Mit dem Fahrrad unterwegs

Wer Lust hat, kann hier meine Touren nachlesen, die ich mit dem Fahrrad unternommen habe. Radfahren bedeutet für mich Spaß und keineswegs Schinderei. Deshalb beträgt meine Durchschnittsgeschwindigkeit nie mehr als 14 km/h. Wer also sogenannte Trails mit anspruchsvollen Steigungen und Hindernissen erwartet, der ist hier falsch. Hier ist hauptsächlich "Gegend" zu sehen, mit Texten versehen. Neben meinen Radtouren schreibe ich hier zusätzlich noch ein paar Dinge auf, die ich interessant finde, die mich bewegt haben oder die ganz einfach zu meinem Umfeld gehören. Viel Spaß beim lesen.
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Donnerstag, 16. April 2015

Spaziergang durch Horst

29.August 2013

Die Tochter ist mit ihrer Familie im Urlaub. Wie jedes Jahr stellt sich die Frage, wohin mit dem Hund. Nein, die Frage stellt sich nicht wirklich. Meine Frau und ich nehmen das Tier wie immer solange in unsere Obhut, bis die Kinder wieder zurück sind. Damit der Hund kein Trübsal bläst, gehe ich mit ihm morgens sehr ausgedehnt spazieren. Er weiß das auch und freut sich jedesmal "einen Ast ab". 



Heute ist der Golfplatz und das Schloß unser Ziel. Ich habe die lange Leine dabei, damit sich der Hund auch halbwegs frei bewegen kann. Wir laufen zunächst die Ekertstraße hoch bis zur Brücke und gehen davor den Feldweg an der Mauer zu Gelsenberg entlang. Dieser Feldweg hat nichts schönes an sich, genausowenig wie die Mauer. Es lohnt sich nicht, hier ein Foto zu machen.
Der Feldweg endet im Wendekreis der Koststraße, wo sich "ein vergessener" Eingang zum Werksgelände von Ruhroel auf Gelsenberg befindet. 





Übrigens ist auch mal der Bus der Linie 383 bis zur Koststraße gefahren. Es war einer von diesen dunkelgrünen Gelenkbussen, die wie Ungetüme wirkten. Wo der Bus aber gehalten hat, weiß ich nicht. Damals war ich noch bekennender Autofahrer. Mir wäre nie in den Sinn gekommen, mit dem Bus zu fahren.

Weiter geht es mit dem Hund auf der Koststraße immer am Zaun entlang in Richtung Ex-Galopprennbahn. 







Nicht nur das Werkstor scheint an dieser Stelle zu den "vergessenen Dingen" zu gehören. Auch die Straße lässt sich wohl entsprechend einordnen. Sie macht auf mich jedenfalls diesen Eindruck. Aber ich will ja nicht über Straßen philosophieren sondern mit dem Hund ein wenig durch die Gegend streifen.

Weiter geradeaus kommen wir zur Einmündung Johannastraße. Hier befindet sich die offizielle Einfahrt zu Ruhr-Oel. 



Nun wollte ich gerade auch noch ein Foto von der Mucki-Bude machen, die auf dem Bild darüber rechts nur so eben drauf ist, habe es dann aber gelassen. Es kamen gerade ein paar Damen mit dampfendem Kaffee raus und setzten sich vor den Eingang. Ich hatte eine gewisse Scheu, die Damen einfach so abzulichten. Sie sahen auch sehr kräftig aus und waren im Training. Ich als Fast-Rentner hätte wohl keine Chance gehabt, wenn die eventuell denken würden, ich wäre ein Spanner. Na ja, so wichtig ist die Muckibude ja nun auch wieder nicht, dass man sie unbedingt fotographieren müsste, habe ich mir gesagt.
Erwähnenswert ist eigentlich nur, dass an dieser Stelle an der Johannastraße früher immer das Festival der Hausmusik stattgefunden hatte. Schade, dass es das nicht mehr gibt.

Auf der rechten Seite kommen mein Hund und ich dann noch am Arbeiter-Weiterbildungszentrum der MLPD "Schacht III" vorbei.



Ich habe in Schacht III auch schon mehrmals ein Bier getrunken und ich fand es recht gemütlich da drin. Aber heute wurde nichts daraus. Es war noch zu früh für ein Bierchen. 

Hinter "Schacht III" gehen wir langsam auf den Weidwall zu. Naja, ich versuche zumindest, langsam zu laufen. Ab und zu entdeckt der Hund mal ein Wildkaninchen und dann kann die Leine gar nicht lang genug sein. Tut mir ja leid den Hund bändigen zu müssen, aber ich habe keine Lust mitzurennen.
Am Weidwall halten wir uns links und laufen in das kleine Wäldchen. In dem Wäldchen findet man vereinzelt noch die Reste eines Trimm-Dich-Pfades aus den 70er- bis 80er-Jahren. Geradeaus läuft man auf den Friedhof Horst-Süd zu. Da wollen wir aber nicht hin, deshalb geht es gleich rechts den kleinen Weg weiter zur ehemaligen Galopprennbahn. Auf dem Foto geht der Blick zurück in das kleine Wäldchen. 





Der Weg wird nun staubiger und übersichtlicher. Die Sonne knallt vom Himmel, aber es weht ein angenehmer Wind. Wir bewegen uns so langsam auf das ehemalige Geläuf zu. 


Ich stelle mir gerade vor, dass hier über Jahrzehnte Pferde gelaufen sind und ich mitten auf der Bahn stehe. 


Ich habe ernsthaft überlegt, in welche Richtung die Pferde damals gelaufen sind. Hatte Horst eine Linksbahn? Nach einigem Nachdenken kam ich darauf. Der Zieleinlauf war immer kurz vor dem Waagehaus und davor die lange Gerade, wo die Pferde ihr Letztes gegeben haben. Nun ja, nicht alle haben ihr Letztes gegeben. Meist die nicht, auf die ich 2,50 DM gesetzt hatte. Die tummelten sich immer im Schlußfeld.
Die sind also links gerannt und ich habe deshalb auch diese Richtung eingeschlagen. Ist schon komisch, welche Gedanken einem durch den Kopf gehen, wenn man sich an einem Ort befindet, der persönlich eine gewisse Spur von Wehmut aufkommen lässt.

Bei meinem Rundgang um das Geläuf hatte ich übrigens einen ständigen Begleiter. Der nackte Kollege im Hintergrund, mit der Keule auf dem Dach der THS im Nordsternpark, beobachtete jede meiner Bewegungen.



Es ist einfach faszinierend, wie sich das Gelände der Galopprennbahn verändert hat. Es gefällt mir, wie hier mit der Natur umgegangen wird und jeder auf seine Kosten kommt. Urwüchsiges und gepflegtes Grün passen wunderbar zusammen, wie man hier im Bild sehen kann. 





Am Zaun des Golfplatzes habe ich dann eine Entdeckung gemacht, die auch Konfliktpotenzial besitzt. Der Herr Grabowski ist zu Besuch gekommen und hat seine typischen Hügel hinterlassen. 


Noch ist Herr Grabowski nicht auf den Golfplatz gewechselt. Aber natürlich stelle ich mir die Frage, wie man mit dem Problem umgeht, sollte das grabefreudige Tier die Richtung ändern und die Golffreunde damit ärgern.
Gefährlich scheint der Sport ja auch zu sein. Auf dem Rückweg, als ich mit dem Hund auf der anderen Seite unterwegs war, sah ich diese Schilder. 



So langsam nähere ich mich mit dem Hund wieder der "Zivilisation", womit die ersten Häuser gemeint sind, die in Sichtweite kommen. 


Bis hierher hatte ich schon jede Menge Staub geschluckt. In der Ferne ist die Kirchtumspitze von St. Hippolytus zu sehen und ganz klein auf dem Weg ein Sprengwagen von der Stadt, der die noch jungen Bäume mit Wasser versorgt. 


Und auch mein Kollege auf dem Dach der THS begleitet mich weiter auf der Tour. Es scheint, als ob wir uns jetzt ein klein wenig näher gekommen sind. Das jetzt aber nur geographisch gesehen. 





Ich nähere mich jetzt dem Schloßgarten und kann schon von weitem die schattenspendenden Bäume sehen. Auf der linken Seite gehe ich am alten Waagehaus vorbei, wo die Jockeys gewogen wurden (nicht die Pferde) und die Bleiplatten in die Satteltaschen kamen. Die hintere Front des Waagehauses sieht nicht gut aus. Aber ich denke, das wird schon noch ansehnlich hergerichtet. 


Endlich betrete ich den schattigen Bereich des Schloßparks. Ein kurzer Blick zurück und die nächste Bank ist meine. Ich bin ja schließlich zu meinem Vergnügen hier. 


Nach einer angemessenen Pause geht es weiter Richtung Schloß. Was Kunstwerke angeht, so bin ich der sprichwörtliche Banause. Für mich ist Kunst nur das, was ich schön finde. Und schön finde ich dieses Kunstwerk hier, welches im ehemaligen Schloßgraben steht. Der Herkules auf dem Dach der THS ist dagegen häßlich. 


Die Vorburg von hinten. Selbst aus dieser Perspektive sieht sie toll aus. All der Dreck und die Verschandelung während der Bauphase sind vergessen. Das Gebäude präsentiert sich hell und freundlich. 




Der Innenhof der Vorburg präsentiert sich wie das Gebäude selber, hell und freundlich. Hier ist die Stadtteil-Bibliothek und das Bürgercenter untergebracht. Auch wenn ich persönlich nichts dazu beigetragen habe, so erfüllt es mich doch mit Stolz, ein Teil dieses Stadtteils Horst zu sein. Hier lässt es sich leben, hier sind die Menschen freundlich und hilfsbereit und hier ist eine Menge Geld investiert worden, um den Stadtteil weiter aufzuwerten. 



Vom Innenhof der Vorburg geht es zur Turfstraße. Hier blickt man auf den Josef-Büscher-Platz, unserem Marktplatz. 







Der Marktplatz ist autofrei und das ist auch gut so. Die Kaufmannschaft sieht das zwar anders, aber man kann nicht jeden freien Raum als Parkplatz deklarieren. Das geht einfach nicht. Autos brauchen keine Lebensqualität, Menschen aber schon. Mittwochs, wenn Wochenmarkt ist, herrscht auf dem Josef-Büscher-Platz ein reges Treiben an Händlern und Kundschaft. Wenn ich Urlaub habe, begleite ich meine Frau meist, wenn sie auf dem Markt einkauft. Man kommt nur ganz langsam vorwärts, was nicht nur an dem guten Besuch liegt. Man kennt sich und man spricht miteinander. Meine Frau hatte mich anfangs schon vorgewarnt, dass der Wochenmarkt in Horst nichts für Eilige ist. Viele Leute treffen sich da zu einem kleinen oder längeren Schwätzchen. Und da wir nun schon über 40 Jahre in dem Stadtteil wohnen, dauert es natürlich entsprechend, bis man alle Bekannten begrüßt und Neuigkeiten ausgetauscht hat. Die Händler sind meist auch immer die gleichen und kommen schon seit Jahren. Da ist der Metzger Breuckmann oder der Fischhändler Pickmann, um nur einige zu nennen.

Weiter geht es mit dem Hund die Rampe zum Schloß rauf. 






