Mit dem Fahrrad unterwegs

Wer Lust hat, kann hier meine Touren nachlesen, die ich mit dem Fahrrad unternommen habe. Radfahren bedeutet für mich Spaß und keineswegs Schinderei. Deshalb beträgt meine Durchschnittsgeschwindigkeit nie mehr als 14 km/h. Wer also sogenannte Trails mit anspruchsvollen Steigungen und Hindernissen erwartet, der ist hier falsch. Hier ist hauptsächlich "Gegend" zu sehen, mit Texten versehen. Neben meinen Radtouren schreibe ich hier zusätzlich noch ein paar Dinge auf, die ich interessant finde, die mich bewegt haben oder die ganz einfach zu meinem Umfeld gehören. Viel Spaß beim lesen.
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Donnerstag, 14. April 2016

Chaosfahrt ins Blaue

Morgen soll es schlechtes Wetter geben und kalt wird es auch wieder. Also musste ich den Tag heute noch ausnutzen. Aber zunächst machte mein Fahrrad Zicken und verlangte von mir, dass ich das Loch im Schlauch hinten flicke. Keine Ahnung, wo ich mir das eingefangen habe. Gestern war noch alles in Ordnung gewesen und heute stand es platt in der Garage. Ist aber kein Problem. Im Reifen flicken habe ich schon sowas wie Routine entwickelt.
Gegen Mittag bin ich dann losgefahren. Ein Ziel hatte ich nicht. Als ich in Höhe des Bahnhofes Buer-Süd war, entschied ich mich spontan, mit dem Zug zu fahren. Der in Richtung Dortmund war schon weg, aber nur ein paar Minuten später kam der Zug in Richtung Dorsten. In den bin ich eingestiegen, was mit Fahrrad mal wieder sehr beschwerlich war.


Die Haltepunkte des RB 43 bis Dorsten sind alle ekelhaft. Man kann nur unter Lebensgefahr aussteigen, weil die Bahnsteige alle so tief liegen. Nur der am Movie Park in Feldhausen, der war ziemlich barrierefrei.  Da bin ich dann auch wieder ausgestiegen. Ich bin am Rande des Movie Parks durch den Wald gefahren und habe die Karrussels, Achterbahnen usw. alle von hinten gesehen. Hat der Movie Park noch nicht auf? Ich habe niemanden da gesehen und die Karrussels standen auch alle still. Dabei ist doch erst Mittags.
Den Movie Park habe ich irgendwann hinter mir gelassen und ich bin einfach nur geradeaus gefahren. Ehe ich mich versah, war ich plötzlich in Dorsten. Ich habe das daran erkannt, dass unterhalb der Brücke die Werkstatt und die Waschanlage der Nordwestbahn zu sehen war.

 
Und prompt bin ich auch am Bahnhof Dorsten vorbei gekommen. Da hätte ich ja auch gleich da aussteigen können. Aber egal! Ich habe die Innenstadt von Dorsten hinter mich gelassen und bin auf den Uferweg der Lippe abgebogen. Auf dem Hinweisschild war angegeben, dass es bis Haltern noch 18 Kilometer waren. Warum nicht, habe ich gedacht? Fahre ich eben nach Haltern. Von da aus kann ich ja mit der S 9 zurück nach Gelsenkirchen fahren. Die S-Bahn hält am Bahnhof Buer-Nord. Ich war fast alleine da an der Lippe. Der Uferweg war nicht ganz so toll wie ich erwartet hatte.


Ich konnte auch nicht lange an der Lippe weiterfahren. Schon nach kurzer Zeit war der Uferweg zu Ende und ich landete am Ufer des Wesel-Dattel-Kanals. Dieser Weg war um Längen besser und ich kam gut voran. Ich stieß dann auf eine Schleuse, wo gerade ein Schiff bergauf wollte. Abgewartet habe ich aber nicht, bis das Schiff durch war. Ich kenne das ja von unserer Schleuse in Gelsenkirchen bereits. Lediglich die Art der Schleusung war eine andere.



In Höhe des Dorfes Hervest wurde ich dann vom Kanal weggeleitet. Die Lippe war auch nirgends zu sehen. Aber ich war auch nicht böse drum. Ich bin eine kleine asphaltierte Straße gefahren, vorbei an verschiedenen Bauernhöfen und dem einmaligen Geruch von Misthaufen. Niemand kam mir entgegen. Die ganze Gegend war wie ausgestorben. Einmal kam ich an ein kleines Wäldchen mit einem großen See. Aber leider war der See wohl in Privatbesitz, denn er war eingezäunt.


Bis jetzt war das Wetter hervorragend gewesen. Aber plötzlich hat sich eine große dunkle Wolke über mich geschoben. Ich befürchtete schon das Schlimmste. Die Rettung nahte aber. In 500 m war ein Hof angekündigt, wo ich mir eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen gönnen konnte. Voller Vorfreude bin ich losgetrampelt. Aber da kam nichts. Da war kein Hof, auch nicht in 500 m. Es gab nur ein Umspannwerk und sonst nichts. Eine Frechheit ist das.


Aber ich hatte trotzdem Glück. Hinter dem Umspannwerk kam eine Brücke als Unterstellmöglichkeit genau in dem Moment, in dem es anfing zu regnen. Es war nur ein sehr kurzer Schauer. Aber ich war in Sicherheit und blieb trocken. Nach dem Schauer kam ich dann auf den Deich neben der Lippe. Auf diesem Deich bin ich ziemlich lange geradelt.



Aber auch den Deich musste ich bald wieder verlassen. Es ging auf einen Weg, der schnurgerade verlief und sehr eintönig war.


Ich habe auf diesem Weg nur ein einziges Mal angehalten, weil es da ein Hinweisschild auf ein Storchennest gab, auf das man einen freien Blick hat.  Tatsächlich war der Blick frei, aber das Storchennest war leer. Pech gehabt!


Jetzt war ich schon fast am Ziel. Und auch diesen schnurgeraden Weg konnte ich endlich verlassen. Er war auf einmal ohne Vorwarnung zu Ende. Ich musste ganz kurz auf den Radweg neben einer Straße. Wie ich sehen konnte, war ich nicht der Einzige, der auf Wanderschaft war. Die Kröten waren auch unterwegs und wurden durch Planen aufgehalten.


Und dann war ich auch schon in Haltern. Ich hatte kein Problem, den Bahnhof zu finden. Hinweisschilder gab es genug.


Leider war mein Zug gerade weg gewesen. Wegen Bauarbeiten haben sich die Abfahrtzeiten geändert und die nächste S-Bahn kommt erst in 90 Minuten. Ne, habe ich gedacht. Ich habe keine Lust 90 Minuten zu warten. Also habe ich beschlossen, mit dem Rad nach Hause zu fahren.


Als ich den Bahnhof verließ fielen mir die vielen Fahrräder auf, die da im Unterstand standen. Oh Himmel, ein Paradies für Fahrraddiebe!


Zu diesem Zeitpunkt, als ich vom Bahnhof Haltern losfuhr, war ich noch fit. Ich wählte die Richtung nach Recklinghausen für den Rückweg. Das war ein großer Fehler. Es ging über wer weiß wie viele Kilometer nur bergauf. Nein, nicht nur bergauf! Aber meistens schon. Ich hatte das Gefühl, ich kam nicht voran und würde wohl erst morgen früh zu Hause ankommen. Das allerschlimmste war aber, dass ich neben der Straße fahren musste und den ganzen Dreck mitbekam, den die Autos aus den Auspüffen schleuderten.
Und dann kam so langsam noch hinzu, dass mir mein Hintern weh tat. Die Saison ist ja noch jung und ich bin noch nicht im Training. Mein Hintern fühlte sich an, als ob ich wie Attila der Hunnenkönig ein Pferd ritt mit Fleisch unter dem Sattel, damit es schön mürbe wird. In Recklinghausen-Speckhorn konnte ich endlich die Straße verlassen und auf gemütlicheren Wegen weiterfahren. Und hier habe ich auch an einem See eine kleine Rast eingelegt, natürlich im Stehen. Mein Hintern hat es mir gedankt.


Jetzt wollte ich eigentlich nur noch nach Hause. Ich habe auch nicht mehr damit gerechnet, dass ich etwas Schönes sehe, was mich aufheitern könnte. Einzig ein wenig Erleichterung überkam mich, als ich die beiden Wassertürme sah. Die waren mir vertraut. Ich hatte sie immer gesehen, wenn ich mit dem Bus von Buer nach Recklinghausen gefahren bin. Also kann Herten nicht mehr weit sein, was schon "die halbe Miete" ist.



Und dann habe ich doch noch was Schönes gesehen. Am Betriebshof der Vestischen in Herten stand diese alte Straßenbahn.


Danach war ich auch ruck zuck in Westerholt, dann in Buer und endlich zu Hause. Ein Segen, dass es morgen Regen gibt und ich in der Bude bleiben muss. Mein Hintern wird es mir danken. Ich bin heute insgesamt 68,57 km gefahren bei einer reinen Fahrzeit von 5 Stunden und 14 Minuten. Meine Durchschnittsgeschwindigkeit betrug 13, 06 km/h. Meine höchste erreichte Geschwindigkeit betrug auf dieser Tour 30,62 km/h.


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