Mit dem Fahrrad unterwegs

Wer Lust hat, kann hier meine Touren nachlesen, die ich mit dem Fahrrad unternommen habe. Radfahren bedeutet für mich Spaß und keineswegs Schinderei. Deshalb beträgt meine Durchschnittsgeschwindigkeit nie mehr als 14 km/h. Wer also sogenannte Trails mit anspruchsvollen Steigungen und Hindernissen erwartet, der ist hier falsch. Hier ist hauptsächlich "Gegend" zu sehen, mit Texten versehen. Neben meinen Radtouren schreibe ich hier zusätzlich noch ein paar Dinge auf, die ich interessant finde, die mich bewegt haben oder die ganz einfach zu meinem Umfeld gehören. Viel Spaß beim lesen.
___________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________

Dienstag, 9. Februar 2016

Der mit den Knollen tanzt...

Heute ist alles professioneller und mit damals nicht zu vergleichen. Die Rampen mit ihren modernen Überladebrücken machen das Abladen zum Kinderspiel, zumindestens wenn auch der Lkw nicht gerade ein Museumsstück ist. Ganz zu Anfang, als die Firma noch in den Kinderschuhen steckte, war es jedes Mal eine Herausforderung, wenn der Bauer Ende Mai mit seinen Frühkartoffeln gekommen ist. Im Grunde hat er das Gewichtsproblem clever gelöst. Meist brachte er 6 bis 8 Paletten Kartoffeln, die ein ordentliches Gewicht auf die Waage brachten. Indem er die Paletten auf einen Transporter und einen Anhänger verteilte, war der Zug insgesamt nicht überladen. Anfang Juli kam er dann mit Möhren statt mit Kartoffeln. Auch so ein schweres Zeug.


Benutzt hat er dabei den Seiteneingang, der ebenerdig war. Wir konnten also in der Halle abladen, was besonders bei Regen von Vorteil war.


Transporter und Anhänger waren nicht gerade gut gewartet. Man könnte sie als Seelenverkäufer bezeichnen, auch wenn Fotos sehr gnädig sind und die Roststellen verdecken.



Die Paletten standen mittig auf dem Anhänger und waren gewichtsmäßig gut verteilt. Nur Formschluß nach vorne war nicht gegeben. Formschluß bedeutet, die Paletten würden an der Stirnwand anschließen. Bei einer Polizeikontrolle hätte man das beanstandet, weil die Paletten bei einer Vollbremsung mit Wucht nach vorne rutschen. Aber woher sollten die Bauern auch wissen, was Ladungssicherung ist?


Ich hatte nur einen Handstapler zur Verfügung. Wir waren ja nur ein kleines Lager und brauchten deshalb kein größeres Gerät. Nur für den Bauern hätte mir die Zentrale keinen richtigen Stapler geschickt. Abgesehen davon hatte ich auch keinen Staplerschein und durfte nur diese kleinen Dinger benutzen, die unter die Gruppe der Mitnahmestapler fielen. Das Problem hier waren die Achsen des Anhängers. Die 2 Paletten, die genau auf der Achse standen, konnte ich mit dem Handstapler nicht unterfahren. Die Laufrollen unten sind an den Reifen hängen geblieben. Ich musste also ziemlich tricksen, um die Paletten in die richtige Position zum Aufnehmen zu kriegen.




Nach dem Anhänger kam dann der Transporter dran. Hier musste ich hinten einen Hand-Hubwagen benutzen, mit dem die Paletten nach vorne geholt wurden. Erst dann konnte ich sie abstapeln. Wie man sieht, ist das Ganze auch eine sehr staubige Angelegenheit.


Es war mühsam. Erst den Hubwagen drauf, dann die Palette vorziehen, den Hubwagen wieder runter und erst dann konnte ich die Palette erst mit dem Stapler nehmen.


Nur die letzte Palette ging einfacher. Die konnte ich von der Seite durch die Schiebetür nehmen.


Der Transporter hat dann irgendwann mal den Geist aufgegeben und die Reparatur hat sich nicht gelohnt. Der Bauer hat die Gelegenheit genutzt und sich mal einen richtigen Lkw zugelegt, mit dem er dann immer anlieferte.


 Er dachte jedenfalls, es wäre ein richtiger Lkw. Aber besonders viel konnte er nicht zuladen und Luftfederung hatte er auch nicht. Ohne Luftfederung ließ sich das Niveau des Fahrzeugs nicht regulieren, er blieb mit dem Hintern unten.



Wie man unschwer erkennen kann, mussten wir bei diesem Lkw die Hebebühne mit Paletten abstützen, damit sie nicht nach unten federt. Nur so war gewährleistet, dass wir mit einem Elektro-Hubwagen auf den Lkw fahren und die Paletten runterholen konnten. Die Hebebühne federte nicht nur extrem nach, sie fiel bei Belastung auch ca. 10 cm nach unten. Ohne den Unterbau wäre es also ziemlich gefährlich. Der Lkw ist von dem Bauern gebraucht gekauft worden und war schon zu diesem Zeitpunkt ein Seelenverkäufer. Wie der über den TÜV gekommen ist, weiß der Himmel. Jede Ladebordwand muss einmal im Jahr nach den Unfallverhütungsvorschriften geprüft werden. Wie die TÜV-Plakette am Nummernschild bekommt auch die Hebebühne eine solche Plakette. Die Fotos sind im Sommer 2012 entstanden, d.h. die letzte Prüfung nach UVV war dann im Jahre 2008 gewesen.



Hier kann man die Konstruktion, die wir jedesmal basteln mussten, aus der Nähe sehen.


Danach kam nur noch die Überladebrücke der Rampe drüber und schon konnte es losgehen.





Und einmal hat einer von den polnischen Arbeitern des Bauern die Kartoffeln gebracht und einen Anhänger dabei gehabt. Auf dem Anhänger waren zwei Paletten, eine ganz vorne und eine ganz hinten. Gesichert waren die beiden Paletten mit je einem Spannbrett. Unterwegs an der Veltins-Arena sind sie in eine Polizeikontrolle gekommen. Die haben das natürlich beanstandet. Nachdem eine Anzeige gefertigt worden ist, musste der Pole und seine Frau, die eigentlich nur aus Spaß an der Freud mitgefahren war, die Kisten mit den Kartoffeln runterpacken und flach stapeln, so dass nichts mehr rutschen konnte. So kamen sie dann auch bei mir auf dem Hof an.


Bei uns auf dem Hof mussten die Kartoffeln wieder auf Paletten gepackt werden. Bei mehr als 30 Grad im Schatten war das nicht gerade angenehm. 



Der Lkw hat sich nur ein Jahr bei dem Bauern gehalten. Im Folgejahr wurde ein anderer Lkw benutzt, der wesentlich besser war und nicht ganz so verkommen. Das Abladen ging mit dem auch entspannter. Wie mir der Fahrer sagte, ist ihm vor der Luxemburgischen Grenze bei einem Kunden die Ladebordwand abgefallen. Von dem Tag an war das Schrottfahrzeug nicht mehr zu gebrauchen. Und noch ein Jahr später brauchte der Bauer überhaupt nicht mehr zu kommen. Wir haben die Kartoffeln bei ihm abgeholt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen