Mit dem Fahrrad unterwegs

Wer Lust hat, kann hier meine Touren nachlesen, die ich mit dem Fahrrad unternommen habe. Radfahren bedeutet für mich Spaß und keineswegs Schinderei. Deshalb beträgt meine Durchschnittsgeschwindigkeit nie mehr als 14 km/h. Wer also sogenannte Trails mit anspruchsvollen Steigungen und Hindernissen erwartet, der ist hier falsch. Hier ist hauptsächlich "Gegend" zu sehen, mit Texten versehen. Neben meinen Radtouren schreibe ich hier zusätzlich noch ein paar Dinge auf, die ich interessant finde, die mich bewegt haben oder die ganz einfach zu meinem Umfeld gehören. Viel Spaß beim lesen.
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Donnerstag, 30. Juni 2016

Übernachten an der Emscher

Es gibt mittlerweile viele Möglichkeiten, direkt an der Emscher zu übernachten. Neben den Zelten von Ai Weiwei an der Emscherquelle und den Betonröhren im ehemaligen Klärwerk Bernepark in Bottrop-Ebel, gibt es auch noch einen Schlafplatz am Wasserkreuz Castrop-Rauxel. Der nannte sich "Warten auf den Fluss". Genau den wollte ich mir näher ansehen.

Als ich am Wasserkreuz ankam, wusste ich sofort auf Anhieb, was mit dem Begriff Wasserkreuz gemeint ist. Zuerst dachte ich, es wäre eine normale Straßenbrücke, die da die Emscher überquert. Aber dann sah ich plötzlich die Aufbauten eines Schiffes auf der Brücke. Es war der Rhein-Herne-Kanal, der da die Emscher querte.


Um zu dem Kunstobjekt zu kommen, musste ich auf die andere Seite. Wie schon vor ein paar Tagen an der Emscherquelle tut sich die Emschergenossenschaft schwer, den Weg auch anständig auszuschildern. Wenn es darauf ankommt, sind die Wegweiser versteckt angebracht, damit man bloß vorbei fährt. So auch diesmal. Der Weg führte ins Industriegebiet und endete dort auch in einem Wendekreis. Von Emscherkunst war weit und breit nichts zu sehen. Irgendwo musste es aber hier sein, deshalb suchte ich intensiv nach einem Hinweis. Den fand ich dann auch endlich. Wer guckt schon auf den Schotterweg einer Firma für Werbetechnik? Aber da am Laternenpfahl ging es tatsächlich rechts rein.


Und ganz hinten auf dem Hof der Firma sah man dann in voller Größe den Eingang zur Emscherinsel, wo das Kunstwerk steht.



Der Weg dahin war ziemlich matschig. Der Regen der letzten Woche hatte den Boden total ruiniert. Das Kunstwerk selber sah auf den ersten Blick auch nicht so einladend aus. Mein erster Gedanke war, doch besser die Zelte von Ai Weiwei zu nehmen, sollte ich eine Übernachtung brauchen.


Natürlich habe ich das Kunstwerk auch betreten. Ich wollte doch sehen, wie man da so wohnt.


Die Zimmer waren sehr spartanisch eingerichtet. Man könnte auch sagen, die Einrichtung fehlt ganz. Rechts und links waren Pritschen und das war es auch schon. Dazu ein paar Leder-Matratzen, fertig ist das Fremdenzimmer. Gardinen gibt es nicht. Wer also schon immer mal spannen wollte, der kommt hier voll auf seine Kosten.


Das Tollste ist aber das Badezimmer. Man kann sich bequem mit seinem Nachbarn unterhalten, während man einen Neger abseilt. Und auch das Waschbecken ist eher für ein ganzes Rudel Öko-Freaks konzipiert, die Freude an dieser Art zu leben haben. Wobei... Waschbecken ist nicht die richtige Bezeichnung für das Ding. Es ist eher ein Trog. Es würde mich auch nicht wundern, wenn statt normalem Leitungswasser Emscherwasser aus den Hähnen kommt.


Irgendwie bin ich froh, dass ich jetzt auf mein Fahrrad steigen und nach Hause fahren kann. Zu Hause, das heißt ordentliche Zimmer mit ordentlichen Möbeln. Ein letzter Blick zurück bestätigt mir, dass ich nicht neidisch bin auf das Panorama, welches sich den Gästen dieses komischen Kunstwerks präsentiert.


Mittwoch, 29. Juni 2016

Mit dem Fahrrad auf dem Rhein

Fahre ich heute wieder Kunst gucken oder soll ich woanders hin? Diese Frage habe ich mir heute Morgen gestellt. Ich habe mich dann gegen die Kunst entschieden. Die kann warten. Ich habe mich in Richtung Oberhausen bewegt und mir erst während der Fahrt ein konkretes Ziel gesetzt. Warum nicht mal auf die andere Rheinseite und dafür eine Fähre benutzen? Über Brücken fahren kann ja jeder.
Über die HOAG-Trasse bin ich dann nach Walsum zum Rheinbogen Orsoy gefahren. Die Fähre kam gerade an.


Irgendwie versprach die Fahrt auch ein bißchen Spaß. Immerhin war Hochwasser und Teile der Rheinwiesen waren überflutet.


Kassiert wurde auf der Fähre. Die einfache Fahrt kostete mit dem Fahrrad 2 Euro. Pkws zahlten 3 Euro. Und dann ging die Fahrt los. Die Fähre drehte sich stromauf und bewegte sich auf das andere Ufer zu.



Die Fahrt war viel zu schnell zu Ende. Der Kapitän und Steuermann hat meinen Respekt, dass er das Schiff bei dieser Strömung sicher an das andere Ufer gebracht hat. Schließlich fahren da ja auch noch Frachter stromauf und -ab. Da muss er aufpassen, dass er mit denen nicht kollidiert. Wir kamen aber sicher ans andere Ufer.





Und weil ich nun mal auf der anderen Seite war, bin ich dann den Uferweg weiter stromaufwärts gefahren. Ich habe sogar die Emschermündung gesehen, nur eben von der anderen Rheinseite aus.


Von Orsoy über Rheinberg bin ich bis zur Rheinbrücke nach Wesel gefahren. Ich muss sagen, auf dieser Seite des Rheins fährt es sich wesentlich angenehmer. Aber in Wesel hatte ich dann genug. Der nächste Bahnhof war meiner. Erst in Bottrop-Boy bin ich wieder auf die Straße und nach Hause gefahren.

Sonntag, 26. Juni 2016

Zu Besuch bei Ai Weiwei

Eigentlich wollte ich bei der Hitze nirgendwo hin. Aber zu Hause ausharren ist auch nicht mein Ding. Ich bin dann eine Tour gefahren, wo ich schnell und vor allem trocken wieder nach Hause komme. Es sind schwere Gewitter für heute angesagt worden.
Ich dachte so bei mir, besuche doch einfach mal den Künstler Ai Weiwei, der mit seinen Zelten bei der Emscherkunst am Emscherquellhof vertreten ist. Vorweg die Info, er war nicht da. Keine Ahnung, wo der sich zur Zeit rumtreibt.
Mit dem Zug bin ich nach Dortmund gefahren. Dabei habe ich die Bestätigung erhalten, dass auch Zugführer während der Fahrt auf dem Handy rumwischen. In Dortmund hatte ich die Wahl, gleich in den Zug nach Holzwickede umzusteigen oder mit dem Fahrrad dorthin zu fahren. Ich entschied mich für letzteres. Vorher habe ich mir am Fußballmuseum noch eine Bratwurst im Brötchen gegönnt. Es war sogar eine Biobratwurst vom Schultenhof.


Am Dortmunder U-Haus war ein Stand von der Emschergesellschaft. Da habe ich mir einen Fahrradführer gekauft, der mich zu den einzelnen Kunststationen lotsen sollte. Aber zunächst wollte ich über Hörde zum Emscherquellhof nach Holzwickede. Dieses Stück Emscher war mir nämlich unbekannt und fehlte mir noch. Danach konnte ich dann sagen, dass ich den gesamten Emscherlauf schon mit dem Rad abgefahren bin. Den Rest der Emscherkunst hebe ich mir dann auf. Der Sommer ist ja noch lang.
Das erste Problem ergab sich mit der Beschilderung. Laut  Broschüre ist der Weg ganz neu durch orangefarbene Wegweiser ausgeschildert worden. Die sahen so aus wie dieses hier, manchmal aber nur ohne Hinweis auf die Emscherkunst und ganz einfach nur mit einem Pfeil versehen.


Entweder sind an einigen Stellen die Schilder geklaut worden oder ich habe sie vielleicht übersehen. Bei anderen hatte ich das Gefühl, ein Scherzkeks hat die Schilder mit den Pfeilen umgedreht. Einmal bin ich einen Mörderberg raufgefahren bzw. ich habe mein Fahrrad raufgeschoben. Der Berg war einfach zu steil. Hinterher habe ich gemerkt, dass ich falsch war. Kotz, brech, was habe ich bei der Affenhitze heute geflucht.
Und dann hatte ich es endlich geschafft. Ich hatte den Emscherquellhof erreicht. Natürlich lag der auf einer Anhöhe, d.h. ich musste mich ordentlich abrackern, um da rauf zu kommen. Das schlimme daran war, dass man dem Weg nicht ansah, dass es stetig bergauf ging. Es war ja nicht steil. Aber wenn man über einige Kilometer immer bergauf fährt, plant man im Geiste schon die nächste Tour weiter nördlich, wo es keine Berge gibt.



Das erste, was ich nach meiner Ankunft tat, das war nach der Emscherquelle zu suchen. Ich habe sie nicht gefunden. Dafür aber so eine Art Pfütze, die so eben in Bewegung war. Es war unterwegs schon ziemlich frustierend, die Emscher wohl zu erahnen, aber nicht zu sehen. Die war so schmal und stark bewachsen, dass ich besser weggekommen wäre, wenn ich mir vor der Haustür die Alte Mühlenemscher angesehen hätte. Der Anblick wäre der gleiche gewesen, nur eben nicht so weit weg. Ich habe mich also nur ganz kurz diesem Rinnsal gewidmet, das sich Emscher nennt.


Ein klein wenig frustiert, wirklich nur ein klitzekleinwenig, habe ich mir erstmal einen Kaffee und einen Erdbeerkuchen mit Sahne gegönnt. 4 Euro 30 hat das gekostet. Da gibt es nichts zu meckern. Frisch gestärkt habe ich dann meine Besichtigungstour gestartet. Ich wollte ja die Emscherkunst sehen.
Haben wir eigentlich keine eigenen notleidenden Künstler? Müssen wir jetzt auch noch welche aus China importieren, so wie Ai Weiwei? Ich habe seine Zelte ...,  pardon ..., seine Kunstwerke sofort entdeckt.




Man kann übrigens in den Zelten übernachten. Die Nacht kostet 15 Euro für die erste Person. Die zweite Person zahlt 5 Euro. Es ist eine billige Art zu übernachten. Aber geht man ein Stück weiter, sieht man auch warum. Ein anderer Künstler hat dort ein paar Meter weiter zwei Gestelle mit Kästen hingestellt. Das sind Insekten-Behausungen. Hier die Zelte, dort die Insekten... Na, klingelts, warum das Übernachten so billig ist? Für 15 Euro dient man auch noch als Nahrungsquelle für blutsaugende Insekten.


Ich habe mich dann auch nicht mehr lange auf dem Quellhof aufgehalten. So toll ist er ja nicht, dass es sich lohnen würde. Stattdessen bin ich nach Holzwickede rein und mit dem Zug wieder zurück gefahren. Der Himmel sah teilweise schon sehr bedrohlich aus. Ich hatte ursprünglich vor, weiter südlich zur Ruhr zu fahren und dann flußaufwärts noch etwas zu radeln. Aber wenn ein Gewitter im Anmarsch ist, sollte man das besser nicht tun.

