Mit dem Fahrrad unterwegs

Wer Lust hat, kann hier meine Touren nachlesen, die ich mit dem Fahrrad unternommen habe. Radfahren bedeutet für mich Spaß und keineswegs Schinderei. Deshalb beträgt meine Durchschnittsgeschwindigkeit nie mehr als 14 km/h. Wer also sogenannte Trails mit anspruchsvollen Steigungen und Hindernissen erwartet, der ist hier falsch. Hier ist hauptsächlich "Gegend" zu sehen, mit Texten versehen. Neben meinen Radtouren schreibe ich hier zusätzlich noch ein paar Dinge auf, die ich interessant finde, die mich bewegt haben oder die ganz einfach zu meinem Umfeld gehören. Viel Spaß beim lesen.
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Montag, 26. August 2019

Die Tour ging daneben

Es sollte eine schöne Tour werden. Gut ausgerüstet mit reichlich Mineralwasser und als Notbehelf für den Hunger ein kleines Glas Bockwürstchen, bin ich von Altenessen aus mit dem Zug nach Oberhausen gefahren. Dort wartete ich auf den RE 19 bis Arnheim. In Sachen Zugfahrt bin ich fast schon ein Profi. Es kamen noch einige Radfahrer dazu, die auf den gleichen Zug warteten. So viel Platz bot er aber nicht. Die anderen Radfahrer blieben in der Mitte des Bahnsteigs schön im Schatten und warteten. Ich dagegen bin 5 Minuten vor Ankunft des Zuges in die Sonne, ganz am Anfang des Bahnsteigs gegangen. Ich wusste, dass er bis Wesel in Doppeltraktion fährt und deshalb sehr lang ist. Fahrradabteile sind aber immer auch vorne in diesen Waggons.
Als der Zug einlief, konnte ich mein Fahrrad bequem abstellen und gegenüber auch einen Sitzplatz ergattern. Hinten im Waggon und in der Mitte quälten sich die anderen Radfahrer und nicht alle bekamen auch einen Platz. Aber so richtig habe ich das hier vorne nicht mitbekommen.



Gegen Mittag bin ich dann in Arnheim angekommen.


Unten im Bahnhof ging es dann durch die Sperren. Ohne entsprechende Fahrkarte mit QR-Code oder elektronisch lesbarem Kern kam man hier nicht durch. Deshalb verteilte der Zugbegleiter in der Bahn auch vorher sogenannte Key-Cards an diejenigen, die sowas brauchten, damit niemand im Bahnhof bleiben musste.



Die erste Enttäuschung erlebte ich, als ich vor dem Bahnhof mein Navi einschaltete. Obwohl ich die Karte der Niederlande gestern upgedatet hatte, weigerte sich das Scheißteil ordentlich zu funktionieren. Gut dass ich mich doppelt abgesichert hatte. Ich hatte auch eine Liste mit den Knotenpunkten dabei, über die ich fahren wollte. Zunächst hat auch alles geklappt. Der Knotenpunkt 41 in der City war einfach zu finden. Er befand sich schräg gegenüber vom Bahnhof.  Im weiteren Verlauf hatte ich zunächst keine Probleme. Ich kam so langsam an das Wasser, wenn auch nur sehr kurz.


Die Radwege waren auch in Ordnung, aber das ist ja normal in Holland.


Das Dilemma begann, als ich die Ijssel überquerte und am Knotenpunkt 89 ankam. Es fehlte der Hinweis auf Knotenpunkt 61. Mein Gefühl sagte mir, ich musste nach rechts runter an das Wasser. Ich habe diesem Gefühl nicht getraut und bin schnurgerade neben der Bahnlinie Richtung Zevenaar weitergefahren. Der Radweg war in Ordnung. Er würde hier bei uns sogar als Radschnellweg durchgehen. Am Knotenpunkt 60 habe ich dann mal mein Navi wieder eingeschaltet. Ich wollte einfach nur die Karte der Umgebung sehen. Die Karte sagte mir dann, dass ich mich südlich halten muss bis Loo, um an das Wasser zu kommen. Also ab Richtung Süden. Schlecht war der Weg auf jeden Fall nicht. Im Gegenteil war er teilweise sehr schattig.


Schließlich kam ich am Knotenpunkt 61 an, so wie es vorher geplant war. Alles war also bestens, bis auf die Tatsache, dass kein Wasser da war. Auf dem Deich war es wunderbar zu fahren, keine Frage. Aber hier schien mir die Sonne auf´s Hirn, ohne dass mal zwischendurch irgendwas schattiges kam.


Nur ab und zu mal sah man etwas Wasser, wirklich nur ab und zu.


Ansonsten sah es so aus wie auf dem Foto. Die Bäume täuschen etwas. Die waren immer weit weg. Ich kann mich jetzt auch nicht mehr daran erinnern, wie lange ich so in der prallen Sonne auf dem Deich gefahren bin. Es kommt nämlich der Zeitpunkt, da tritt man nur noch automatisch in die Pedale und kriegt gar nichts mehr mit.


Ein Lichtblick war das Mammut, welches am Wegesrand so vor sich hin stand. Da hat jemand seine künstlerische Ader ausgelebt und er hat es gut gemacht.


Endlich mal etwas Abwechslung. Der Weg führte mich durch einen Ort, wo ich dachte, ich könnte mir dort ein Bierchen trinken und etwas Pause machen. Aber leider war da riesengroßer Flohmarkt. Die gesamte Einwohnerschaft war auf den Beinen. In dem einzigen Cafe hatte ich keine Chance, einen Platz zu kriegen.


Und weil es so schön war führte mich der Weg wieder auf den Deich, wo mir die Sonne wie gehabt auf´s Hirn schien. Ich hatte zwar einen Helm auf, der mich ein wenig vor einem Sonnenstich schützte, aber ich spürte schon, dass ich in Puncto Kreislauf so langsam an meine Grenzen kam. Daran änderte sich auch nichts, als ich dem Wasser immer näher kam.



Von meinem Vorhaben, bis nach Wesel zu fahren, nahm ich bereits Abstand. Ich wollte nur noch bis Emmerich und dann mit dem Zug nach Hause. Kein Baum, kein Strauch, kein Schatten, so ging es weiter. Kurz vor Emmerich entdeckte ich eine Wiese mit mehreren Bäumen, die Schatten boten. Einen von den Bäumen suchte ich mir aus, da wo keine Schafe drunter standen, und ruhte erstmal aus. Bevor ich mich auf die Wiese setzte, guckte ich natürlich nach, dass ich mich nicht auf Schafskötteln niederließ. Eine gute Dreiviertelstunde habe ich im Schatten gesessen und meine 2. Literflasche Wasser leer getrunken. Normalerweise gibt mir mein Hinterteil die Parameter vor, die mich zum Abbruch einer Tour führen. Diesmal war es aber der Kreislauf. Noch war alles im grünen Bereich. Aber ich wusste, ich war an meiner persönlichen Grenze und wollte das Schicksal nicht herausfordern. Das ist nun mal der Preis, den man für´s Älterwerden zahlt. In Emmerich habe ich mir noch ein Bierchen im Schatten gegönnt und dann ging es mit dem Zug ab nach Hause.

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