Mit dem Fahrrad unterwegs

Wer Lust hat, kann hier meine Touren nachlesen, die ich mit dem Fahrrad unternommen habe. Radfahren bedeutet für mich Spaß und keineswegs Schinderei. Deshalb beträgt meine Durchschnittsgeschwindigkeit nie mehr als 14 km/h. Wer also sogenannte Trails mit anspruchsvollen Steigungen und Hindernissen erwartet, der ist hier falsch. Hier ist hauptsächlich "Gegend" zu sehen, mit Texten versehen. Neben meinen Radtouren schreibe ich hier zusätzlich noch ein paar Dinge auf, die ich interessant finde, die mich bewegt haben oder die ganz einfach zu meinem Umfeld gehören. Viel Spaß beim lesen.
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Montag, 11. April 2016

Nur Flaschen beim Derby

Wenn Schalke gegen Dortmund spielt, herrscht auf der Nord-Süd-Achse Gelsenkirchens immer der Ausnahmezustand. Ich bin nicht unbedingt das, was man einen Fußballfanatiker nennen könnte. Ich bin noch nicht mal ein Fan. Aber das Geschehen rund um das Fußballspiel ist für mich umso interessanter.
Die A 2 ist sonntags um diese Zeit meist nicht staugefährdet. Sie ist es auch beim Derby nicht gewesen, wenn man mal von der Autobahn-Abfahrt absieht. Alle wollen noch auf den letzten Drücker zum Spiel und dabei auch noch einen guten Parkplatz ergattern.


Kasse machen an diesem Tag auch die kleineren Kneipen, sofern sie auf dem Weg zur Arena liegen. So wie hier die "Destille" am Bergmannsheil.



Am Rathaus in Buer hat sich der Busbahnhof als Treffpunkt der Schalke-Fans etabliert. Hier wird das Flaschenbier bevorzugt und entsprechend dem Bierkonsum verhalten sie sich auch undiszipliniert. Trotzdem sind sie aber friedlich. Ich habe noch nie erlebt, dass die Fans ausfallend geworden sind. Anders als bei der Destille ist dieser Ort im Zentrum von Buer ein Fest für die Flaschensammler. Hier machen sie reichlich Beute.


In der Vereinskneipe "Bosch", wo ehemals Ernst Kuzorra einen Stammplatz hatte, standen natürlich wie an jedem Spieltag die Fans ohne Eintrittskarte vor der Tür, um das Spiel auf Sky zu verfolgen. Das war zu erwarten und war nichts besonderes für mich. Aber ebenfalls auf der Schalker Meile sind mir heute zwei Gaststätten aufgefallen, die ich vorher noch gar nicht wahrgenommen hatte. Da war zum einen an der Berliner Brücke die Gaststätte "Anno 1904" und schräg gegenüber von der Glückauf-Kampfbahn die "Gelsen-Szene". Wahrscheinlich haben die nur an Tagen auf, an denen auch Schalke spielt.




An der Arena selber waren die Busunternehmen und auch die heimische Bogestra damit beschäftigt, die Fans in das Stadion zu karren. Es kam ein Bus nach dem anderen an und der Strom ist nicht abgerissen. Auffallend war, dass kein Bus aus Dortmund dabei war. Erst hinterher habe ich gesehen, dass die Gästebusse alle auf einen gesonderten Parkplatz geleitet worden sind. Eine kluge Entscheidung wie ich finde.


Auf der einen Seite kamen die Busse und auf der anderen Seite entließen die Straßenbahnen ihre menschliche Fracht. Kaum jemand von den Fans, die aus der Straßenbahn ausstiegen, hatte keine Bierflasche in der Hand. In die Arena konnten sie keine mitnehmen. Findige Flaschensammler haben deshalb schon auf dem Bahnsteig Kisten deponiert, wo die Fans die leeren Bierflaschen reinlegen konnten. Ich bin überzeugt davon, dass die Flaschensammler alle ihr angestammtes Revier haben und dass es böses Blut gibt, sollte jemand in ihrem Revier wildern.


Und dann kehrte Ruhe ein. Es quollen keine Menschen mehr aus den Bussen. Und auch die Straßenbahnen nahmen ihre Ruhepositionen ein bis zum Ende des Spiels.



Und auch die Flaschensammler wurden ruhiger. Sie verstauten ihre Beute und mussten sich nur noch Gedanken über den Abtransport machen.


Währenddessen tobten sich die Spieler und die Zuschauer in der Arena aus. Es muss eine tolle Stimmung darin herrschen, wenn man der Geräuschkulisse glauben kann. Von alledem bekamen die Flaschensammler an der Haltestelle aber nichts mit. Es interessierte sie auch nicht. Die hatten andere Sorgen.


Anders die Flaschensammler direkt vor der Arena. Auch hier kamen sie alle auf ihre Kosten. Komischerweise haben alle Flaschensammler auch einen Einkaufswagen dabei. So einen von der großen Sorte, wie man ihn nur bei großen Discountern sieht. Gekauft haben sie den Einkaufswagen mit Sicherheit nicht, eher geborgt.


Und wenn ich mir die vollen Einkaufwagen und großen Tüten so ansehe, stellt sich mir die nächste Frage. Lohnt sich das überhaupt? Für eine Flasche bekommt man 8 Cent. Das wären bei 100 Flaschen gerade mal 8 Euro. Dosen oder Plastikflaschen wären da wohl attraktiver, weil sie mit 25 Cent bepfandet sind. Aber leider sind die Glasflaschen in der Überzahl und die Flaschensammler haben zusätzlich noch mit dem Gewicht der Flaschen zu kämpfen.


In der Arena war mittlerweile Halbzeitpause. Zeit für eine Pinkelpause und/oder für eine Zigarette. Für die Flaschensammler gab es hier nichts mehr zu holen. Der Wind blies die Plastikbecher vor sich her und gab das Zeichen zum Aufbruch für die Flaschensammler.


Von der Arena bis zur Haltestelle Willy-Brandt-Allee hat sie ihre Flaschen geschoben. Da kann man nur den Hut ziehen, denn die Frau musste eine Haltestelle weiter laufen. Mit ihrem Einkaufswagen kam sie nämlich nicht die Treppen an der Haltestelle Arena runter. Und noch dazu war ja auch Sonntag. Das bedeutete, sie konnte die Flaschen nicht sofort abgeben sondern musste sie mit nach Hause nehmen.



Ich staunte nicht schlecht, als sie da an der Haltestelle stehen sah. Ich habe zwar nicht gewartet, bis die Frau mit ihrem Einkaufswagen und den Tüten in die Straßenbahn gestiegen ist. Aber ich habe keine Zweifel, dass sie es getan hat. Die Haltestelle ist barrierefrei gestaltet. Was den Zugang für Rollstühle erleichtert, gilt ebenso für Einkaufswagen.


Kurze Zeit später, als die Flaschensammler weg waren, zog die Polizei auf. Sie machte sich bereit für das Spielende. Für mich der Zeitpunkt zu verschwinden. Ich musste das nicht unbedingt haben, mich unter die heimkehrenden Fans zu mischen.


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