Von der Rampe aus blickt man auf alte, restaurierte und auf neue Elemente der Fassade. Einmal habe ich das sogar von innen bewundern können, außerhalb von öffentlichen Führungen. Ich weiß jetzt nicht mehr genau, wo damals der Bezirksvorsteher Albert sein Zimmer hatte. Ich hatte seine Sprechstunde genutzt und sein Büro war in der oberen Etage. Von innen sah das Fenster genauso altehrwürdig aus wie von außen. Es ist schon ein Privileg, ein Büro in einem solchen Prachtbau zu haben. 





Hier ein paar Impressionen rund um den Eingang zur Glashalle. 







 So langsam wird es Zeit, sich auf den Heimweg zu machen. Das Thermometer klettert wieder auf die 30 Grad-Marke zu und zu Hause wartet ein kühles Veltins auf mich und eine Schale Wasser für den Hund.
Noch ein kurzer Blick von oben auf die Vorburg... 



 ... rechts auf den ehemaligen Schloßgraben... 


 ... und vorwärts gerichtet auf die Turfstraße. 


 Ich gehe ein Stück die Turfstraße in Richtung Hallenbad entlang und lasse die Vorburg hinter mir. 


Große Lust, über die Turfstraße nach Hause zu gehen habe ich nicht. Die Hitze und den Verkehrslärm muss ich nicht unbedingt haben. Ich biege deshalb wieder rechts in den Schloßpark ein. 


 Der Weg zurück in den Schloßpark ist angenehm schattig. 


Und auch die Ansicht des Schlosses von der Seite ist ein Hingucker. Im Schloßgraben kann man jedes Jahr den Horster Löwen bewundern, der aus Blumen nachgebildet wird. 




 So langsam entferne ich mich vom Schloß und werfe nur noch einen letzten Blick auf das Kunstwerk im Schloßgraben. Es ist eine sogenannte kinetische Skulptur. Mit der Beschreibung der Skulptur kann ich allerdings nicht viel anfangen.

"Das Immaterielle wird zum integralen Bestandteil der Plastik, deren konstruktiv-stringente Formalisierung abstrahierend auf den Raumeindruck einwirkt."

Ich habe noch niemanden gefunden, der mir solche Sätze ins Hochdeutsche übersetzen kann. Warum muss man Kunst eigentlich immer so beschreiben, dass man sie nur mit einem Hochschulabschluß verstehen kann und selbst dann noch Probleme hat?
Na ja! Ist ja im Grunde auch egal. Hauptsache, dieses Kunstwerk passt hierher und ist optisch ansprechend. Das ist der Fall und deshalb finde ich das in Ordnung. Vielleicht fände ich es sogar schön, wenn ich genau wüsste, was der Künstler ausdrücken will und was er sieht. Aber wie schon geschrieben.... 



 Noch ein letzter Blick zurück auf das Schloß und dann geht es weiter. 


Wir gehen wieder am Golfplatz entlang auf dem ehemaligen Geläuf. Natürlich gehen wir jetzt auf der anderen Seite und haben die Häuser vom Bowengarten auf der rechten Seite. Wir behalten die Richtung bei, die damals auch die Pferde bei den Rennen hatten, obwohl kaum zu befürchten ist, dass uns ein paar "Zossen" entgegen kommen. Die Gefahr, dass wir zu "Geisterläufern" werden, ist also nicht gegeben. Aber Ordnung muss sein. 


Und auch der Kollege auf dem Dach drängelt sich wieder in das Panorama. Ob der wohl aufpasst, dass die Golfer nicht schummeln? Die Anlage ist heute gut besucht. Man hat es am Parkplatz gesehen, der war gerammelt voll. 


Nun geht es zügig wieder nach Hause. Es ist ja schließlich schon Mittag und der Spaziergang dauerte fast 2 Stunden. Ich und mein Hund bedanken uns für die nette Begleitung und versprechen, wir wiederholen das in diesem Sommer. In diesem Sinne, guten Mittag. 


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