29.August 2013
Die Tochter ist mit ihrer Familie im Urlaub. Wie jedes Jahr stellt sich
die Frage, wohin mit dem Hund. Nein, die Frage stellt sich nicht
wirklich. Meine Frau und ich nehmen das Tier wie immer solange in unsere
Obhut, bis die Kinder wieder zurück sind. Damit der Hund kein Trübsal
bläst, gehe ich mit ihm morgens sehr ausgedehnt spazieren. Er weiß das
auch und freut sich jedesmal "einen Ast ab".
Heute ist der Golfplatz und das Schloß unser
Ziel. Ich habe die lange Leine dabei, damit sich der Hund auch halbwegs
frei bewegen kann. Wir laufen zunächst die Ekertstraße hoch bis zur
Brücke und gehen davor den Feldweg an der Mauer zu Gelsenberg entlang.
Dieser Feldweg hat nichts schönes an sich, genausowenig wie die Mauer.
Es lohnt sich nicht, hier ein Foto zu machen.
Der Feldweg endet im Wendekreis der Koststraße, wo sich "ein
vergessener" Eingang zum Werksgelände von Ruhroel auf Gelsenberg
befindet.
Übrigens ist auch mal der Bus der Linie 383 bis
zur Koststraße gefahren. Es war einer von diesen dunkelgrünen
Gelenkbussen, die wie Ungetüme wirkten. Wo der Bus aber gehalten hat,
weiß ich nicht. Damals war ich noch bekennender Autofahrer. Mir wäre nie
in den Sinn gekommen, mit dem Bus zu fahren.
Weiter geht es mit dem Hund auf der Koststraße immer am Zaun entlang in Richtung Ex-Galopprennbahn.
Nicht nur das Werkstor scheint an dieser Stelle
zu den "vergessenen Dingen" zu gehören. Auch die Straße lässt sich wohl
entsprechend einordnen. Sie macht auf mich jedenfalls diesen Eindruck.
Aber ich will ja nicht über Straßen philosophieren sondern mit dem Hund
ein wenig durch die Gegend streifen.
Weiter geradeaus kommen wir zur Einmündung Johannastraße. Hier befindet sich die offizielle Einfahrt zu Ruhr-Oel.
Nun
wollte ich gerade auch noch ein Foto von der
Mucki-Bude machen, die auf dem Bild darüber rechts nur so eben drauf
ist, habe es dann aber gelassen. Es kamen gerade ein paar Damen mit
dampfendem Kaffee raus und setzten sich vor den Eingang. Ich hatte eine
gewisse Scheu, die Damen einfach so abzulichten. Sie sahen auch sehr
kräftig aus und waren im Training. Ich als Fast-Rentner hätte wohl keine
Chance gehabt, wenn die eventuell denken würden, ich wäre ein Spanner.
Na ja, so wichtig ist die
Muckibude ja nun auch wieder nicht, dass man sie unbedingt
fotographieren müsste, habe ich mir gesagt.
Erwähnenswert ist eigentlich nur, dass an dieser Stelle an der
Johannastraße früher immer das Festival der Hausmusik stattgefunden
hatte. Schade, dass es das nicht mehr gibt.
Auf der rechten Seite kommen mein Hund und ich dann noch am Arbeiter-Weiterbildungszentrum der MLPD "Schacht III" vorbei.
Ich habe in Schacht III auch schon mehrmals ein
Bier getrunken und ich fand es recht gemütlich da drin. Aber heute wurde
nichts daraus. Es war noch zu früh für ein Bierchen.
Hinter "Schacht III" gehen wir langsam auf den
Weidwall zu. Naja, ich versuche zumindest, langsam zu laufen. Ab und zu
entdeckt der Hund mal ein Wildkaninchen und dann kann die Leine gar
nicht lang genug sein. Tut mir ja leid den Hund bändigen zu müssen, aber
ich habe keine Lust mitzurennen.
