Mit dem Fahrrad unterwegs

Wer Lust hat, kann hier meine Touren nachlesen, die ich mit dem Fahrrad unternommen habe. Radfahren bedeutet für mich Spaß und keineswegs Schinderei. Deshalb beträgt meine Durchschnittsgeschwindigkeit nie mehr als 14 km/h. Wer also sogenannte Trails mit anspruchsvollen Steigungen und Hindernissen erwartet, der ist hier falsch. Hier ist hauptsächlich "Gegend" zu sehen, mit Texten versehen. Neben meinen Radtouren schreibe ich hier zusätzlich noch ein paar Dinge auf, die ich interessant finde, die mich bewegt haben oder die ganz einfach zu meinem Umfeld gehören. Viel Spaß beim lesen.
___________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________

Mittwoch, 18. November 2015

Dallas und das dumme Schwein

Die jüngeren Leser werden jetzt amüsiert mit den Augen rollen oder mit den Ohren schlackern, wenn ich ihnen erzähle, dass es früher Telefone mit einer Wählscheibe gab. Man konnte damit nichts anderes machen als telefonieren. Was heute selbstverständlich ist, war damals in den 60ern und 70ern noch ein Luxus, den man sich gönnte. Ja, es gab sogar Wartezeiten von mehreren Monaten, bis man eine Nummer zugeteilt bekam und gleichzeitig auch das begehrte Telefon.

Meine Frau und ich waren stets fortschrittliche Menschen. Keine Frage, wir beantragten sofort ein Telefon, als wir nach der Hochzeit in unsere eigene Wohnung zogen. Als wir es bekamen, waren wir sehr stolz. Es war ein grünes Telefon mit Wählscheibe, also sehr modern. Es hob sich ab von den tristen beigen Telefonen oder den schwarzen Ungetümen, die normal waren.


Damals war noch die Deutsche Bundespost für die Telefone zuständig. Sie hatte das Monopol. Andere Anbieter gab es nicht und es hat sich auch niemand daran gestört.

Im Laufe der Jahre wurde auch die Bundespost fortschrittlicher und brachte neue Telefone in verschiedenen Varianten heraus. Es war damals üblich, die Telefone zu mieten und nicht zu kaufen. Wer ein anderes Telefon wollte, der bekam auch eines, musste aber eine gesonderte Gebühr dafür entrichten. Deshalb hielt sich der Wechsel auch in Grenzen. Das Geld saß damals nicht so locker.
Im Februar 1986 sind wir in eine neue Wohnung umgezogen.






Wir haben die Gelegenheit genutzt und mit dem Wechsel der Wohnung auch einen Wechsel des Telefons vollzogen. Wir haben uns ein besonders edles Teil ausgesucht, das Modell "Dallas 48" in moosgrün mit Tasten statt mit Wählscheibe.



Eigentlich war alles in Ordnung und wir waren auch zufrieden mit dem Telefon. Aber wie das nun mal ist, wenn man verheiratet ist, bekommt man im Laufe der Zeit Kinder und dann ist nichts mehr so, wie es einmal war. Diese Kinder entwickeln Wünsche, die mir als Vater entschieden gegen den Strich gehen. Weil Väter aber meist durch Mütter und Kinder überstimmt werden und die Erziehung insgesamt gewaltfrei geworden ist, war ich machtlos dagegen. Die Kinder wollten ein Tier.
Tiere in der Wohnung sind keine gute Idee. Um nicht mein Gesicht zu verlieren und den Respekt vor dem Vater wieder herzustellen, habe ich einen Vertrag als Kompromiß mit den Kindern geschlossen.

Nun fragt sich der geneigte Leser, was denn das Telefon, auf das ich besonders stolz war, mit dem Wunsch der Kinder zu tun hat? Geduld, Geduld! Gleich kommt es!
Die Kinder haben sich nach der Unterzeichnung des Vertrages sofort ein solches Tier angeschafft. Mami hat natürlich dabei geholfen, während ich auf der Arbeit war. Und dann war es da, das Meerschweinchen, mitsamt großem Käfig, aus dem das Tier ständig Sägespäne oder so ein Zeug rauswarf.


Im Grunde müsste die Geschichte hier enden, wenn da nicht mein Wunsch gewesen wäre, zu telefonieren. Ich habe gewählt wie blöd, aber die Leitung blieb tot. Kein Tuten, kein Rauschen, einfach nichts. Ich habe den Stecker in der Steckdose überprüft und auch den Stromanschluß. Letztendlich habe ich das Kabel hinter dem Schreibsekretär, auf dem das Telefon stand, hervorgezogen. Und schon fiel mir auf, dass an einer Stelle am schwarzen Kabel etwas bunt durchblitzte. Da hatte jemand das Kabel angefressen. Es war die verdammte Meersau, die sich an meinem Kult-Telefon Dallas vergriffen hatte bzw. am Kabel. Was denkt sich das Tier dabei? Was denken sich die Kinder dabei? Dass ich das nicht merke? Soll ich das Kabel vielleicht an der Decke hochziehen, damit die Meersau nicht rankommt. Ich war ganz schön stinkig.

Heute habe ich diesen Vertrag beim Aufräumen im Keller wiedergefunden. Und schon ärgere ich mich wieder. Zwar nicht ganz doll, aber es reicht, um meinen Kindern zuzurufen: "Ihr schuldet mir 5 DM". Da können die ja noch von Glück reden, dass die Zinsen im Moment so niedrig sind. Ich könnte sie sonst glatt ruinieren. Aber ich bestehe darauf, ich will die 5 DM haben.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen