Mit dem Fahrrad unterwegs

Wer Lust hat, kann hier meine Touren nachlesen, die ich mit dem Fahrrad unternommen habe. Radfahren bedeutet für mich Spaß und keineswegs Schinderei. Deshalb beträgt meine Durchschnittsgeschwindigkeit nie mehr als 14 km/h. Wer also sogenannte Trails mit anspruchsvollen Steigungen und Hindernissen erwartet, der ist hier falsch. Hier ist hauptsächlich "Gegend" zu sehen, mit Texten versehen. Neben meinen Radtouren schreibe ich hier zusätzlich noch ein paar Dinge auf, die ich interessant finde, die mich bewegt haben oder die ganz einfach zu meinem Umfeld gehören. Viel Spaß beim lesen.
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Mittwoch, 7. August 2019

Dem Rotbach und der Emscher auf der Spur

Eigentlich wollte ich mit meinem Enkel schon am Sonntag den Rotbach-Weg fahren bis zur Mündung in den Rhein. Leider klappte das nicht. Dafür aber am Montag. Daraus ergaben sich viele Vorteile in der Hinsicht, dass die Cafes und Biergärten alle nicht überlaufen waren. Wir hatten sie quasi für uns alleine. Ein Manko dieser Tour war die Anfahrt bis zum Rotbachweg an der Grafenmühle in Bottrop. Es ging teilweise über Stadtstraßen und war nicht sehr angenehm. Beim nächsten Mal werde ich auch einen Umweg in Kauf nehmen und über Scholven und Kirchhellen dorthin fahren. Diese Variante bin ich schon mal mehr oder weniger durch Zufall gefahren. Sie war deutlich entspannter, was den Autoverkehr angeht und bot auch viel mehr für das Auge.

Heute sind wir aber an der renaturierten Boye entlang, vorbei an der Mottbruchhalde und der brennenden bzw. schwelenden Halde Moltke in Richtung Ellinghorst. Kurz vor dem Hotel Van der Falk gab es noch mal Gelegenheit zu einem Imbiß bei der Metzgerei Kläsener, den wir aber nicht nutzten. Wir sind ja gerade erst gestartet.


Nach dem Hotel Van der Falk ging es dann, wie schon geschrieben, über nichtssagende langweilige Straßen bis Bottrop-Grafenwald. Eine Stunde hatten wir gebraucht bis zur Grafenmühle. Hier wird gestern die Hölle los gewesen sein. Es war ja gutes Wetter und die Grafenmühle ist ein beliebter Treffpunkt für Motorräder und Radfahrer. Heute war entsprechend alles ruhig dort. Die Grafenmühle war in der festen Hand von einer Handvoll Rentnern.


Wir haben hier auch unsere erste Rast gemacht. Hunger hatte ich noch keinen, aber dafür Kaffeedurst. Und ich musste auch dafür sorgen, dass mein Enkel genug Flüssigkeit zu sich nimmt. Wir sind ein kleines Stück weiter geradelt zu "Elkes Treff", einem typischen Biergarten für Radfahrer. Man kann das schon daran erkennen, dass dort jede Menge Fahrradständer vorhanden sind. Probleme, einen schattigen Platz zu bekommen, gab es nicht.


Nach der kurzen Pause ging es zum Einstieg in den Rotbach-Weg, der hier an der Grafenmühle beginnt. Für´s Erste war damit auch ein Abschied von den belebten Straßen und Autos verbunden. Gottseidank!


