Mit dem Fahrrad unterwegs

Wer Lust hat, kann hier meine Touren nachlesen, die ich mit dem Fahrrad unternommen habe. Radfahren bedeutet für mich Spaß und keineswegs Schinderei. Deshalb beträgt meine Durchschnittsgeschwindigkeit nie mehr als 14 km/h. Wer also sogenannte Trails mit anspruchsvollen Steigungen und Hindernissen erwartet, der ist hier falsch. Hier ist hauptsächlich "Gegend" zu sehen, mit Texten versehen. Neben meinen Radtouren schreibe ich hier zusätzlich noch ein paar Dinge auf, die ich interessant finde, die mich bewegt haben oder die ganz einfach zu meinem Umfeld gehören. Viel Spaß beim lesen.
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Dienstag, 15. Oktober 2019

Der Rheinische Esel

Tour vom 13. Oktober 2019

Geplant war eigentlich etwas anderes. Ich wollte über die Nordbahntrasse von Wuppertal-Vohwinkel bis hinter den Tunnel Schee und dann weiter über Gevelsberg und Wetter-Esborn an die Ruhr. Leider wurde nichts daraus. Als ich den Fahrplan der S 9 studierte, stand dort, dass es zwischen Essen und Velbert Schienenersatzverkehr wegen einer Baustelle gibt.
Von jetzt auf gleich habe ich mich dann trotzdem für eine Tour zur Ruhr entschieden, nur aus einer anderen Richtung. Vor allem deshalb, weil es vor der Abfahrt ordentlich geschüttet hat. Es sah auch nicht so aus, als ob sich das im Laufe des Tages ändern würde. Bei schönem Wetter ist es nämlich rappelvoll an der Ruhr.
Ich habe den Schauer abgewartet und bin dann los. So wie hier auf dem Hugo-Radweg sah es dann den ganzen Vormittag aus, überall Pfützen.


Weiter ging es auf dem Emscher-Radweg bis zur kugelförmigen Gaskugel. Dort wechselte ich auf das Kanalufer.



An der Marina Graf Bismarck war noch alles ruhig. Es war eben kein Wetter zum Flanieren. Es tröpfelte zwischendurch immer noch leicht.



An der Grimberger Sichel endete die Fahrt am Kanal. Es ging über die Erzbahntrasse weiter Richtung Bochum.


Schön ist sie nicht, die Erzbahntrasse. Sie ist eher zweckmässig, weil sie Gelsenkirchen und Bochum verbindet und man ungestört vor Autos radeln kann. Das einzige richtige Highlight auf der Strecke ist Holgers Erzbahnbude. Am Morgen war aber noch nicht viel los.


Wenn die Autobahn überquert wird, hat man das gröbste geschafft. Von der Erzbahnbude aus geht es fast nur noch bergauf bis zur Jahrhunderthalle. Aber ich merke, dass ich von der Kondition her erheblich besser drauf bin als im Frühjahr. Ich komme ziemlich zügig voran ohne schlapp zu machen.


An der Jahrhunderthalle muss ich erst die Straßenkarte studieren, die dort an einem Knotenpunkt angebracht ist. Mein nächstes Etappenziel war Bochum Langendreer als Einstieg auf den Rheinischen Esel. Ich wollte möglichst nicht auf belebten Straßen dorthin fahren. Dank dem neuen Knotensystem war das auch ziemlich einfach.


Es waren hauptsächlich so ruhige Straßen wie diese hier am Hauptfriedhof Bochum.


Es dauerte trotzdem seine Zeit, bis ich endlich am S-Bahnhof von Bochum-Langendreer ankam. Ein Blick auf den Tacho prophezeite mir heute eine anständige Kilometerleistung. Hier am S-Bahnhof verließ ich dann endlich die Häuserschluchten und Hauptverkehrsstraßen.


Der Rheinische Esel präsentierte sich sehr herbstlich. Es handelt sich hier um eine ehemalige Bahntrasse mit nur einer minimalen Steigung. Sie führt über Witten bis nach Dortmund-Löttringhausen. Unter anderem wird auch Witten-Annen durchquert. Wer sich dort auskennt, der weiß wie hügelig dieser Stadtteil ist. Auf der Trasse merkt man das aber nicht.


Bei dem Wetter wusste ich eigentlich nicht so richtig, ob ich die Regenklamotten anziehen sollte oder nicht. Es war ja ziemlich warm und mit Regenzeugs schwitzt man schon ordentlich. Ich habe es deshalb in der Satteltasche gelassen und mich bei einem Regenschauer lieber untergestellt. Die Schauer haben ja nicht lange angedauert. Genau so ein heftiger Schauer kam dann an der Grenze zwischen Bochum und Witten runter. Unter der Brücke, unter der ich Schutz gesucht hatte, war die Grenze sogar auf dem Boden eingezeichnet.
Heute habe ich dann mal im Internet so eine Art Nachlese gemacht und herausbekommen, dass die Markierung unter der Brücke ein Fake ist. Die Trasse schneidet genau dreimal die Grenzen der beiden Städte, nur eben nicht an dieser Stelle. Es ist eines dieser bekannten Phänomene, dass touristisch wertvolle Dinge immer genau dort stehen oder passiert sind, wo viele Menschen vorbei kommen.


