Mit dem Fahrrad unterwegs

Wer Lust hat, kann hier meine Touren nachlesen, die ich mit dem Fahrrad unternommen habe. Radfahren bedeutet für mich Spaß und keineswegs Schinderei. Deshalb beträgt meine Durchschnittsgeschwindigkeit nie mehr als 14 km/h. Wer also sogenannte Trails mit anspruchsvollen Steigungen und Hindernissen erwartet, der ist hier falsch. Hier ist hauptsächlich "Gegend" zu sehen, mit Texten versehen. Neben meinen Radtouren schreibe ich hier zusätzlich noch ein paar Dinge auf, die ich interessant finde, die mich bewegt haben oder die ganz einfach zu meinem Umfeld gehören. Viel Spaß beim lesen.
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Donnerstag, 2. Juni 2016

Stadradeln, "Fett für die Kette und die Suche nach den Windmühlen"

Der 11. Tag war bisher wettermäßig der schönste Tag gewesen. Es war warm, sonnig und trocken. Aber an Rad fahren war nicht zu denken. Die Vorräte mussten aufgefrischt werden, d.h. es ging vormittags auf den Wochenmarkt und anschließend noch zum Lebensmittelhändler. Der Vormittag war dahin und mein Fahrrad brauchte auch mal etwas Pflege. Durch den Regen auf der letzten Tour hatte die Kette etwas gelitten und quietschte. Nachdem ich das Rad geputzt hatte, bekam dann die Kette etwas Fett, was sie mit einem leisen Schnurren bei der Probefahrt beantwortete. Und dann bin ich doch noch eine kleine Tour gefahren. Ich bin mit meinem 9-jährigen Enkel einmal rund um den Nordsternpark und die Schurenbach-Halde gefahren.

Der 12. Tag begann da schon unbeständiger. In der Nacht hatte es ordentlich geregnet. Für heute sind wieder Gewitterschauer angesagt, also ein Grund, besser zu Hause zu bleiben. In den nächsten Tagen ist aber keine Besserung zu erwarten, deshalb habe ich die erste Etappe meiner geplanten Holland-Tour nicht verschoben. Ausgerüstet mit Regenzeugs und reichlich Mineralwasser, stand ich morgens am Haltepunkt Buer-Süd. Es war diesig und auch paar harmlose Tropfen fielen vom Himmel.


Den Zug nach Borken hätte ich nicht mehr gekriegt, wenn ich zum Bahnhof Bottrop gefahren wäre. Deshalb musste ich den von Buer-Süd nach Dorsten nehmen und dort in die Borkener Bahn umsteigen. Das wäre zeitlich nach meiner Rechnung machbar.
Als ich in Dorsten ankam, war der Borkener noch nicht da. Der Bahnhof in Dorsten ist wirklich katastrophal. Ich verstehe nicht, wie eine Stadt so damit leben kann. Hier muss man noch über die Gleise laufen, um auf einen Bahnsteig zu kommen, der voller Pfützen ist.


Lange musste ich nicht warten. Der Borkener war pünktlich und auch das Einsteigen war erheblich besser, weil die Nordwestbahn im Gegensatz zur Deutschen Bahn Niederflur-Züge einsetzt. Nach Borken war es auch nicht mehr so weit. Ich habe also nicht viel Zeit mit Bahnfahren verplempert. Der Bahnhof in Borken ist barrierefrei ausgebaut und auch gut beschildert.


Von hier aus bin ich Richtung Grenze gestartet. Ich wollte nicht über Bundes- oder Hauptstraßen nach Holland reinfahren und bin deshalb Richtung Burlo gefahren. Weil ich nicht wusste, was mich in Holland erwartet, nutzte ich die Gelegenheit, dort noch eine Frikadelle im Brötchen zu essen. Ich will ja nicht vom Fleisch fallen und brauche Energie. Ab Burlo wurde ich über kleine Straßen oder Wanderwege geführt, die zum Teil sehr abenteuerlich aussahen.


Ich wusste, dass die Grenze zu Holland auf der rechten Seite war. Aber da war Sumpfgebiet, wie man auf Schildern lesen konnte, die ab und zu dort aufgestellt waren. Ich dachte schon, ich komme nie in Holland an, als ich dann doch noch einen Grenzübergang auf meinem Weg hatte. Jetzt war ich in Holland, wo am Schlagbaum auch schon die erste Tafel mit den Knotenpunkten war, denen ich dann folgen konnte.


Das mit den Knotenpunkten ist wirklich genial. Die sind nummeriert und anhand der Karte, die an jedem Knotenpunkt ist, kann man sich die Nummer raussuchen bis zum nächsten Knotenpunkt. Auf diese Weise wird man auf verkehrsberuhigten Straßen geführt oder speziellen Radwegen. Es gab wirklich Strecken, da bin ich auf asphaltierten Straßen gefahren, ohne dass mir auch nur ein Auto begegnete. Was mir aber aufgefallen ist, dass ich noch keine der landestypischen Windmühlen gesehen habe, die man immer in Verbindung mit Holland bringt. Die erste und einzige Windmühle habe ich in Breedevort gesehen. Da war ich aber schon einige Zeit in Holland unterwegs.


Es war noch früh, deshalb setzte ich die Idee um, ein wenig mehr in das Landesinnere zu fahren. Ab Bredevoort bin ich dann landeinwärts Richtung Lichtenvoorde gefahren und habe danach wieder Kurs Richtung Doetinchem genommen. Das Wetter war wirklich toll heute. Die Sonne kam raus und ich habe gehörig geschwitzt. Von Regenwolken oder Gewittern war weit und breit nichts zu sehen. An manchen Stellen auf den Straßen lag eine Armada toter Maikäfer. Diese großen Käfer hatte ich zuletzt in meiner Kindheit gesehen und hier lagen sie einfach so rum. Die Uhr der Maikäfer war wohl abgelaufen.
In den ruhigeren Straßen waren diese Maikäfer nicht zu sehen, dafür aber jede Menge anderer fliegender Insekten, die ich aus dem Ausschnitt meines T-Shirts am Hals ständig entfernen musste.


Einmal habe ich mich dann doch verfahren. Die Beschilderung zu den Knotenpunkten ist in Holland wirklich vorbildlich. Aber auch hier kann einem die Natur mal einen Streich spielen. Die Hinweisschilder mit den Nummern sind auch schon mal durch hochgewachsenes Gras etwas versteckt. Nur so kann ich mir erklären, dass ich eines dieser Schilder mal übersehen habe.


Aber trotz der Tatsache, dass ich den falschen Weg gefahren bin, kam ich dank eines anderen Knotenpunktes doch wieder auf den rechten Weg. Ich bin eben nur einen Umweg gefahren, was angesichts der Gegend hier nicht so schlimm war. Es war bisher so warm gewesen, dass ich schon zwei Liter Wasser von den drei Litern in der Satteltasche weg hatte, als ich kurz vor Doetinchem war. Und dann hat es mich doch erwischt. Der Himmel wurde nicht dunkel sondern schwarz. In dieser Gegend war an ein Unterstellen nicht zu denken. Es hatte dann geschüttet wie aus Eimern. Meine Regensachen hatte ich schon vorher angezogen und diesmal hatte ich auch die richtigen Schuhe an, die ja bei der letzten Tour Wasser gezogen hatten. Ich hatte nur Glück, dass keine Blitze am Himmel waren und nur lauter Donner zu hören war. Vor Gewittern habe ich schon Respekt. In Doetinchem habe ich dann endlich ein Plätzchen gefunden, wo ich mich unterstellen konnte.


Als der Gewitterschauer vorbei war und ich die Regenklamotten endlich ausziehen konnte, bin ich nicht mehr den Knotenpunkten nachgefahren. Ich habe den kürzesten Weg zu meinem Etappenziel ´s-Heerenberg genommen. Denn der Himmel versprach nichts Gutes. Es war immer noch ziemlich dunkel da oben, obwohl der Regen im Moment eine Pause einlegte.


Und dann war das Etappenziel endlich erreicht. Ich kam in ´s-Heerenberg an, dem letzten Ort vor der Grenze. Ich musste hier durch nach Deutschland, weil ich sonst nicht über den Rhein gekommen wäre, der in Holland Waal heißt. Ich wusste nicht, ob in Emmerich der Zugverkehr wieder normal lief oder immer noch Schienenersatzverkehr. Deshalb bin ich gleich über die Rheinbrücke nach Kleve gefahren. Unterwegs habe ich mir noch ein paar Erdbeeren gekauft, die überall an der Straße angeboten wurden. Ich hatte schließlich Hunger und die Zugfahrt war lang.
Am Bahnhof Kleve musste ich lange auf den Zug nach Düsseldorf warten. Er fährt nur stündlich.


Der Himmel sah in Richtung Weeze, Krefeld auch immer bedrohlicher aus. Wie gut, dass ich hier geschützt war und nur diesen einen langen Schauer bei Doetinchem hatte. Ich musste insgesamt 40 Minuten auf den Zug warten und habe mir die Zeit vertrieben, indem ich ein wenig von den Erdbeeren naschte. Die waren lecker und ich hatte auch richtig Appetit darauf.


Während der Zugfahrt war ich froh, nicht mehr draußen auf der Straße zu sein. Ungefähr in Höhe Weeze fing es wieder an zu schütten. Es hörte bis Düsseldorf auch nicht auf. In Düsseldorf bin ich wieder umgestiegen in den RE 2 nach Münster mit Halt in Gelsenkirchen, Abfahrt 21:06 Uhr. Im Fahrradabteil saß ein Mann, der war irgendwie komisch. Er fragte mich, ob er mal mein Handy benutzen könne, weil sonst zu Hause etwas schlimmes passieren könnte. Irgendwie hat mir der Typ nicht geglaubt, dass ich gar kein Handy besitze. Währen der ganzen Fahrt, ca. 45 Minuten, hat er 3 Flaschen Bier ausgetrunken. Ich war froh, als ich endlich aussteigen konnte. Der Mann war mir nicht ganz geheuer. Mir ist aufgefallen, dass in den S.Bahnen um diese Zeit immer zwei Sicherheitsleute der Bahn patroullieren, in den Regionalbahnen aber nicht.
Vom Hauptbahnhof nach Horst ist es gottseidank trocken geblieben.

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