Mit dem Fahrrad unterwegs

Wer Lust hat, kann hier meine Touren nachlesen, die ich mit dem Fahrrad unternommen habe. Radfahren bedeutet für mich Spaß und keineswegs Schinderei. Deshalb beträgt meine Durchschnittsgeschwindigkeit nie mehr als 14 km/h. Wer also sogenannte Trails mit anspruchsvollen Steigungen und Hindernissen erwartet, der ist hier falsch. Hier ist hauptsächlich "Gegend" zu sehen, mit Texten versehen. Neben meinen Radtouren schreibe ich hier zusätzlich noch ein paar Dinge auf, die ich interessant finde, die mich bewegt haben oder die ganz einfach zu meinem Umfeld gehören. Viel Spaß beim lesen.
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Montag, 5. Juni 2017

Stadtradeln 2017 - Der süchtige und verfressene Cowboy

Pfingstsonntag sollte es nicht so ganz warm werden wie die Tage vorher. Also war dieser Tag wie geschaffen für eine Tour. Diesmal sind die COPD-Cowboys, also Wölfchen und ich, mal wieder zusammen gefahren. Es sollte bis zur Emschermündung gehen, dann den Rhein stromaufwärts bis zur Ruhr, an der Ruhr entlang bis Mülheim und dann über den RS1 nach Hause.
Die Tour selber bin ich schon oft gefahren und ich habe sie auch schon oft genug hier beschrieben. Deshalb gebe ich mir Mühe, nur markante Dinge zu posten.
Dass ausgerechnet mein Bruder und Partner Wolfgang den meisten Stoff dieses Berichtes liefert, war bei Tourbeginn noch nicht absehbar. Los ging es in Karnap am Müllheizkraftwerk. Da hatte ein Autofahrer beim Rechtsabbiegen das Vorfahrt-achten-Schild umgenietet. Für Wolfgang war das eine Steilvorlage, sich in Pose zu bringen.


Hinter der B 224 sind wir am Klärwerk vorbei durch Bottrop-Welheim. Hier fragte Wolfgang das erstemal, ob wir bald da sind. Ich sagte ihm, dass wir erst da sind, wenn wir an Wasser kommen, in dem auch Schiffe schwimmen. Hier auf der Straße waren nur Pfützen vom letzten Schauer. Die zählen nicht.
Sonst hält Wolfgang an jedem Ort an, der irgendwie anders ist, um Bilder zu machen und die auf Fratzebook (seine Ausdrucksweise), zu posten. Am Berne-Park hielt er weder die Bilder an der Autobahnbrücke, die Schafherde eines Künstlers oder die Schlafröhren für irgendwie interessant genug, um sie abzulichten. Er ist einfach vorbei gefahren. Hinter dem Berne-Park sind wir an den Rhein-Herne-Kanal gekommen. Vorher stellte sich aber dem bescheidenen und genügsamen Cowboy noch ein Hindernis in den Weg. Ein ehemaliger Bahnübergang war durch Absperrgitter gesichert und musste umfahren werden.


Wolfgang ist vorsichtshalber abgestiegen und hat sein Dreirad geschoben. Er meinte, es könnte ja ein Zug kommen. Wo der herkommen soll, ließ er aber offen.
Nachdem Wolfgang das Hindernis hinter sich hatte, sind wir eine Zeit lang am Kanal entlang gefahren.


Hier kam wieder die Frage, ob wir bald da sind, weil ja Schiffe zu sehen sind. Nein, wie sind noch nicht da. Ich erklärte Wolfgang erstmal, dass ich einen Rundkurs geplant hatte und es deshalb kein Ziel gibt. Wolfgang war zufrieden und fuhr weiter.

In Oberhausen, kurz vor dem Kaisergarten, fragte mich Wolfgang entsetzt, ob wir da den Berg rauf müssen. Man muss sich das mal vorstellen. Da fährt jemand mit Elektro-Unterstützung und an mich stellt er so eine Frage, wo ich doch noch klassisch trampeln muss. Ich habe ihn beruhigt, dass wir den Berg nicht rauf müssen sondern vorher links abbiegen.


Am Stadion von Rot-Weiß-Oberhausen haben wir den Kanal wieder verlassen und sind der Emscher gefolgt, die hier einen Knick nach Nordwesten macht.
Am Grünen Pfad sind wir nach rechts auf die HOAG-Trasse abgebogen.


Kurz darauf erlebten wir eine Überraschung. Der Weg war auf einmal durch einen Erdhaufen versperrt, weil auf ihm gebaut wurde. Mit einem normalen Fahrrad war es kein Problem, um den Hügel rumzukommen, aber mit dem Dreirad ...? Wolfgang musste absteigen und zu Fuß um den Hügel rumgehen, während ich das Dreirad drum herum schleppen musste. Ein freundliches Ehepaar fragte, ob sie helfen könnten. Aber Wolfgang sagte kackfrech, das wäre nicht nötig. Er hat seinen eigenen Sklaven dabei. Ich hätte ihn erschlagen können.
Danach ging es gottseidank ohne Störungen weiter, bis Wolfgang mich fragte, ob ich mal daran denken würde, dass er Raucher ist. Natürlich habe ich nicht an seine Scheiß Zigaretten gedacht. Wohl oder übel mussten wir Pause machen, damit der Herr seine Sucht bedienen konnte. Und natürlich war der Wind daran schuld, dass er sich noch so einen Stengel in den Hals stecken musste. Der raucht seiner Meinung nach die Hälfte mit.
Kurz vor Dinslaken haben wir die HOAG-Trasse verlassen und sind um das Mündungsklärwerk herumgefahren. Wolfgang hat auch nicht mehr gefragt, ob wir schon da wären. Das war wenigstens ein Lichtblick.


Letztendlich kamen wir dann doch an der Emschermündung an. Leider musste man wieder um ein Absperrgitter herum, um auf den Deich zu gelangen. Wolfgang stöhnte wieder, er sei behindert und beauftrage mich, das Dreirad am Hindernis vorbei auf den Deich zu ziehen. Und weil ich ja nicht nur sein Dreirad sondern auch mein Fahrrad hochschieben musste, stand ich hinterher erst mal japsend auf der Deichkrone.Und während mir der Schweiß den Rücken runter lief, frönte der Herr seinem Hobby und machte Fotos für Fratzebook.


Auf der Deichkrone sind wir dann weiter stromaufwärts gefahren bis Walsum. Dort wollten wir auf die Fähre nach Orsoy. Der Rhein hat zur Zeit Niedrigwasser. Deshalb war die Auffahrt auf die Fähre sehr steil. Und schon kam wieder der Spruch, er wäre behindert und ich müsste das Dreirad runter schieben. Während ich mich abmühte, ging der Herr gemächlich auf das Schiff und genoß die Aussicht.


Als es ans Bezahlen ging, kam wieder der Spruch von meinem Bruder, dass er behindert sei und deshalb umsonst fahren kann, mindestens aber einen Rabatt kriegen müsste. Aber der Kassierer war unerbittlich. Wolfgang musste den vollen Preis zahlen.

Drüben in Orsoy haben wir in einem Cafe erstmal Pause gemacht. Ich hatte mir nur ein Bier bestellt. Wolfgang wollte unbedingt Kaffee und Kuchen und ist ins Cafe gegangen, um sich den Kuchen auszusuchen. Es hat etwas länger gedauert, bis die Bestellung bei uns ankam. Ich staunte nicht schlecht, als Wolfgang drei Stücke Kuchen zu sich hinschob. Die Kellnerin hatte bestimmt gedacht, da kommen noch zwei Leute. Die hatte wohl nicht damit gerechnet, dass jemand so verfressen sein kann. Ansonsten hätte sie den Kuchen auf einen großen Teller geschaufelt und auch nur eine Kuchengabel dabei gegeben.


Eine ganze Stunde haben wir in diesem Cafe gesessen. Danach sind wir wieder losgefahren am Rhein entlang Richtung Duisburg. In Homberg haben wir die Rheinseite gewechselt und sind über die Friedrich-Ebert-Brücke nach Ruhrort geradelt.


Und den Pannekopp auf der Speditionsinsel, den Poseidon, haben wir natürlich auch gesichtet. Musste zwar nicht unbedingt sein, aber er ist nun mal da.


In Ruhrort auf der Hafenpromenade waren viele Menschen unterwegs. Wir sind daher recht zügig durchgefahren. Wir brauchten das nicht unbedingt. Auf dem kürzesten Weg ging es dann auf den Ruhrtalweg. Hier musste Wolfgang mal wieder anhalten, um das blöde Wehr in Meiderich für Fratzebook zu fotographieren.


Oben auf dem Wehr hat er sich dann nochmal verrenkt, um die herabstürzende Ruhr, für die sich keine Sau interessiert, aus verschiedenen Perspektiven abzulichten. Danach ging es dann aber recht zügig, zumindest bis zur Ruhraue in Mülheim. Hier musste Wolfgang noch mal anhalten, um sein Bein und seinen Hintern wieder zu durchbluten. In Wahrheit wollte er sich nur wieder eine rauchen.


Am Aquarius in Mülheim machte Wolfgang noch einmal eine Fotosession und dann ging es aber in einem Rutsch weiter bis zum RS1. Zwischendurch jammerte er immer wieder, dass ihm sein Hintern weh tat. So eine Memme! Auf dem RS1 habe ich mich dann erbarmt und eine Rast in der Radmosphäre vorgeschlagen. Das wurde dankend von meinem Partner angenommen.


Das letzte Stück haben wir dann ohne Pause hinter uns gebracht. Dem einen Cowboy sind nämlich die Zigaretten ausgegangen. Ohne Zigaretten ist für ihn eine Pause ein Ding, was nicht geht. Erwähnenswert ist vielleicht nur noch der Typ, der sich auf dem RS1 eine Hütte baute nach dem Muster von Überlebenskünstlern im Dschungel. Er suchte wohl eine Bleibe für heute Nacht.


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