Am Weidwall halten wir uns links und laufen in das kleine Wäldchen. In
dem Wäldchen findet man vereinzelt noch die Reste eines
Trimm-Dich-Pfades aus den 70er- bis 80er-Jahren. Geradeaus läuft man auf
den Friedhof Horst-Süd zu. Da wollen wir aber nicht hin, deshalb geht
es gleich rechts den kleinen Weg weiter zur ehemaligen Galopprennbahn.
Auf dem Foto geht der Blick zurück in das kleine Wäldchen.
Der Weg wird nun staubiger und übersichtlicher.
Die Sonne knallt vom Himmel, aber es weht ein angenehmer Wind. Wir
bewegen uns so langsam auf das ehemalige Geläuf zu.
Ich stelle mir gerade vor, dass hier über Jahrzehnte Pferde gelaufen sind und ich mitten auf der Bahn stehe.
Ich habe ernsthaft überlegt, in welche Richtung
die Pferde damals gelaufen sind. Hatte Horst eine Linksbahn? Nach
einigem Nachdenken kam ich darauf. Der Zieleinlauf war immer kurz vor
dem Waagehaus und davor die lange Gerade, wo die Pferde ihr Letztes
gegeben haben. Nun ja, nicht alle haben ihr Letztes gegeben. Meist die
nicht, auf die ich 2,50 DM gesetzt hatte. Die tummelten sich immer im
Schlußfeld.
Die sind also links gerannt und ich habe deshalb auch diese Richtung
eingeschlagen. Ist schon komisch, welche Gedanken einem durch den Kopf
gehen, wenn man sich an einem Ort befindet, der persönlich eine gewisse
Spur von Wehmut aufkommen lässt.
Bei meinem Rundgang um das Geläuf hatte ich übrigens einen ständigen
Begleiter. Der nackte Kollege im Hintergrund, mit der Keule auf dem Dach der THS im
Nordsternpark, beobachtete jede meiner Bewegungen.
Es ist einfach faszinierend, wie sich das Gelände
der Galopprennbahn verändert hat. Es gefällt mir, wie hier mit der
Natur umgegangen wird und jeder auf seine Kosten kommt. Urwüchsiges und
gepflegtes Grün passen wunderbar zusammen, wie man hier im Bild sehen
kann.
Am Zaun des Golfplatzes habe ich dann eine
Entdeckung gemacht, die auch Konfliktpotenzial besitzt. Der Herr
Grabowski ist zu Besuch gekommen und hat seine typischen Hügel
hinterlassen.
Noch ist Herr Grabowski nicht auf den Golfplatz
gewechselt. Aber natürlich stelle ich mir die Frage, wie man mit dem
Problem umgeht, sollte das grabefreudige Tier die Richtung ändern und
die Golffreunde damit ärgern.
Gefährlich scheint der Sport ja auch zu sein. Auf dem Rückweg, als ich
mit dem Hund auf der anderen Seite unterwegs war, sah ich diese
Schilder.
So langsam nähere ich mich mit dem Hund wieder
der "Zivilisation", womit die ersten Häuser gemeint sind, die in
Sichtweite kommen.
Bis hierher hatte ich schon jede Menge Staub
geschluckt. In der Ferne ist die Kirchtumspitze von St. Hippolytus zu
sehen und ganz klein auf dem Weg ein Sprengwagen von der Stadt, der die
noch jungen Bäume mit Wasser versorgt.
Und auch mein Kollege auf dem Dach der THS
begleitet mich weiter auf der Tour. Es scheint, als ob wir uns jetzt ein
klein wenig näher gekommen sind. Das jetzt aber nur geographisch
gesehen.
Ich nähere mich jetzt
dem Schloßgarten und kann
schon von weitem die schattenspendenden Bäume sehen. Auf der linken
Seite gehe ich am alten Waagehaus vorbei, wo die Jockeys gewogen wurden
(nicht die Pferde) und die Bleiplatten in die Satteltaschen kamen. Die
hintere Front des Waagehauses sieht nicht
gut aus. Aber ich denke, das wird schon noch ansehnlich hergerichtet.
Endlich betrete ich den schattigen Bereich des
Schloßparks. Ein kurzer Blick zurück und die nächste Bank ist meine. Ich
bin ja schließlich zu meinem Vergnügen hier.
Nach einer angemessenen Pause geht es weiter
Richtung Schloß. Was Kunstwerke angeht, so bin ich der sprichwörtliche
Banause. Für mich ist Kunst nur das, was ich schön finde. Und schön
finde ich dieses Kunstwerk hier, welches im ehemaligen Schloßgraben
steht. Der Herkules auf dem Dach der THS ist dagegen häßlich.
Die Vorburg von hinten. Selbst aus dieser
Perspektive sieht sie toll aus. All der Dreck und die Verschandelung
während der Bauphase sind vergessen. Das Gebäude präsentiert sich hell
und freundlich.
Der Innenhof der Vorburg präsentiert sich wie das
Gebäude selber, hell und freundlich. Hier ist die Stadtteil-Bibliothek
und das Bürgercenter untergebracht. Auch wenn ich persönlich nichts dazu
beigetragen habe, so erfüllt es mich doch mit Stolz, ein Teil dieses
Stadtteils Horst zu sein. Hier lässt es sich leben, hier sind die
Menschen freundlich und hilfsbereit und hier ist eine Menge Geld
investiert worden, um den Stadtteil weiter aufzuwerten.
Vom Innenhof der Vorburg geht es zur Turfstraße. Hier blickt man auf den Josef-Büscher-Platz, unserem Marktplatz.
Der Marktplatz ist autofrei und das ist auch gut
so. Die Kaufmannschaft sieht das zwar anders, aber man kann nicht jeden
freien Raum als Parkplatz deklarieren. Das geht einfach nicht. Autos
brauchen keine Lebensqualität, Menschen aber schon. Mittwochs, wenn
Wochenmarkt ist, herrscht auf dem Josef-Büscher-Platz ein reges Treiben
an Händlern und Kundschaft. Wenn ich Urlaub habe, begleite ich meine
Frau meist, wenn sie auf dem Markt einkauft. Man kommt nur ganz langsam
vorwärts, was nicht nur an dem guten Besuch liegt. Man kennt sich und
man spricht miteinander. Meine Frau hatte mich anfangs schon vorgewarnt,
dass der Wochenmarkt in Horst nichts für Eilige ist. Viele Leute
treffen sich da zu einem kleinen oder längeren Schwätzchen. Und da wir
nun schon über 40 Jahre in dem Stadtteil wohnen, dauert es natürlich
entsprechend, bis man alle Bekannten begrüßt und Neuigkeiten
ausgetauscht hat. Die Händler sind meist auch immer die gleichen und
kommen schon seit Jahren. Da ist der Metzger Breuckmann oder der
Fischhändler Pickmann, um nur einige zu nennen.
Weiter geht es mit dem Hund die Rampe zum Schloß rauf.
Von der Rampe aus blickt man auf alte,
restaurierte und auf neue Elemente der Fassade. Einmal habe ich das
sogar von innen bewundern können, außerhalb von öffentlichen Führungen.
Ich weiß jetzt nicht mehr genau, wo damals der Bezirksvorsteher Albert
sein Zimmer hatte. Ich hatte seine Sprechstunde genutzt und sein Büro
war in der oberen Etage. Von innen sah das Fenster genauso altehrwürdig
aus wie von außen. Es ist schon ein Privileg, ein Büro in einem solchen
Prachtbau zu haben.
Hier ein paar Impressionen rund um den Eingang zur Glashalle.
So langsam wird es Zeit, sich auf den Heimweg zu
machen. Das Thermometer klettert wieder auf die 30 Grad-Marke zu und zu
Hause wartet ein kühles Veltins auf mich und eine Schale Wasser für den
Hund.
Noch ein kurzer Blick von oben auf die Vorburg...
... rechts auf den ehemaligen Schloßgraben...
... und vorwärts gerichtet auf die Turfstraße.
Ich gehe ein Stück die Turfstraße in Richtung Hallenbad entlang und lasse die Vorburg hinter mir.
Große Lust, über die Turfstraße nach Hause zu
gehen habe ich nicht. Die Hitze und den Verkehrslärm muss ich nicht
unbedingt haben. Ich biege deshalb wieder rechts in den Schloßpark ein.
Der Weg zurück in den Schloßpark ist angenehm schattig.
Und auch die Ansicht des Schlosses von der Seite
ist ein Hingucker. Im Schloßgraben kann man jedes Jahr den Horster Löwen
bewundern, der aus Blumen nachgebildet wird.
So langsam entferne ich mich vom Schloß und werfe
nur noch einen letzten Blick auf das Kunstwerk im Schloßgraben. Es ist
eine sogenannte kinetische Skulptur. Mit der Beschreibung der Skulptur
kann ich allerdings nicht viel anfangen.
"Das Immaterielle wird zum integralen
Bestandteil der Plastik, deren konstruktiv-stringente Formalisierung
abstrahierend auf den Raumeindruck einwirkt."
Ich habe noch niemanden gefunden, der mir solche Sätze ins Hochdeutsche
übersetzen kann. Warum muss man Kunst eigentlich immer so beschreiben,
dass man sie nur mit einem Hochschulabschluß verstehen kann und selbst
dann noch Probleme hat?
Na ja! Ist ja im Grunde auch egal. Hauptsache, dieses Kunstwerk passt
hierher und ist optisch ansprechend. Das ist der Fall und deshalb finde
ich das in Ordnung. Vielleicht fände ich es sogar schön, wenn ich genau
wüsste, was der Künstler ausdrücken will und was er sieht. Aber wie
schon geschrieben....
Noch ein letzter Blick zurück auf das Schloß und dann geht es weiter.
Wir gehen wieder am Golfplatz entlang auf dem
ehemaligen Geläuf. Natürlich gehen wir jetzt auf der anderen Seite und
haben die Häuser vom Bowengarten auf der rechten Seite. Wir behalten die
Richtung bei, die damals auch die Pferde bei den Rennen hatten, obwohl
kaum zu befürchten ist, dass uns ein paar "Zossen" entgegen kommen. Die
Gefahr, dass wir zu "Geisterläufern" werden, ist also nicht gegeben.
Aber Ordnung muss sein.
Und auch der Kollege auf dem Dach drängelt sich
wieder in das Panorama. Ob der wohl aufpasst, dass die Golfer nicht
schummeln? Die Anlage ist heute gut besucht. Man hat es am Parkplatz
gesehen, der war gerammelt voll.
Nun geht es zügig wieder nach Hause. Es ist ja
schließlich schon Mittag und der Spaziergang dauerte fast 2 Stunden. Ich
und mein Hund bedanken uns für die nette Begleitung und versprechen,
wir wiederholen das in diesem Sommer. In diesem Sinne, guten Mittag.
Mit dem Fahrrad unterwegs
Wer Lust hat, kann hier meine Touren nachlesen, die ich mit dem Fahrrad unternommen habe. Radfahren bedeutet für mich Spaß und keineswegs Schinderei. Deshalb beträgt meine Durchschnittsgeschwindigkeit nie mehr als 14 km/h. Wer also sogenannte Trails mit anspruchsvollen Steigungen und Hindernissen erwartet, der ist hier falsch. Hier ist hauptsächlich "Gegend" zu sehen, mit Texten versehen. Neben meinen Radtouren schreibe ich hier zusätzlich noch ein paar Dinge auf, die ich interessant finde, die mich bewegt haben oder die ganz einfach zu meinem Umfeld gehören. Viel Spaß beim lesen.
___________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________
Donnerstag, 16. April 2015
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen