Mit dem Fahrrad unterwegs

Wer Lust hat, kann hier meine Touren nachlesen, die ich mit dem Fahrrad unternommen habe. Radfahren bedeutet für mich Spaß und keineswegs Schinderei. Deshalb beträgt meine Durchschnittsgeschwindigkeit nie mehr als 14 km/h. Wer also sogenannte Trails mit anspruchsvollen Steigungen und Hindernissen erwartet, der ist hier falsch. Hier ist hauptsächlich "Gegend" zu sehen, mit Texten versehen. Neben meinen Radtouren schreibe ich hier zusätzlich noch ein paar Dinge auf, die ich interessant finde, die mich bewegt haben oder die ganz einfach zu meinem Umfeld gehören. Viel Spaß beim lesen.
___________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________

Dienstag, 1. September 2020

Der Sonne entgegen fahren

 Sonntag, 30.8.2020

Der Wetterbericht hat mir die Entscheidung abgenommen, in welche Richtung meine Fahrradtour gehen sollte. Im Westen war mit Regenschauern zu rechnen, im Osten sollte es trocken bleiben. So richtig hatte ich aber kein Ziel vor Augen, welches mir irgendwie lohnenswert erscheinen könnte. Also habe ich mich einfach treiben lassen, d.h. es sollte eine Fahrt ins Blaue in Richtung Osten werden.
Ich habe nochmal das Fahrrad geprüft und den Reifen etwas mehr Luft gegönnt. In meine Satteltaschen kam dann noch das obligatorische Fernglas, eine Reserveflasche Mineralwasser, ein Regencape, ein Ersatzschlauch und Werkzeug für den Fall einer Panne. Wie immer hatte ich auch Kartenmaterial dabei. In dieser Beziehung bin ich altmodisch.
Mein Navi habe ich auch mitgenommen. In der Regel brauche ich das nur, wenn ich irgendwo einen Bahnhof suche. Aber heute sollte es ja eine Fahrt ins Blaue werden.

Ich wollte meine Tour am Bahnwärterhäuschen an der Hugobahntrasse beginnen. Als ich am Bahnhof Buer-Süd ankam, der auf dem Weg lag, habe ich den kurzen Schlenker dorthin gemacht, um zu sehen, ob noch Schienenersatzverkehr auf dieser Strecke ist. War es nicht, aber der Zug war schon in der Ferne in Sichtweite.


Kurzerhand bin ich in den Zug eingestiegen, der in Richtung Dortmund fuhr. Während der Fahrt habe ich die Karten studiert.  Nach reiflicher Überlegung habe ich mir gedacht, in Herne-Börnig auszusteigen und über Pöppinghaus an der Emscher entlang zu fahren. Das habe ich dann auch in die Tat umhesetzt und mein Navi entsprechend programmiert.

In Bladenhorst kam ich an Schloß Bladenhorst vorbei. Ok, habe ich mir gedacht, schau dir das mal an. Früher bin ich immer an Schlössern vorbei gefahren. Heute wollte ich mir die Zeit nehmen, das Schloß mal zu begutachten. Der Turm sah auf jeden Fall vielversprechend aus.


Ich bin also weitergefahren bis zum Haupttor. Dort stellte ich allerdings fest, dass da jemand drin wohnte und der Zutritt verboten war. So ein Pech aber auch. Dann eben nicht!


In Pöppinghaus bin ich dann rüber zur Emscher gefahren. Man konnte die Emscher hier nicht "erriechen", wie das weiter westlich der Fall war. Hier war sie schön sauber, jedenfalls machte sie den Eindruck. Es haben sich auch schon viele Wasserpflanzen in dem ehemals geschundenen Fluß eingefunden.


Nur ein kleines Stück weiter war früher auf der Wiese immer ein kleiner Biergarten gewesen. Aber der machte wohl Pause. Die Stühle waren alle in Plastik verpackt, so als ob die Saison bereits beendet wäre. Aber dafür traf ich ein paar hundert Meter weiter einen alten Bekannten wieder, den alten hölzernen Turm von der Emscherkunst-Aktion aus dem Jahre 2016. Ich bin aber nicht da raufgestiegen. Meine Höhenangst hat mich davon abgehalten. Ich brauche sowas nicht unbedingt. Und so richtig taufrisch sah der Turm auch nicht mehr aus.