Kurz vor Witten-Annen kam der nächste Regenschauer, der dann auch der letzte war. Hier reichte ein dicker Baum aus, mir Schutz zu bieten. Ich brauchte mein Regenzeugs nicht rausholen.


Ein Markenzeichen der Bahntrasse sind die beiden rostigen Gesellen auf ihrem Fahrrad in Witten-Annen. Auch sie, wie so viele andere Kunstwerke, bleiben von Schmierereien nicht verschont.



Der Rheinische Esel lässt sich wirklich wunderbar fahren. Er hat nur den einen Makel, dass am Ende in Löttringhausen nichts mehr weitergeht. Man muss sich über Straßen seinen weiteren Weg suchen. Ich wollte nach Herdecke und musste dazu einen Hügel, der eine Straße war, rauffahren. Auf der Hälfte des Weges habe ich mein Rad geschoben. Mittlerweile kam auch die Sonne raus und ich musste meine Weste ausziehen. Diese gemeinen Hügel haben aber auch etwas positives. Flüsse sind nun mal nur in Tälern zu finden, also musste es auch bald wieder bergab gehen. Ich bin einen Kilometer rauf gefahren und habe das Rad einen Kilometer rauf geschoben. Es hat sich gelohnt, denn nun ging es ohne Treten weiter und der Fahrtwind trocknete den Schweiß schnell wieder.

Unten angekommen in Herdecke bin ich durch die Altstadt runter zur Ruhr.


Ich konnte aber noch ein Kuriosum entdecken. So richtig war nicht zu erkennen, was die Markierung auf der Fahrbahn eigentlich sein soll. Es sah aus wie ein Schutzstreifen für Radfahrer. Wahrscheinlich sollte das auch einer sein. Da kann man froh sein, dass die Stadtplaner aus Herdecke nicht das Verkehrsreferat in Gelsenkirchen beraten hat. Sonst hätte der Schutzstreifen am Rathaus und Busbahnhof ganz anders ausgesehen. So gesehen sieht man die eigene Stadt in einem ganz anderen positiven Licht.



Dieser komische Streifen auf der Fahrbahn war aber nicht wichtig für mich. Ich bin lieber runter zur Ruhr gefahren. Das Wetter war mittlerweile wie im Bilderbuch und entsprechend sind auch die Menschen aus ihren Häusern gekommen. Aber egal, da muss ich durch, im wahrsten Sinne des Wortes.
Ich bin kurz vor dem Viadukt auf die Ruhr gestoßen. Dieses Viadukt ist 30 m hoch und schon sehr alt. Es ist eine wichtige Zugverbindung nach Hagen. Gleichzeitig beginnt auch hinter dem Bauwerk der Harkortsee.


Am Harkortsee habe ich dann auch eine freie Bank gefunden, wo ich mich ein wenig ausruhen konnte. Nachdem ich meine Notfallration verzehrt hatte, die aus einem Glas Würstchen und einem Brötchen bestand, habe ich auch ein paar Fotos vom See gemacht.



Nachdem ich den Harkortsee hinter mir hatte, wurde es etwas ruhiger. Im Ort Wetter a.d. Ruhr habe ich das Ufer gewechselt und bin in das Naturschutzgebiet Ruhraue gefahren. Schlagartig war es vorbei mit dem Trubel. Fußgänger traf man nur vereinzelt. Ansonsten waren hauptsächlich Radfahrer unterwegs.


Auf dem Hügel auf der anderen Seite der Ruhr sieht man das ehemalige Rittergut Haus Mallinckrodt, welches aber nicht frei zugänglich ist. Ein Abstecher dorthin lohnt sich also nicht.


Auf einer ehemaligen Bahntrasse geht es weiter am Rande des Naturschutzgebietes. Die Vegetation ist teilweise so beschnitten worden, dass man auch immer Ausblicke auf die Natur hat.


Über den Holzzaun hat man einen fantastischen Blick auf die Ruhraue und den Hang mit dem Berger-Denkmal gegenüber.


Das Schild vom alten Bahnhof Witten-Bommern hat man auf dem grünen bewachsenen Bahnsteig stehen gelassen. Das war zunächst erstmal das letzte Grün, weil ich jetzt ein kleines Stück durch Witten durch musste.


Und dann war ich letztendlich wieder auf dem Rheinischen Esel, jedenfalls auf dem Teilstück am Anfang. Den bin ich bis Bochum-Langendreer gefahren und von dort aus nach Bochum zur Jahrhunderthalle. Meine Kondition war noch gut, nur der Hintern machte mir Probleme. Ich musste ihn ab und zu mal lüften. So langsam sah es auch wieder nach Regen aus. Diesmal ging es auf der Erzbahntrasse aber hauptsächlich bergab. Das Fahrrad lief wie von selber. Ich habe nicht einmal angehalten.
Später an der Marina Graf Bismarck sah es dann schon voller aus als wie heute morgen. Die Tische vor dem Eiscafe waren gut besetzt.


Nur noch ein kurzes Stück trennte mich von zu Hause. Ich hoffte inständig, dass ich es noch bis nach Hause schaffe, bevor es anfängt zu regnen. Der Himmel wurde immer bedrohlicher, hier am Emscherweg.


Ich bin dann aber trocken angekommen. Ich hatte 102 km hinter mir und dabei ein schmerzendes Hinterteil erlitten. So viele Kilometer wollte ich eigentlich nicht machen. Dafür muss die nächste Tour etwas ruhiger werden.

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