Es ging dann mitten durch den Wald in Richtung Dinslaken. Der Rotbach begleitete uns dabei und verschwand nur ab und zu, um mal kurz eine andere Richtung einzuschlagen und zu mäandern. Mein Enkel interessierte sich sehr für die Mountainbike-Trails, die man teilweise sehen konnte. Aber ohne entsprechende Ausrüstung sind die natürlich tabu. Als das erste Hinweisschild auf den Kreis Wesel kam, wünschte sich mein Enkel, einem Wolf zu begegnen. Er hatte gelesen, dass sich im Kreis Wesel eine Wölfin aufhalten sollte. Na ja, ich teilte dieses Verlangen nicht unbedingt.
Bald ging es bei der Sträterei auch raus aus dem Wald. Sträterei ist ein Ortsteil von Dinslaken. Vor einigen Jahren, als ich das erste Mal am Rotbach war, bin ich dem Schild "Sträterei" gefolgt. Mir schwebte da sowas wie eine Kaffeerösterei im Kopf herum, frei nach der Erinnerung an den Sträter-Kaffee aus Kindertagen, der immer ein Schoko-Bonbon in der Packung hatte. Aber leider fand ich nichts dergleichen sondern nur einen Hof mit Reitpferden und ein paar Häuser.

Hinter der Sträterei kamen wir also aus dem Wald raus und folgten dem Rotbach nun an seinem Ufer. Hier wurde mein Enkel auch sehr übermütig. Dieser Übermut legte sich aber ab ungefähr Kilometer 40.


Abwechselnd ging es dann mal in praller Sonne und mal im Schatten am Bach entlang. Der Bach war klar und sauber und man konnte sogar kleine Fische erkennen. Allerdings führte er nicht viel Wasser. Nach kurzer Zeit kamen wir an den Rotbachsee. Dieser See ist zum Schutz vor Hochwasser angelegt worden und dient als Rückhaltebecken. Im Moment leidet der See aber auch an extremer Trockenheit.


Gegenüber vom See, an der Staumauer, wurde ein Überlauf angelegt. Ich muss gestehen, ich konnte mir diesen Steinhhaufen zunächst nicht erklären. Ich habe erst zu Hause danach gegoogelt und dort erfahren, dass es ein Überlauf war, der den Stadtteil Hiesfeld bei extremer Wetterlage vor Überschwemmungen schützen soll.


Nur ein klein wenig weiter sind wir an der Trabrennbahn vorbei gefahren und stießen auf die alte restaurierte Mühle.



Als wir dann am Uferweg des Rotbaches weiterfuhren fiel uns auf, dass sich auf einmal die Fließrichtung des Baches geändert hatte. Das Wasser floß nicht mehr Richtung Mündung wie üblich sondern zurück in Richtung Rotbachsee. Das fanden wir schon ziemlich komisch. Immer wenn wir dann vom Ufer weggeführt wurden und dann wieder auf den Bach stießen, versuchten wir die Fließrichtung zu bestimmen. Irgendwann ging das aber nicht mehr, weil das Wasser still stand. So auch an dieser tollen Brücke. Wir haben darauf geachtet, ob sich nicht mal ein Blatt auf dem Wasser bewegt. Aber Fehlanzeige!


Und noch ein Stückchen brach unsere heile Welt zusammen. Zumindest ein bißchen. Das Wasser war weg. Stellenweise war mal hier und da eine Pfütze, aber ansonsten war der Bach trocken. "Du armer Bach", sagte mein Enkel ständig. Vielleicht erklärt das auch den Umstand, dass der Bach vorher rückwärts geflossen ist. Er hatte wohl nicht genug Wasser, um einen kleinen Hügel zu überbrücken, der irgendwo auf der Strecke sein musste.
Wie dem auch sei, hier war eine Bank und wir haben sie für eine kleine Rast genutzt. Ich hatte ein Glas Würstchen in meiner Gepäcktasche als Wegzehrung. Dieses Glas haben wir geköppt. Mein Enkel hat 4 Würstchen verdrückt und ich zwei. So muss das sein.



Wir folgten dem trockenen Bachlauf nun ein Weilchen, bevor wir durch die Dinslakener Altstadt durch mussten und den Bach aus den Augen verloren. Dann sind wir wieder in einen Wald gefahren und der Rotbach tauchte wieder auf. Und siehe da, er hatte so viel Wasser, dass er fröhlich vor sich hinströmte. Die große Frage war, woher der Bach das Wasser gekriegt hatte. Seltsam das Ganze. Und während der Bach so fröhlich vor sich hinplätscherte, kamen wir am Kraftwerk Voerde an, wo der Rotbach in den Rhein mündet.


Die erste Etappe unserer Tour war geschafft. Der Rhein selber hatte auch wenig Wasser. Mein Enkel wollte mal da runter gehen und das haben wir dann auch gemacht. Gestern mussten wohl einige unliebsame Zeitgenossen hier gewesen sein. Die Reste eines Lagerfeuers waren zu sehen und jede Menge Müll, von leeren Pizzakartons bis hin zu leeren Einwegflaschen und sonstigem Wegwerfkram. Kotz, Brech!


Weiter ging es in Richtung Emschermündung. Es waren ja nur ein Kilometerchen da hin, quasi in Sichtweite. Wir sind über den Rheindeich dorthin gefahren. Es dauert nicht mehr lange, dann ist das nicht mehr möglich. 2020 soll ja die neue Emscheraue geflutet werden, die jetzt noch trocken neben uns lag. Nach der Flutung muss man um die Aue rumfahren, wenn man weiter am Rhein entlang fahren will. Dort konnte man auch den Emscher-Mündungshof sehen. Wir sind den aber nicht angefahren. Meine Erfahrungen mit dem Hof waren eher schlecht. Als ich 2016 da war, hatte der nur sonntags für 2 Stunden in der Kaffeezeit auf, ansonsten war der geschlossen. Wer braucht sowas?

Die Emscher floß nur träge in den Rhein. Woher sollte sie auch das Wasser nehmen, um die Fließgeschwindigkeit zu erhöhen?



Auffallend war hier, dass das Wasser der Emscher sauber war. Kein Gestank und kein Unrat. Nichts, was auf einen Abwasserfluß schließen lässt. Auf der anderen Seite, wo die Enten sich sauwohl fühlten, konnte man bis auf den Grund gucken.


Von der Emschermündung aus sind wir auf dem Rheindeich weiter Richtung Duisburg-Walsum. Die Sonne brannte uns ganz schön auf den Pelz. Die Gefahr, sich hier einen Sonnenbrand zu holen oder auch einen Sonnenstich, war ziemlich hoch. Es wehte auch noch ein steifer Wind von der Seite, so dass man die Hitze nicht unbedingt merkte. Unter dem einzigen Baum auf dem Deichweg haben wir erstmal Pause gemacht. Das nächste Mal nehme ich mir auf jeden Fall einen Hut mit und den Fahrradhelm sowieso.


Es wurde auch langsam Zeit, sich mal um das leibliche Wohl zu kümmern. Wir beschlossen, mit der Fähre nach Orsoy überzusetzen und dort eine (Nach-)mittagspause mit Essen und Trinken einzulegen. Das von der Sonne erwärmte Mineralwasser empfindet man irgendwann nicht mehr als erfrischend. Es dient eigentlich nur noch der Flüssigkeitszufuhr. So ein kühles Pils dagegen...!

Die Fähre war noch mitten auf dem Rhein, als wir an der Anlegestelle ankamen. Auch hier war kein Schatten und die Sonne brannte erbarmungslos.


Als Autofahrer sollte man eigentlich wissen, dass man langsam und ruhig von der Fähre fährt. Eine Dame wusste es wohl nicht. Sie ist ziemlich forsch runtergefahren und man hörte ein häßliches Geräusch, dass vom Aufsetzen des Frontspoilers stammte. Da ist das Auto vorne wohl ein wenig nachgefedert. Na ja! Mit unseren Fahrrädern haben wir dieses Problem nicht. Mitten auf dem Fluß war es angenehm kühl.


Am anderen Ufer der Blick zurück auf die Fähre, die gleich wieder rüber nach Walsum fährt.


Spätestens jetzt bei der Mittagspause merkt man den Altersunterschied. Ich, mit meinen 67 Jahren, hatte Appetit auf ein Stück Kuchen und eine Tasse Kaffee, während mein Enkel, 18 Jahre alt, die Pommesbude gegenüber im Visier hatte. Wir haben uns dann geteilt. Er ging rüber und ich habe mir hier ein schattiges Plätzchen gesucht.


Draußen gibt es nur Kännchen. Wir kennen das ja und es war mir auch recht. Dazu ein Stück Schokoladen-Torte. Lecker! Auf Pommes und dergleichen hatte ich bei der Hitze keinen Appetit. Zum Schluß, als mein Enkel dann nach seiner Mahlzeit rüber kam, haben wir uns beide noch ein Bier gegönnt. Er ein Radler und ich ein Pils.


Mittlerweile hatten wir auch schon 15 Uhr. Unser Zeitplan ist irgendwie durcheinander geraten. Wir haben uns unterwegs wohl zu lange an einem Ort aufgehalten und sind deshalb spät dran. Ursprünglich wollte ich ja am Rhein bis Duisburg-Ruhrort weiterfahren und dann an der Ruhr entlang bis Mülheim. Von Mülheim sollte es über den RS1 nach Essen gehen und von da aus über den Berne-Weg nach Hause.
Wir haben das dann umgeschmissen. Es wäre zu spät geworden. Zusätzlich trug noch der volle Magen und die schattige Pause dazu bei, die Tour etwas abzukürzen. Ich schwöre, es lag nicht an der Hornhaut, die sich langsam am Hinterteil ausbreitete. Kurzum, wir beschlossen, zurück zur Emschermündung zu fahren und dann an der Emscher entlang nach Hause zu fahren. Wir sind also wieder zurück zur Anlegestelle der Fähre.


Der Weg zurück zur Emschermündung war nicht tragisch, ist sie doch nur 15 Minuten entfernt. Wir hätten auch von Walsum aus auf die HOAG-Trasse fahren können und dort Richtung Oberhausen. Aber die Bahntrassen bieten kaum Abwechslung für´s Auge. Deshalb haben wir den Umweg in Kauf genommen. Auf die HOAG-Trasse kommen wir noch früh genug.
Wir sind also der sauberen Emscher gefolgt.


In Oberhausen-Holten an der Grenze zu Dinslaken war dann Schluß. Wir mussten um das Klärwerk rumfahren. Von der Brücke aus, vor dem Klärwerk, kann man gut erkennen, wie der dreckige Fluß in das Klärwerk reinfließt und anschließend sauber wieder rauskommt. Beides nur durch eine kleine bauliche Sperre getrennt. Man kann sich gut vorstellen, dass das Ganze bei Hochwasser nicht mehr funktioniert. Dann schwappt der dreckige Fluß über die Barriere rüber.


Nach Umgehung des Klärwerks sind wir auf die HOAG-Trasse gestoßen und ihr dann bis Oberhausen gefolgt. In Oberhausen sind wir auf den Weg neben dem Rhein-Herne-Kanal gewechselt. Am Gasometer war dann die letzte Pause, die nur dem brennenden Hinterteil gewidmet war.


Die letzte Etappe nach Hause war dann nur noch ein Klacks. Tatsächlich waren es 87 km, die wir zurückgelegt hatten. Es hat Spaß gemacht! Wer die Tour nachfahren möchte, kann sie hier auf Komoot runterladen.

https://www.komoot.de/tour/84115681

Das Fazit meines Enkels fiel auch anders aus als ich erwartet hatte. Er fand den Weg am Rotbach echt cool. Cooler als der Rhein oder die Emscher. Die Rotbach-Tour würde er jederzeit gerne wieder machen.

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