Nur ein paar Meter weiter war der Emscherweg unterbrochen und ich wurde wegen einer Emscherbaustelle auf eine Umleitung geschickt. Die war aber halb so schlimm. Hinter der Baustelle habe ich dann für mich beschlossen, zum Schiffshebewerk zu fahren. Es war ja nicht mehr so weit. Der Besucherandrang dort hielt sich in Grenzen. Da bin ich sonntags schlimmeres gewohnt.

Mich hat natürlich auch interessiert, ob ich mal mit meiner Familie eine Schiffsfahrt unternehmen kann und bin runter zum Anleger der Fahrgastschiffe. Aber zu meiner Enttäuschung waren die Anlegestellen nicht barrierefrei und somit keine Option für einen Familienausflug. Ich bin dann durch die alte Schleusenkammer wieder nach oben gefahren.


Oben habe ich eine kleine Pause eingelegt und mal wieder meine Karte studiert. Ich entschied mich dann, nach Olfen an die Stever zu fahren. Ich programmierte mein Navi entsprechend und bin dann los. Zunächst ging es am Kanal entlang. An der Schleuse Ahsen habe ich noch zugesehen, wie ein Schiff geschleust wurde. Normalerweise kenne ich das von der Schleuse Gelsenkirchen her zur genüge. Aber hier wurden die Schleusentore senkrecht geöffnet und geschlossen. Auf der Bergseite ergab das eine tolle Fontäne, als das Becken geflutet wurde.


Kurz nach der Schleuse schickte mich mein Navi weg vom Kanal. Nach kurzer Zeit kam dann ein Schild, dass die Lippebrücke dauerhaft geperrt wäre, auch für Radfahrer und Fußgänger. Na toll! Genau dahin wollte mich mein Navi aber schicken. Ich bin also wieder umgedreht und an den Kanal gefahren. Spontan wählte ich die Richtung Haltern aus, d.h. nach einiger Zeit am Ufer des Kanals bin ich abgebogen Richtung Haltern. Also nix mit Olfen!

Ich wollte jetzt über Haltern bis Dorsten fahren, aber dabei nicht am Kanal entlang. Immer nur Kanalwege ist öde. Ich habe also mein Navi entsprechend programmiert. Das war ein Fehler, wie sich hinterher herausstellte. Zunächst war der Weg aber noch halbwegs annehmbar, wenn man von kleinen sandigen Stellen und einigen Schlaglöchern absah.


In Höhe Flaesheim kam ich sogar an einem coolen Baggersee vorbei, wo wohl noch fleißig gefördert wird.


Danach wurde es aber kriminell. Der Weg wurde nicht nur schmaler. Er wurde auch stellenweise sandiger und vor allem ging es stellenweise sehr steil aufwärts. Scheiß Navi!  Der Sand hat mich da noch nicht so gestört, weil ich sowieso abgestiegen bin, frei nach dem Motto, wer sein Rad liebt, der schiebt.



Der Weg mündete dann endlich irgendwann auf einen breiteren Schotterweg. Allerdings ging es weiter bergauf und ich musste ein paar Mal absteigen. Ich bin ja schließlich nicht mehr der Jüngste. Ich staunte dann hinterher nicht schlecht, als ich an einem Feuerwehrturm vorbei kam. Da wollte ich eigentlich nicht hin. Wohlwissend, dass solche Türme immer ganz oben auf einem Berg stehen. Und da ich generell keine Türme besteige, wegen meiner Höhenangst, steht sowas auch nicht auf meiner Tour-Agenda. Ich habe mich aber damit getröstet, dass es von nun an bergab geht.


Ich habe wirklich gedacht, mein Leidensweg wäre nun zu Ende und bin fröhlich bergab geradelt. Ja, und dann schickte mich mein Navi auf eine Abkürzung. Es war zu spät zum Umkehren, als ich merkte, dass sich der Weg nicht ändert. Ich musste das Fahrrad den ganzen Weg schieben, weil der Boden sandig und tief war. Hier hätte ich keinen Meter machen können. Während ich so vor mich hinschob, verfluchte ich mein Navi. Ich hatte es doch für ein Fahrrad eingestellt und nicht für ein Pferd. 


Ich war froh, als ich endlich die Straße erreichte. Hier habe ich die Bergab-Fahrt so richtig genossen. Über Marl bin ich dann nach Dorsten gefahren und mit dem Zug nach Hause. Beim nächsten Mal plane ich meine Tour wieder. das steht fest. Und die Haard ist vorerst für mich gestorben.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen