Mit dem Fahrrad unterwegs

Wer Lust hat, kann hier meine Touren nachlesen, die ich mit dem Fahrrad unternommen habe. Radfahren bedeutet für mich Spaß und keineswegs Schinderei. Deshalb beträgt meine Durchschnittsgeschwindigkeit nie mehr als 14 km/h. Wer also sogenannte Trails mit anspruchsvollen Steigungen und Hindernissen erwartet, der ist hier falsch. Hier ist hauptsächlich "Gegend" zu sehen, mit Texten versehen. Neben meinen Radtouren schreibe ich hier zusätzlich noch ein paar Dinge auf, die ich interessant finde, die mich bewegt haben oder die ganz einfach zu meinem Umfeld gehören. Viel Spaß beim lesen.
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Donnerstag, 17. Oktober 2019

Mitten durch das Quartier

Mein Hintern hatte sich so langsam von der Tour am Sonntag erholt und ich konnte mich wieder auf den Sattel wagen. Der Morgen war noch sonnig, aber für den Nachmittag ist Regen angesagt worden. Da der Mensch sich nun mal bewegen muss, wenn er nicht einrosten will, habe ich mit dem Fahrrad eine kleine Runde durch das Quartier gemacht. Das Quartier ist der Stadtteil Horst in Gelsenkirchen, wo ich wohne. Und die kleine Runde, das waren genau 12,5 km.

Startpunkt ist die ehemalige Galopprennbahn. Hier bin ich auf der früheren Gegengeraden, auf die ich von der Johannastraße aus reingefahren bin.


Der Blick geht in den Innenraum, wo sich heute ein Golfplatz befindet. Der Rand des Golfplatzes bzw. des Geläufs ist mittlerweile dicht bewachsen. Aber es werden immer künstlich einige "Fenster"  freigeschnitten, damit man auch mal einen Blick darauf werfen kann. Nur der Ömmes auf dem Dach des Nordsternturmes im Hintergrund, der potthäßliche Herkules, hat immer einen freien Blick.


Nur ein Stückchen weiter sind dann auch schon ein paar Golfer unterwegs. Sie erfüllen nicht das Klischee mit karierten Hosen und Schirmmütze. Als der im roten T-Shirt den Ball geschlagen hatte, rief ein andere "Bördie" oder so ähnlich. Keine Ahnung, was das bedeutet. Und der im grünen T-Shirt brauchte für einen Ball, der nur einen knappen Meter vor dem Loch lag zwei Schläge. Es ist unterhaltsam, den Herren beim Spiel zuzusehen.


Links vom Weg, als vom Golfplatz abgewandt, ist alle paar Meter Totholz gestapelt. Es ist sozusagen ein Wohnungsbauprogramm für Insekten und Kleintiere, die darin Schutz finden.


Im Eingang des Schlußbogens, um mal beim Rennbahn-Jargon zu bleiben, ist ein weiterer Tummelplatz für Insekten und Kleintiere angelegt worden. Jedenfall für diejenigen, die Sand, Kiefern und damit auch viel Wärme lieben.


Immer noch eingangs des Schlußbogens ist eine kleine Vertiefung, die in der feuchten Jahreszeit regelmässig unter Wasser steht und wie ein kleiner Teich anmutet. Normalerweise ist das keine Erwähnung wert. Aber es ist noch gar nicht lange her, da hat ein Jugendlicher mit seinem Auto auf dem Geläuf gedriftet, wie er es nannte. Was immer das auch sein mag, dieses Driften, es ist schiefgegangen. Er ist in diese Vertiefung auf dem Bild gerutscht und kam nicht mehr raus. Zu der Zeit stand sie unter Wasser. Dies nur mal nebenbei.


In der Mitte des Schlußbogens ist ein besonders wüster Haufen Totholz abgelegt worden. Hier hört man im Winter die Igel schnarchen.


Und auch der Herr Grabowski ist in diesem Paradies für Kleintiere zu Hause. Bisher hat er seine Haufen nur links und rechts vom Geläuf hinterlassen. Den Golfplatz hat er bisher verschont. Das ist wohl sein Glück. Die Golfer mögen die Grabowskis nämlich nicht so sehr, zumindest nicht auf ihrem Platz. Bleibt zu hoffen, dass sich der grabende Geselle nicht verirrt. Unter der Erde ist es ja dunkel.


So langsam nähere ich mich der Zielgeraden. Die jungen Bäume haben hier ordenlich an Größe und Umfang zugenommen. Die Mitarbeiter von Gelsendienste hat man im Sommer auch öfter gesehen, wie sie den jungen Bäumen Wasser gespendet haben. Gute Pflege ist wichtig. Irgendwann wird mal eine schattige Allee daraus.


Kurz vor der Start-/Ziellinie an dieser Stelle befand sich die Tribüne II, also die Tribüne für das einfache Volk. Heute stehen dort Einfamilienhäuser.


An der Ziellinie war früher nicht nur die Ehrentribüne sondern auch der Absattelring und das Waagehaus. Im Waagehaus wurden die Jockeys gewogen und bekamen aus Gründen der Gleichheit Gewichte in ihre Satteltaschen. Zusätzliche Gewichte gab es auch für die Pferde, die schon viele Rennen gewonnen hatten.
Das Waagehaus ist sehr zum Bedauern der Einheimischen abgerissen worden. Nun entsteht hier ein Kindergarten, der auch schon fast fertig ist.


Das ehemalige Geläuf ist fest mit in den Horster Schloßpark integriert. Man fährt automatisch auf riesige alte Platanen zu und blickt auf den hinteren Teil des Horster Schlosses.


Ich fahre jetzt einmal links um das Schloß herum. Dazu muss ich zwischen der Vorburg und dem Aufgang zur Glashalle durch. Die Vorburg, das ist der nagelneu aussehende Teil der Anlage.


Nur ein paar Meter weiter komme ich an einem Gedenkstein vorbei. Jetzt wohne ich schon seit 1973 in Horst und weiß echt nicht, wer da auf diesem Findling abgebildet ist. Auf jeden Fall sieht der Mann sehr alt und streng aus, so, als ob er noch aus dem 19. Jahrhundert stammt. Auch ein wenig Recherche im Internet hat mich nicht weitergebracht. Schande über mich.


Wenn ich mich am Gedenkstein, für wen auch immer, umdrehe, fällt mein Blick auf die Glashalle des Schlosses. In der Glashalle herrscht eine besondere Akustik. Deshalb wird sie auch gerne für klassische Konzerte genutzt. Aber auch einige Versammlungen oder Märkte werden darin abgehalten.
Ansonsten ist hier auch das Standesamt untergebracht und das Büro des Bezirksbürgermeisters.


Traurig ist nur, dass hier mal ein Spielplatz für Kinder war, der klammheimlich entfernt wurde und stattdessen durch einen Parkplatz ersetzt wurde.


In dem Gebäude der Vorburg waren früher die Jockeys untergebracht. Die wohnten da. Ich glaube, früher waren hier sogar Pferdeställe. Aber genau weiß ich es nicht mehr.


In diesem Teil der Vorburg ist die Leihbücherei und das Bürgercenter untergebracht. Und auch eine historische Druckwerkstatt gibt es in dem Gebäude. Bei festlichen Anlässen ist die Druckwerkstatt auch der Öffentlichkeit zugänglich.


Gegenüber vom Schloß ist der Marktplatz. Es ist einer der wenigen Orte, wo der Wochenmarkt noch funktioniert und jeden Mittwoch richtig was los ist. Für Fahrzeuge ist der Platz gesperrt. Ich befürchte aber, wenn die Zweckbindung aufgrund von früheren Fördergeldern ausläuft, dass daraus ebenfalls ein Parkplatz wird. Heutzutage wird ja jeder freie Raum als Parkplatz in Beschlag genommen. Man wird förmlich davon erdrückt.


Von vorne bietet das Schloß einen zwiespältigen Anblick. Neu- und Altbau sind nicht klar zu trennen und gehen ineinander über. Schloß Horst war im Grunde eine baufällige Ruine gewesen, als die Stadt es gekauft hatte. Vieles musste ersetzt werden, was gar nicht so einfach war. Das alte Gemäuer stand überhaupt nicht lotrecht und in/an die schiefen alten Wände mussten neue Wände angepasst werden. Ich finde, es ist gut gelungen. Dass es wirklich gut gelungen ist, sieht man hauptsächlich, wenn man es von innen betrachtet.


Wie sich neue und alte Mauern ergänzen sieht man an der Seite des Schlosses. In der ehemaligen Gräfte ist das bepflanzte Wappen des Stadtteils Horst zu sehen, der Horster Löwe. Die Gräfte war auch früher mit Wasser gefüllt und man konnte darauf Boot fahren. Durch Bergsenkungen wurde es hinterher aber schwierig, diese Gräfte immer wieder aufzufüllen. Wasser fließt nun mal nicht bergauf. Also hat man die Gräfte nun nur noch angedeutet.


Dieses Andeuten der Gräfte kann man auf dem folgenden Foto gut erkennen.


Nachdem ich das Schloß umrundet habe, fahre ich wieder Richtung ehemalige Rennbahn. Neben dem damaligen Waagehaus ist ein Spielplatz angelegt worden, der thematisch an Pferde erinnert.


Gleich daneben ist wieder der Neubau des Kindergartens, diesmal nur von vorne. Auch sonst wird hier fleißig gebuddelt.Es wird auch Zeit, dass die Straße endlich fertiggestellt wird. Über viele Jahre war das nur eine Baustraße gewesen.


Gegenüber vom Waagehaus/Kindergarten war damals der Führring gewesen. Da wurden die Pferde und Jockeys der Öffentlichkeit vorgestellt, bevor sie an den Start gingen. Heute steht auf dem Führring dieser Neubau. Ein Alten- und Pflegeheim entsteht hier. Der Standort ist wirklich eine gute Wahl.


Ich fahre nun weg vom Schloßpark und von der Rennbahn in Richtung Horst-Süd. Auf der Markenstraße erkennt man ein Kuriosium, das schiefe Haus von Horst. Ich nehme an, es ist durch Bergsenkungen so schief geraten, aber genau weiß ich es nicht. Es war schon immer da und ich hatte es nie hinterfragt. Auf jeden Fall kann man die Tasse mit dem Morgenkaffee nur halb füllen. Voll geht nicht, weil es sont überschwappen würde. Und alle runden Teile rollen in den Wohnungen unweigerlich nach rechts.



Im weiteren Verlauf der Markenstraße geht es durch die Einkaufsstraße. Fußgängerzone ist die Straße ja schon lange nicht mehr. Man hat sich mehr Umsatz davon versprochen, wenn die Straße wieder von Autos befahren werden kann. Äußerlich sieht man nur wild parkende Autos.


Am Ende der Einkaufsstraße ist der Marktplatz Horst-Süd. Der wird, wie könnte es auch anders sein, als Parkplatz genutzt. Am Rande des Parkplatzes wacht Oma Kinski, die Fischfrau, über die Horster. Ihre Nachfahren verkaufen übrigens immer noch Fisch in Horst und genießen einen exellenten Ruf.


Von Oma Kinski aus ist es nur noch ein Katzensprung zur Mühlenemscher. Früher war das mal eine sogenannte Köttelbecke gewesen. Mittlerweile ist sie schon etliche Jahre sauber. Und wenn es ordentlich geregnet hat, führt sie auch sichtbar Wasser.


Der Mühlenemscherweg verbindet den nördlichen Zipfel von Essen-Karnap mit dem Nordsternpark. Er ist auch Ausgangspunkt für die Naturroute bis zur Ruhr in Essen-Steele. In erste Linie aber ist es ein Naherholungsgebiet im Horster Süden.


Normalerweise fahre ich von hier aus mitten in den Nordsternpark rein. Heute bin ich aber mal die Straße Am Bugapark entlang gefahren. Hier kann man ständig irgendwelche Bautätigkeiten sehen. Nach mittlerweile 20 Jahren, so alt ist diese Straße, sieht es immer noch aus wie ein Neubaugebiet.


Auf der gleichen Straße war auch die Zufahrt zum ehemaligen Spinnrad-Lager. Schade, dass es Spinnrad nicht mehr gibt. Spinnrad war ein Laden, den man eigentlich nicht als Drogerie bezeichnen konnte, eher als Geschenkeladen. Aber interessant war er allemal.


Gegenüber wurden die Kohlensäurepatronen produziert für die Sprudler, mit denen man Leitungswasser in Limonade verwandeln konnte. Diese Kohlensäurepatronen sind auch von Spinnrad vertrieben worden. Ob die dort immer noch hergestellt werden weiß ich nicht.


An der großen Treppe ging es vorbei in den Nordsternpark.


In den Gärten der Stadt hat man einen guten Blick auf die Pyramide. Ich ärgere mich jedesmal, wenn ich jemanden sehe, der da an der Seite den Hang hoch läuft. Aktuell läuft dort ein Mann, der zusätzlich noch ein Kleinkind auf der Schulter hat, was ziemlich leichtsinnig ist. Der Trampelpfad nach oben sieht total bescheuert aus.


Auf der Schlangenbrücke sah ich dann, dass der Kleingarten aus der Buga-Zeit plattgemacht worden ist. Wahrscheinlich hatte der Zigenmichel als Betreiber keine Lust mehr darauf gehabt. Er ist ja auch über die Jahre so vor sich hin verrottet.


Ein Anwohner hat in seinem Garten eine halbe Bananenplantage stehen. Er wird sie wohl schon abgeerntet haben. Er muss wahrhaftig einen grünen Daumen haben, wenn er die Bäume über den Winter kriegen will.


 Die neu angelegte Streuobstwiese am ehemaligen Kühlturm hat sich gut gemacht. Es wird sicher nicht mehr lange dauern, bis man sich dort bedienen kann.


Vom Nordsternpark bin ich rüber gefahren zum Friedhof Horst-Süd. Der grenzt an die BP-Raffinerie. Hier ist die Einfahrt zur Verladestation, wo ein ständiger Verkehr an Tankzügen herrscht. Die Anlage selber merkt man eigentlich nur selten. Außer natürlich, es liegt ein Störfall vor, was mit vermehrter Fackeltätigkeit verbunden ist. Die Fackeln, in denen die Gase verbrannt werden, sind dann kilometerweit zu sehen und sie machen auch ordentlich Krach. Das gleiche passiert auch nach einer Revision, wenn die Anlage wieder angefahren wird.


Über den Friedhof bin ich wieder zurück in Richtung Zuhause geradelt. Ich habe heute einen anderen Weg genommen und bin auf einen Grabstein als Erinnerung an 884 sowjetische Zwangsarbeiter gestoßen, die hier beerdigt sind. Ich halte solche Mahnmale für sehr wichtig, denn nichts ist schlimmer als das Vergessen.


Auf dem Weg nach Hause geht es hinter dem Friedhof vorbei an der Taubenhalle, die leider Ende des Jahres geschlossen wird. Von hier aus wurden die Tauben verladen und zu den Orten gefahren, wo sie aufsteigen konnten. In der Zeitung war zu lesen, dass die Taubenhalle ein Opfer von Spekulanten geworden ist.


Genau gegenüber ist das Arbeiter-Weiterbildungszentrum der MLPD. Manchmal ist hier ein reger Betrieb, zumal es auch als Hotel genutzt wird.


Eine Straße weiter auf der Johannastraße hat Herr Lorenz wieder sein Szenario zu Halloween aufgebaut. An bestimmten Terminen kann das alles kostenlos besichtigt werden. Der ganze Hof ist voller Gruseligkeiten, die alle selbst hergestellt worden sind. Das ist echt cool.


Hier endet auch meine kleine Tour durch Horst. Wenn das Wetter es erlaubt, werde ich das bestimmt wiederholen. Horst hat ja noch mehr zu bieten.

Dienstag, 15. Oktober 2019

Der Rheinische Esel

Tour vom 13. Oktober 2019

Geplant war eigentlich etwas anderes. Ich wollte über die Nordbahntrasse von Wuppertal-Vohwinkel bis hinter den Tunnel Schee und dann weiter über Gevelsberg und Wetter-Esborn an die Ruhr. Leider wurde nichts daraus. Als ich den Fahrplan der S 9 studierte, stand dort, dass es zwischen Essen und Velbert Schienenersatzverkehr wegen einer Baustelle gibt.
Von jetzt auf gleich habe ich mich dann trotzdem für eine Tour zur Ruhr entschieden, nur aus einer anderen Richtung. Vor allem deshalb, weil es vor der Abfahrt ordentlich geschüttet hat. Es sah auch nicht so aus, als ob sich das im Laufe des Tages ändern würde. Bei schönem Wetter ist es nämlich rappelvoll an der Ruhr.
Ich habe den Schauer abgewartet und bin dann los. So wie hier auf dem Hugo-Radweg sah es dann den ganzen Vormittag aus, überall Pfützen.


Weiter ging es auf dem Emscher-Radweg bis zur kugelförmigen Gaskugel. Dort wechselte ich auf das Kanalufer.



An der Marina Graf Bismarck war noch alles ruhig. Es war eben kein Wetter zum Flanieren. Es tröpfelte zwischendurch immer noch leicht.



An der Grimberger Sichel endete die Fahrt am Kanal. Es ging über die Erzbahntrasse weiter Richtung Bochum.


Schön ist sie nicht, die Erzbahntrasse. Sie ist eher zweckmässig, weil sie Gelsenkirchen und Bochum verbindet und man ungestört vor Autos radeln kann. Das einzige richtige Highlight auf der Strecke ist Holgers Erzbahnbude. Am Morgen war aber noch nicht viel los.


Wenn die Autobahn überquert wird, hat man das gröbste geschafft. Von der Erzbahnbude aus geht es fast nur noch bergauf bis zur Jahrhunderthalle. Aber ich merke, dass ich von der Kondition her erheblich besser drauf bin als im Frühjahr. Ich komme ziemlich zügig voran ohne schlapp zu machen.


An der Jahrhunderthalle muss ich erst die Straßenkarte studieren, die dort an einem Knotenpunkt angebracht ist. Mein nächstes Etappenziel war Bochum Langendreer als Einstieg auf den Rheinischen Esel. Ich wollte möglichst nicht auf belebten Straßen dorthin fahren. Dank dem neuen Knotensystem war das auch ziemlich einfach.


Es waren hauptsächlich so ruhige Straßen wie diese hier am Hauptfriedhof Bochum.


Es dauerte trotzdem seine Zeit, bis ich endlich am S-Bahnhof von Bochum-Langendreer ankam. Ein Blick auf den Tacho prophezeite mir heute eine anständige Kilometerleistung. Hier am S-Bahnhof verließ ich dann endlich die Häuserschluchten und Hauptverkehrsstraßen.


Der Rheinische Esel präsentierte sich sehr herbstlich. Es handelt sich hier um eine ehemalige Bahntrasse mit nur einer minimalen Steigung. Sie führt über Witten bis nach Dortmund-Löttringhausen. Unter anderem wird auch Witten-Annen durchquert. Wer sich dort auskennt, der weiß wie hügelig dieser Stadtteil ist. Auf der Trasse merkt man das aber nicht.


Bei dem Wetter wusste ich eigentlich nicht so richtig, ob ich die Regenklamotten anziehen sollte oder nicht. Es war ja ziemlich warm und mit Regenzeugs schwitzt man schon ordentlich. Ich habe es deshalb in der Satteltasche gelassen und mich bei einem Regenschauer lieber untergestellt. Die Schauer haben ja nicht lange angedauert. Genau so ein heftiger Schauer kam dann an der Grenze zwischen Bochum und Witten runter. Unter der Brücke, unter der ich Schutz gesucht hatte, war die Grenze sogar auf dem Boden eingezeichnet.
Heute habe ich dann mal im Internet so eine Art Nachlese gemacht und herausbekommen, dass die Markierung unter der Brücke ein Fake ist. Die Trasse schneidet genau dreimal die Grenzen der beiden Städte, nur eben nicht an dieser Stelle. Es ist eines dieser bekannten Phänomene, dass touristisch wertvolle Dinge immer genau dort stehen oder passiert sind, wo viele Menschen vorbei kommen.


Kurz vor Witten-Annen kam der nächste Regenschauer, der dann auch der letzte war. Hier reichte ein dicker Baum aus, mir Schutz zu bieten. Ich brauchte mein Regenzeugs nicht rausholen.


Ein Markenzeichen der Bahntrasse sind die beiden rostigen Gesellen auf ihrem Fahrrad in Witten-Annen. Auch sie, wie so viele andere Kunstwerke, bleiben von Schmierereien nicht verschont.



Der Rheinische Esel lässt sich wirklich wunderbar fahren. Er hat nur den einen Makel, dass am Ende in Löttringhausen nichts mehr weitergeht. Man muss sich über Straßen seinen weiteren Weg suchen. Ich wollte nach Herdecke und musste dazu einen Hügel, der eine Straße war, rauffahren. Auf der Hälfte des Weges habe ich mein Rad geschoben. Mittlerweile kam auch die Sonne raus und ich musste meine Weste ausziehen. Diese gemeinen Hügel haben aber auch etwas positives. Flüsse sind nun mal nur in Tälern zu finden, also musste es auch bald wieder bergab gehen. Ich bin einen Kilometer rauf gefahren und habe das Rad einen Kilometer rauf geschoben. Es hat sich gelohnt, denn nun ging es ohne Treten weiter und der Fahrtwind trocknete den Schweiß schnell wieder.

