Mit dem Fahrrad unterwegs

Wer Lust hat, kann hier meine Touren nachlesen, die ich mit dem Fahrrad unternommen habe. Radfahren bedeutet für mich Spaß und keineswegs Schinderei. Deshalb beträgt meine Durchschnittsgeschwindigkeit nie mehr als 14 km/h. Wer also sogenannte Trails mit anspruchsvollen Steigungen und Hindernissen erwartet, der ist hier falsch. Hier ist hauptsächlich "Gegend" zu sehen, mit Texten versehen. Neben meinen Radtouren schreibe ich hier zusätzlich noch ein paar Dinge auf, die ich interessant finde, die mich bewegt haben oder die ganz einfach zu meinem Umfeld gehören. Viel Spaß beim lesen.
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Mittwoch, 29. April 2015

Der Hauptbahnhof

Wenn ich immer lesen muss, wie schön doch unser alter Bahnhof war und dass es eine Schande ist, dass er abgerissen wurde, kriege ich Pickel. Hätte man ihn stehen lassen, würde er ungefähr so aussehen wie der Hauptbahnhof Wanne-Eickel. Da ist nichts einladendes.


Ein McDonalds hier, ein Bäcker dort und ein Zeitschriftenladen. Das war es dann. Und schaut man mal rüber zu den Gleisaufgängen, stellt sich auch das trist dar.


So wie sich der Bahnhof Wannel-Eickel darstellt hätte man maximal auch den alten Hauptbahnhof hinkriegen können. Von der Struktur wäre gar nichts anderes möglich gewesen. Ich erinnere mich gut daran, wie es im alten Bahnhof war. Ich war damals Soldat und bin fast jede Woche mit dem Zug gefahren. Der Eingang war nicht behinderten- und auch nicht kinderwagengerecht. Es waren zwei oder drei Sandsteinstufen, die man überwinden musste. Dann kam man in die Vorhalle. Ich weiß nicht mehr, ob die Fahrkartenschalter rechts oder links waren. Ich weiß aber, dass die Halle nach Urin gestunken hat. Ein paar kleinere Läden waren an der Seite. Hinten war der Wartesaal bzw. die Bahnhofsgaststätte, betrieben zunächst von der Familie Overrath und hinterher von der Familie Buthe-Piper. Meine Mutter hatte bei beiden als Kaltmamsell gearbeitet. Auch zum Bali-Kino ging es hinten links weg. Man konnte reingehen wann man wollte und bleiben, so lange man wollte. Es war ein Non-Stop-Kino. Sowas gibt es heute gar nicht mehr. Ich war nur einmal da drin gewesen und das war in dem Film "Ein Froschmann an der Angel" mit Jerry Lewis. Es muss so Ende der 60er-Jahre gewesen sein. Da hat man solche Filme geguckt.
Hinten rechts ging es zu den Bahnsteigen. In einer Art Kassenhäuschen saß ein Beamter der Bundesbahn und hat die Fahrkarten abgeknipst. Niemand kam ohne Fahrkarte durch die Sperre. Wer jemanden abholen wollte, musste sich eine Bahnsteigkarte für 20 Pf kaufen. Kam aktuell mal kein Zug und das Häuschen unbesetzt, war der Durchgang mit Hilfe einer rot-weißen Kette versperrt. Es wäre ein leichtes gewesen, unter der Kette durchzuschlüpfen. Aber damals war der Respekt vor der Obrigkeit so groß, wir hätten es nie gewagt.
Der Gang zu den Gleisen war ein dunkles Loch. Man musste damals zwar keine Angst haben, weil die Bundesbahn viel Personal im Einsatz hatte, aber heute wäre das ein Angstraum erster Güte, hätte man das so stehen gelassen.

Man kann sicherlich darüber streiten, ob unser neuer Bahnhof nun gelungen ist oder nicht. Aber zumindestens ist er sauber und er stinkt nicht nach abgestandenem Rauch, nach Urin und widerlichem Körpergeruch. Er ist hell und freundlich. Hier der Eingang von der City aus.


Und hier betritt man den Bahnhof vom Neustadtplatz aus.


Der Bahnhof wird oft mit dem Bahnhofscenter in eine Schublade gesteckt. Beides hat aber nichts miteinander zu tun, außer der Nachbarschaft. Das Bahnhofscenter gefällt mir auch nicht so besonders. Das wollte ich nur mal am Rande erwähnen.
Aber zurück zum Bahnhof. Hier mal Innenansichten, die mein Urteil von der Sauberkeit und der freundlichen Atmosphäre bestätigen.




Eine Ebene höher, wo es zu den Bahnsteigen geht, ist es ebenfalls sehr sauber und freundlich.



Und der Bahnsteig selber... nun ja, er sieht aus wie ein Bahnsteig eben aussehen muss. Es ist nichts besonderes und das erwartet auch niemand.




Zusammenfassend lässt sich also sagen, Gelsenkirchen ist mit seinem Bahnhof gut aufgestellt. Und die Nostalgiker sollten endlich aufhören, einer alten Bruchbude nachzutrauern, die ihrem Zweck heute nicht mehr im entferntesten gerecht wäre.

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