Mit dem Fahrrad unterwegs

Wer Lust hat, kann hier meine Touren nachlesen, die ich mit dem Fahrrad unternommen habe. Radfahren bedeutet für mich Spaß und keineswegs Schinderei. Deshalb beträgt meine Durchschnittsgeschwindigkeit nie mehr als 14 km/h. Wer also sogenannte Trails mit anspruchsvollen Steigungen und Hindernissen erwartet, der ist hier falsch. Hier ist hauptsächlich "Gegend" zu sehen, mit Texten versehen. Neben meinen Radtouren schreibe ich hier zusätzlich noch ein paar Dinge auf, die ich interessant finde, die mich bewegt haben oder die ganz einfach zu meinem Umfeld gehören. Viel Spaß beim lesen.
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Mittwoch, 12. April 2017

Ma kucken, wie weit die Erdbeern sind

Bei uns an der Kirche hat der Schmücker Hof aus Kirchhellen gestern einen Stand aufgebaut. Der Stand bleibt meist bis August da stehen. Aktuell wird da wohl Spargel verkauft, später kommen noch Erdbeeren und allerlei Obst dazu. Weil ich heute nichts besonderes und sinnvolles vor hatte, habe ich mich einfach mal auf den Weg nach Kirchhellen gemacht. Ich wollte sehen, wie weit die Erdbeeren schon sind nach den letzten warmen Tagen. Normalerweise kommen die ersten erst Anfang Mai. Aber in diesem Jahr kommt alles etwas früher.
Ich bin nach dem Chaos-Prinzip auf gut Glück drauflos geradelt, d.h. ohne Garantie, am Schmücker Hof auch anzukommen. Den ersten Bauernhof hatte ich gleich hinter Schaffrath, wo der Nattbach entspringt. Aber der Bauer hatte sich auf Viehhaltung spezialisiert. Deshalb hatte er wohl auch keinen Hofladen, weil es unglaubwürdig wäre.


Normalerweise wäre ich durchgefahren bis zum Wittringer Wald und von da aus weiter über Gladbeck-West. Aber wenn ich schon mal in Gladbeck bin, dann wollte ich auch sehen, wie weit die mit dem Abriß des alten Karstadt-Hauses sind. Deshalb bin ich auch mitten durch die Stadt gefahren. Hat sich nicht gelohnt. Man hat noch nichts gesehen.
Und wie ich da so vor mich hinfahre, sehe ich kurz vor Kirchhellen auf der linken Seite auf einmal eine Halde. Wo ist die denn hergekommen? Ich habe angehalten und erstmal auf die Karte geguckt, die ich für solche Zwecke immer dabei habe. Halde Haniel und Halde Schöttelheide stand auf der Karte. Die Erdbeeren vom Schmücker Hof habe ich sofort als Ziel meiner Tour gestrichen und dafür die Halde Haniel genommen. Diese Halde war mir aus dem Fernsehen bekannt, als damals die Oper "Aida" von Guiseppe Verdi dort aufgeführt wurde. Ich glaube, das war interessanter als der Schmücker Hof und deshalb bin ich nach links abgebogen auf die Halde zu. Gleichzeitig bin ich auch dem Duft gefolgt, dieser gesunden Landluft. Der Bauer hatte wohl ein paar Tage vorher ordentlich gejaucht.

Unterwegs ist mir dann ein Kuriosum aufgefallen. Ich kam an einem Gehege vorbei, wo vor den gefährlichen Bullen gewarnt wurden. Die Tiere in dem Gehege sahen aber nicht wie Bullen aus. Ich müsste mich schon schwer irren, wenn die Tiere dort keine Pferde wären.


Hinter der Bullenweide (hi,hi) wurde es dann waldiger. Waldwege sind nicht so mein Ding, weil ein Baum wie der andere aussieht und die Aussicht ziemlich langweilig wird. Da war der Heidesee mal eine Abwechslung, der an zwei Stellen zugänglich war.


Als der Wald dann zuende war, kam ich in eine vertrautere Gegend, zur Grafenmühle. Dort war ich letztes Jahr im Sommer schon gewesen und bin den Rotbachweg bis zur Mündung in den Rhein gefahren. Letzten Sommer steppte hier der Bär. Die Grafenmühle ist ein bekannter Biker-Treff und bei schönem Wetter ziemlich gut besucht. Heute war fast niemand da. Es muss ja schließlich auch Leute geben, die arbeiten müssen, damit meine Rente finanziert wird.



Hinter der Grafenmühle wurde es ernst. Der Aufstieg auf die Halde begann. Nur ganz selten bin ich gefahren. Meist habe ich mein Fahrrad geschoben. Diese Halde war die bisher scheißigste Halde, die ich besucht habe. Die Wege waren unter aller Sau. Es war eine sogenannte wassergebundene Decke mit grobem lose geschütteten Split. Mit einem Mountainbike kann man die Wege vielleicht fahren, aber nicht mit den Normalreifen an einem Trekkingrad. Ok, ich war jetzt einmal hier und bin dann auch hoch auf den Gipfel. Allerdings kann ich jetzt schon sagen, dass ich hier kein zweites Mal hoch komme. Da war die Halde Rheinpreußen, wo ich letzten Sonntag war, ein ganz anderes angenehmeres Kaliber.



Ich war fast am verzweifeln. Der Weg nach oben schien kein Ende zu nehmen. Erst zu Hause habe ich gelesen, dass die Halde Haniel zu den höchsten Halden im Ruhrgebiet zählt. Leckomio, hätte ich das gewusst, wäre ich lieber weiter zum Schmücker Hof gefahren. Und oben auf dem Gipfel hat es gezogen wie Hechtsuppe. Es wurden sogar einige kleine Windhosen aufgewirbelt mit ganz viel Staub.





Insgesamt war die Halde sehr grau. Nur die Totempfähle sorgten für ein paar Farbtupfer. Der Wind war wirklich sehr stark hier oben. Als ich von den Totempfählen aus nach unten fotographierte, wurde mir ziemlich mulmig zumute. Ich mein, so stark war der Wind nun auch nicht, dass er mich hätte runterwehen können. Aber ich hatte schon immer Höhenangst und das wurde eben jetzt verstärkt.


Wie musste sich da erst mein Valentin da oben auf der Halde fühlen? Der drohte wirklich wegzufliegen.


Bergrunter bin ich aber gefahren. Anfangs ging das nur sehr langsam, sonst hätte mich der Wind glatt umgeworfen. Ich bin den Kreuzweg runter gefahren. Warum der Kreuzweg nun Kreuzweg heißt, wurde mir sehr schnell klar. Das große Kreuz war nicht zu übersehen.


Auch der Kreuzweg nach unten war voller Geröll. Der Wind ließ zwar im Schutz der Bäume nach, aber ich konnte trotzdem nur langsam runterfahren. Meine Reifen wären sonst so manches Mal seitlich weggerutscht. Wie schon geschrieben, werde ich hier nicht mehr raufkommen. Es gibt Halden, die fährt man immer wieder gerne an. Diese hier gehört nicht dazu.
Für heute hatte ich auch genug und ich bin über Bottrop-Eigen nach Hause gefahren, wo der Kaffee auf mich wartete. Am Ende standen 57 km auf dem Tacho.

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