Unten angekommen in Herdecke bin ich durch die Altstadt runter zur Ruhr.


Ich konnte aber noch ein Kuriosum entdecken. So richtig war nicht zu erkennen, was die Markierung auf der Fahrbahn eigentlich sein soll. Es sah aus wie ein Schutzstreifen für Radfahrer. Wahrscheinlich sollte das auch einer sein. Da kann man froh sein, dass die Stadtplaner aus Herdecke nicht das Verkehrsreferat in Gelsenkirchen beraten hat. Sonst hätte der Schutzstreifen am Rathaus und Busbahnhof ganz anders ausgesehen. So gesehen sieht man die eigene Stadt in einem ganz anderen positiven Licht.



Dieser komische Streifen auf der Fahrbahn war aber nicht wichtig für mich. Ich bin lieber runter zur Ruhr gefahren. Das Wetter war mittlerweile wie im Bilderbuch und entsprechend sind auch die Menschen aus ihren Häusern gekommen. Aber egal, da muss ich durch, im wahrsten Sinne des Wortes.
Ich bin kurz vor dem Viadukt auf die Ruhr gestoßen. Dieses Viadukt ist 30 m hoch und schon sehr alt. Es ist eine wichtige Zugverbindung nach Hagen. Gleichzeitig beginnt auch hinter dem Bauwerk der Harkortsee.


Am Harkortsee habe ich dann auch eine freie Bank gefunden, wo ich mich ein wenig ausruhen konnte. Nachdem ich meine Notfallration verzehrt hatte, die aus einem Glas Würstchen und einem Brötchen bestand, habe ich auch ein paar Fotos vom See gemacht.



Nachdem ich den Harkortsee hinter mir hatte, wurde es etwas ruhiger. Im Ort Wetter a.d. Ruhr habe ich das Ufer gewechselt und bin in das Naturschutzgebiet Ruhraue gefahren. Schlagartig war es vorbei mit dem Trubel. Fußgänger traf man nur vereinzelt. Ansonsten waren hauptsächlich Radfahrer unterwegs.


Auf dem Hügel auf der anderen Seite der Ruhr sieht man das ehemalige Rittergut Haus Mallinckrodt, welches aber nicht frei zugänglich ist. Ein Abstecher dorthin lohnt sich also nicht.


Auf einer ehemaligen Bahntrasse geht es weiter am Rande des Naturschutzgebietes. Die Vegetation ist teilweise so beschnitten worden, dass man auch immer Ausblicke auf die Natur hat.


Über den Holzzaun hat man einen fantastischen Blick auf die Ruhraue und den Hang mit dem Berger-Denkmal gegenüber.


Das Schild vom alten Bahnhof Witten-Bommern hat man auf dem grünen bewachsenen Bahnsteig stehen gelassen. Das war zunächst erstmal das letzte Grün, weil ich jetzt ein kleines Stück durch Witten durch musste.


Und dann war ich letztendlich wieder auf dem Rheinischen Esel, jedenfalls auf dem Teilstück am Anfang. Den bin ich bis Bochum-Langendreer gefahren und von dort aus nach Bochum zur Jahrhunderthalle. Meine Kondition war noch gut, nur der Hintern machte mir Probleme. Ich musste ihn ab und zu mal lüften. So langsam sah es auch wieder nach Regen aus. Diesmal ging es auf der Erzbahntrasse aber hauptsächlich bergab. Das Fahrrad lief wie von selber. Ich habe nicht einmal angehalten.
Später an der Marina Graf Bismarck sah es dann schon voller aus als wie heute morgen. Die Tische vor dem Eiscafe waren gut besetzt.


Nur noch ein kurzes Stück trennte mich von zu Hause. Ich hoffte inständig, dass ich es noch bis nach Hause schaffe, bevor es anfängt zu regnen. Der Himmel wurde immer bedrohlicher, hier am Emscherweg.


Ich bin dann aber trocken angekommen. Ich hatte 102 km hinter mir und dabei ein schmerzendes Hinterteil erlitten. So viele Kilometer wollte ich eigentlich nicht machen. Dafür muss die nächste Tour etwas ruhiger werden.