Mittwoch, 22. Juni 2016

Ich bin eine feige Memme

Ich bin so eine richtige Memme. Schon im Nordsternpark hatte ich meine Probleme, mich oben auf dem Turm am THS-Gebäude zu bewegen. Und auch auf dem Tetraeder habe ich es nicht bis oben geschafft. Ich bin vorsichtig wieder runter gegangen und habe mir geschworen, dass es niemals einen 2. Versuch geben wird.
Fragt mich nicht, warum ich angesichts dieser Feigheit nach meinem Besuch bei Poseidon zu dem begehbaren Kunstwerk "Tiger & Turtle - Magic Mountain" in Duisburg-Angerhausen gefahren bin. Ich wusste doch, was auf mich zukommt.



Von weitem sah diese "Zu-Fuß-Achterbahn" gar nicht so schlimm aus.


Die Anhöhe, auf der Tiger&Turtle steht, war mit dem Fahrrad gut zu erklimmen. Es war nicht ganz so steil und genau das richtige für so einen alten Sack wie mich. Selbst als ich fast oben war, machte ich mir keine Gedanken darüber, ob ich es schaffe, da raufzugehen.


Da oben auf den Treppengittern brauchte ich wirklich allen Mut, den ich besaß. An der Stelle, wo ich das Foto gemacht habe, bin ich tatsächlich noch weitergegangen, wenn auch sehr langsam mit einen Fuß vor dem anderen setzen.


Aber ich schaffte nur noch ein ganz kleines Stück. Danach musste ich runter, weil sich mir der Magen umdrehte. Wenn es eine ordentliche Treppe mit einem ordentlichen undurchsichtigen Boden gewesen wäre, hätte ich bestimmt keine Probleme gehabt. Aber diese Gitter kamen mir vor, als ob sie hin und her schaukelten. War natürlich Blödsinn.





Sicher ist zumindest, dass ich demnächst solche Kunstwerke nicht nochmal aufsuchen werde. Es ist nicht so, dass ich diese Form von Kunst nicht gut finde. Nein, das ist schon ok. Aber für mich persönlich bringt das nichts, weil ich das nicht nutzen kann. Scheiß Höhenangst, scheiß Gittertreppen.

Dienstag, 21. Juni 2016

Die Nacht, als der Sturm kam

Zwei Jahre ist es mittlerweile her und man sieht die Auswirkungen noch immer. Am 9. Juni 2014 war in Gelsenkirchen Weltuntergang, bzw. wir standen kurz davor. Ich hatte noch nie so ein Schauspiel am Himmel gesehen, was die Farbe und die Form der Wolken angeht. Die Blitze zuckten im Sekundentakt und der Sturm mauserte sich zu einem richtigen Orkan. Er traf auf belaubte Bäume und richtete verheerende Schäden an. Hier ein wirklich gutes Video mit der richtigen Hintergrundmusik.



Der Pavillion unserer Nachbarn ist vom Sturm aus der Verankerung gerissen worden und landete auf unserer Terrasse. Er war hinterher nur noch Schrott.




Ein kurzer Blick nach dem Sturm auf der Straße zeigte, dass hier wohl einige was abbekommen haben. Schräg gegenüber von uns ist ein dicker Ast abgebrochen, nicht ohne noch einen Großteil der Dachziegel im freien Fall mitzunehmen.


Das wirkliche Ausmaß der Schäden zeigte sich aber erst am anderen Morgen, als es hell wurde. An der Friedweide sah es aus, als ob dort eine Schlacht geschlagen worden ist.





Parrallel zur Friedweide, auf der Buerer Straße, war überhaupt kein Durchkommen mehr. Dort ist das St. Josefs-Hospital, welches völlig von der motorisierten Umwelt abgeschnitten war.





Und weiter oben auf der Buerer Straße, an der Einmündung Jenbacher Straße, kam man noch nicht mal zu Fuß gefahrlos durch. Die Straßenbeleuchtung, die in der Straßenmitte hing, ist komplett runtergerissen worden. Gottseidank ist sie rechtzeitig stromlos gemacht worden.





Also ich persönlich brauche in diesem Leben so einen Sturm nicht mehr.