlassenschaften gab es dort reichlich. Nur erschnuppern konnte man sie nicht. Hätte ich meinen Fahrradanhänger dabei gehabt und eine Schüppe, dann wäre die Fahrbahn von mir gereinigt worden. Pferdeäppel sind ein guter Dünger. Aber ich war solo und auf einer Spaßfahrt, also bin ich drumrum gefahren. 


Diese kleine Extrarunde, der Schlenker bis zur Buerelter Straße, war Erholung pur. Es war, als ob ein Schalter umgelegt wird, der sofort für Wohlbefinden sorgt. Wie Urlaub eben. Und das in Gelsenkirchen.
Die Buerelter Straße ist nicht so der große Hit. Es ist eine Buckelpiste. Mit dem Auto merkt man das vielleicht nicht so, aber mit dem Fahrrad ist das nicht so angenehm. Wenn man in der Mitte fährt, dann geht es noch. Aber leider kann man nicht durchgängig mittig fahren, weil hier auch Autos fahren und es auch Gegenverkehr gibt.


Es ist nun aber nicht so, dass mir die Straße die Stimmung ruiniert hätte. Nein, da stehe ich drüber. Ich bin es schließlich gewohnt. Im Gegenteil hob sich meine Stimmung noch, als das Gelände offener wurde. Überall sah ich gelb blühende Felder. Zuerst wunderte ich mich, weil ich doch annahm, dass der Raps nur im Frühjahr blüht. Aber ich habe mir mittlerweile sagen lassen, dass es kein Raps ist, der dort blüht, sondern Senf. Und der wird auch nicht geerntet sondern im Frühjahr untergepflügt, als Dünger sozusagen.


So langsam verlasse ich Gelsenkirchen und komme nach Dorsten. Von der Brücke über der Bahnlinie geht der Blick auf die Niederlassung der Nordwestbahn. Schade, die fahren die Emschertalstrecke nicht mehr. Der Einstieg in diese Bahnen war wesentlich einfacher als es bei den  modernen Triebwagen der Deutschen Bahn heute ist.


Nur ein kurzes Stück, dann war es vorbei mit der Ruhe. Am Busbahnhof holte mich der Verkehrslärm ein. Es war nur ein kleines Stück, weil ich über den Kanal und die Lippe musste. Aber der Lärm war unbeschreiblich, wenn man vorher über ruhige Wege gefahren ist. Am schlimmsten war die Kreuzung, wo die B 224 den Knick Richtung Kanal machte.


Wie schon erwähnt, war es nur kleines Stück voller Lärm. Hier habe ich um der Ruhe willen auch einen kleinen Schlenker gemacht. Über die Eisenbahnbrücke bin ich einen ziemlich abenteuerlich aussehenden Weg gefahren.


Nun war es ja nicht so, dass ich den Schlenker geplant hatte. Ich wusste echt nicht, wo ich rauskomme, wenn ich geradeaus weiterfahre. Einzig die Tatsache, dass der Weg beleuchtet war, machte mir Mut. Ich würde wohl nicht irgendwo in der Pampa landen.


Der Weg endete an der Halterner Straße. Eigentlich endete er hier nicht, weil der Wegweiser mir sagte, ich soll geradeaus weiter. Eben deshalb, weil ich die Halterner Straße überqueren musste, wusste ich, dass ich einen Bogen gefahren bin. Nach der Überquerung kam ich am Bahnhof Hervest vorbei.
Ich folgte dem Wegweiser zum Hervester Bruch. Und bald kam mir die Gegend auch bekannt vor. Ich liebe solche Gegenden.



Die Fahrt durch den Hervester Bruch ist ein richtiges Event. Beim letzten Mal, als ich dort war, waren die Gräben voller Wasser gewesen. Der Tümpel, in dem sich die Büffel in Wellness übten, ist merklich kleiner geworden. Aber vielleicht kommt mir das auch nur so vor, weil die Wiesen eine radikale Rasur bekommen hatten. Ich kenne das nur mit mannshohem Gras und Schilf. Irgendwie sah das Ganze nackt aus. Aber cool war es trotzdem.


Hinter dem Hervester Bruch ging es mit viel Wald weiter. Über die Wege konnte man nicht meckern und auch nicht über die Beschilderung. Verfahren konnte man sich nicht. Nervig war es nur einmal. Ich hatte hinter mir eine kleine Gruppe junger Leute, die selbst im Wald nicht ohne ihre Hottentottenmusik auskommen und das möglichst laut. Hier habe ich eine kleine Pause eingelegt, damit die Jugendlichen einen großen Vorsprung bekommen.


Ich kam relativ früh am Halterner Stausee an. Zu früh, um schon nach Hause zu fahren. Der See selbst bot einen traurigen Anblick. Nach meiner Einschätzung fehlen ihm bestimmt 2 Meter. Die Bootsstege waren nicht benutzbar und auch die Slipanlage endete auf dem Trockenen.


Weil es noch so früh war, beschloß ich, einmal um den See herumzufahren. Ich hatte dabei den Hintergedanken, mir ein kühles Bierchen zu gönnen.
An der südlichen Staumauer floß ziemlich kläglich die Stever. Sie muss wohl schon länger so vor sich hindümpeln, denn es war da unten ziemlich bewachsen. So kläglich wie die Stever vor sich hinfloß, so bunt und lebendig wirkte das Gesamtbild. Da kann selbst so ein Banause wie ich zum Poeten werden.


War es bis hierhin am See noch ziemlich ruhig, so steppte am Hotel Seehof der Bär. Hier musste ich mein Fahrrad sogar schieben, weil es kein Durchkommen gab. Der See selber präsentierte sich an dieser Stelle mit kahlem sandigem Ufer.


Und auch der Verkehrslärm hatte mich wieder. Dazu kam noch jede Menge Staub.  Es war ein ständiges Kommen und Gehen an Motorrädern. Der "Jupp unner de Böcken" machte noch einmal richtig Kasse, bevor die Saison ausklingt.


Ich hatte wohl Bierdurst, verzichtete dann aber darauf. Es war mir einfach zu voll. Alleine vorne an der Theke war eine riesige Schlange. Bis ich da ein Bier habe, bin ich ausgetrocknet. Ich bin weitergefahren. Lieber trinke ich mein warmes Mineralwasser, was ich immer reichlich dabei habe.


Am Ostufer sah der Stausee schon besser aus. Wahrscheinlich sah es nicht so trostlos aus, weil das Ufer-Relief nicht so eintönig war.


Der Bootsverleiher macht selbst in der kleinsten Pfütze noch Umsatz.


Es stimmt mich traurig, wenn ich mir die Stever betrachte, die hier den Stausee speist. Das ist nur noch ein Rinnsaal.


Kurz danach wurde es wieder voll. Die parkplatzsuchenden Autos nervten total. Keine Ahnung, was hier so toll war, dass die Leute sich hier so knubbeln. Ich habe das Weite gesucht.


Und dann kam ich doch noch zu meinem Bierchen. Am Nordufer lud ein Schild am Wegesrand in den Biergarten vom Tennisclub ein. Dem bin ich gefolgt. Ich war der einzige Gast und genoß die Stille und das Bier.
Von da aus war es nur noch ein Katzensprung zum Bahnhof. Mit der S 9 bin ich dann wieder nach Hause.

Sonntag, 29. September 2019

Eine Spritztour zu den Baggerseen

 Tour vom 15.09.2019

Heute sollte ein schöner Tag werden, nicht nur wettermäßig. Der Plan war, von Wesel aus erst linksrheinisch bis zur Reeser Schanz zu fahren und dann rechtsrheinisch zurück. Gestartet bin ich vom Bahnhof Altenessen aus, mit Zwischenstation in Oberhausen. Ich habe dann den RE 42 erwischt, der aufgrund einer Baustelle über Altenessen und Oberhausen fuhr.


Kaum in Oberhausen angekommen, konnte ich ohne Wartezeit gleich in den RE 19 nach Arnheim umsteigen. Erwartungsgemäß war der Zug ziemlich voll. Einen Sitzplatz habe ich nicht bekommen. Aber das war auch nicht schlimm. Man ist ja recht zügig in Wesel.

In Wesel bin ich gleich in Richtung Rheinbrücke gestartet. Unweigerlich kommt man an den Kasematten vorbei, allerdings hatte ich keinen Museumsbesuch eingeplant.


Die Rheinbrücke war schon in Sichtweite. Es ist ein ziemlich lautes Fleckchen Erde hier. Der Strom der Autos reißt nicht ab. Die erste Brücke überspannt die Lippemündung.


Danach geht es gleich auf der großen Brücke über den Rhein.


Schlagartig wurde es hinter der Brücke ruhiger. Auf dem Rheindeich, und manchmal auch unterhalb des Deiches, ließ es sich gemütlich und abgasfrei fahren. Und auch für das Auge gab es genug interessante Eindrücke.


Nur ein klein wenig später kam dann Birthes Büdchen, wo man sich ein wenig erfrischen konnte. Ein kleines Bier auf dem Deich habe ich mir gegönnt. Ich hatte damit gerechnet, dass es dort sehr voll ist und ich keinen Platz mehr bekomme. Aber ich hatte Glück. Birthes-Büdchen ist bekannt für ihre leckeren Nussecken. Aber Kuchen ist nicht so mein Ding, deshalb habe ich die erst gar nicht probiert. Man kann dort auch sein Pedelec (Ich habe keines, fahre noch mit Muskelkraft) aufladen und findet eine saubere Toilette vor. Ist also wärmstens zu empfehlen.



Hinter dem kleinen Ort beginnt das Naturschutzgebiet Bieslicher Insel. Man radelt mittendurch.



In Höhe der Beobachtungsstation stieß ich dann wieder auf den Fluß. Was denn nun genau beobachtet wird, habe ich bis jetzt noch nicht herausgefunden. Aber sie war auf jeden Fall besetzt.


Nur ein kleines Stück weiter tobte der Bär, wie man so schön sagt. Die Plätze im Biergarten und Restaurant waren alle besetzt. Keine Chance auf eine Pause. Gut, dass ich die Pause schon vorher bei Birthe gemacht habe. Und auch die Fähre machte wohl heute ein gutes Geschäft.


Weiter ging es dann durch Xanten durch. Ich bin auf dem offiziellen Radweg geblieben und nicht durch die Innenstadt gefahren. Entsprechend brauchte ich auch keine Autoabgase einatmen. Ich bin durch eine ruhige Anwohnersiedlung sowie am Rande einer Ausgrabungsstätte gefahren und kam dann am südlichen Zipfel der Xantener Südsee raus.


Ich bin am linken Ufer der Südsee weitergefahren. Dir rechte Seite wäre schattiger gewesen. Aber da ein stetiger Wind wehte, merkte ich das nicht so. Dafür hatte ich auf dieser Seite eine bessere Aussicht auf den See.


Hinter dem Strandbad, das zu meinem Erstaunen überhaupt nicht voll war, sah ich dann etwas ganz cooles. Da ist gerade ein Ausflugsschiff in den See gefahren und dafür hat sich eine Hebebrücke gehoben. Unter normalen Umständen wäre mir gar nicht aufgefallen, dass diese Brücke eine Hebebrücke ist. Ich wäre einfach drübergefahren.



Hinter der Brücke kam ich dann an die Xantener Nordsee. Was das Wasser angeht, kann ich mich heute nicht beklagen. Das gab es reichlich zu sehen.



An der Nordspitze der Nordsee bin ich wieder in Richtung Rhein gefahren.


Ich muss sagen, dass die Fahrt auf dem Rheindeich hier sehr angenehm war. Das Fahrrad rollte nur so dahin. In Höhe Vynen konnte ich dann das Kunstwerk in Form eines Schiffes bewundern. Ich denke, dieses Bauwerk wird täglich wohl tausendmal abgelichtet.



In Obermörmter wurde der Radweg durch den Ort abgeleitet. Das war gar nicht so verkehrt, denn es bescherte mir ein wenig Abwechslung für das Auge. Unter anderem bin ich auch an einem Campingplatz vorbeigefahren. Dort sah ich eine Kuh, die sich etwas Heu reinzog. Sie stand direkt neben dem Zaun einiger Camper. Ich dachte so bei mir, dass die Camper morgens die Milch zum Nulltarif direkt vor der Haustür haben.


Nach kurzer Zeit kam ich dann an meinem ersten Etappenziel an, die Reeser Schanz. Auch hier, wie in Xanten, war die Fähre gut ausgelastet. Es war so voll, dass ich nicht in der Lage war, auf dem Schiff Bilder zu machen. Ich hätte nur Leute fotographieren können.


Wie gut die Fähre in Anspruch genommen wurde, zeigte sich am anderen Ufer in Rees ganz deutlich. Bei diesem schönen Wetter hatte wohl eine ganze Völkerwanderung begonnen. Es sei hiermit jedem gegönnt und schließlich habe ich mich an dieser Wanderung ja auch beteiligt.


Von Rees aus ging es wieder zurück nach Wesel, diesmal nur auf der anderen Rheinseite. Anfangs bekam ich aber vom Rhein nicht viel mit. Es ging an verschiedenen Baggerseen vorbei, in denen noch Kies und Sand gefördert wurde.





Hinter den Baggerlöchern ging es dann auf dem Rheindeich weiter über Bieslich bis Wesel.



Hinter der Grav-Insel, einem riesengroßen Campingplatz, habe ich den Rhein verlassen. Über Flüren bin ich durch die Innenstadt von Wesel zum Bahnhof gefahren.