Mit dem Fahrrad unterwegs

Wer Lust hat, kann hier meine Touren nachlesen, die ich mit dem Fahrrad unternommen habe. Radfahren bedeutet für mich Spaß und keineswegs Schinderei. Deshalb beträgt meine Durchschnittsgeschwindigkeit nie mehr als 14 km/h. Wer also sogenannte Trails mit anspruchsvollen Steigungen und Hindernissen erwartet, der ist hier falsch. Hier ist hauptsächlich "Gegend" zu sehen, mit Texten versehen. Neben meinen Radtouren schreibe ich hier zusätzlich noch ein paar Dinge auf, die ich interessant finde, die mich bewegt haben oder die ganz einfach zu meinem Umfeld gehören. Viel Spaß beim lesen.
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Sonntag, 1. Mai 2016

Rosinenstuten und Kommunisten-Bratwurst

Endlich beginnt die neue Fahrrad-Touren-Saison. Die Kälte soll sich angeblich heute im Laufe des Tages verabschieden. Trotzdem bin ich zunächst unschlüssig, ob ich fahren soll oder nicht. Bei 10 Grad und diesigem Wetter bin ich dann doch um 10:30 Uhr losgefahren. Mein Ziel war zunächst der Hauptbahnhof in Gelsenkirchen. Von da aus wollte ich mit dem Zug entweder nach Haltern oder nach Hamm. Ich nehme den Zug, der eher kommt.
Am Hauptbahnhof kamen gerade die Nachzügler vom Protestmarsch auf den Vorplatz, wo die heutige Maikundgebung stattfinden sollte.


Die Kundgebung hat mich aber weniger interessiert. Dafür umso mehr der Fahrplan. Die Regionalbahn 42 nach Haltern kam um 11:27 Uhr zuerst, also bin ich nach Haltern gefahren. Ich wollte aber auf keinen Fall die gleiche Strecke wie beim letzten Mal fahren. Um 11:50 Uhr kam ich an und bin aufs Geratewohl losgefahren. Und immer öfter habe ich nicht gewusst, wo ich mich gerade befinde und in welche Richtung ich eigentlich fahre. Für mich stand fest, dass ich die Touren demnächst besser planen muss, mich vor allem aber mit Kartenmaterial eindecken.
Und dann ging es eine ganze Weile bergauf. Ja isses denn? Ich dachte immer, das Münsterland wäre flach. Wahrscheinlich ist es das auch, nur womöglich ich bin so doof, ausgerechnet die wenigen Steigungen zu erwischen. Ich bin zunächst mal in Richtung Reken geradelt. Die Richtung war kein Zufall, weil es an einer Weggabelung berab ging und ich die Bergauf-Fahrt satt hatte. Danach ging es dann auch ganz gut voran. In Klein-Reken kam ich an einem Fischteich vorbei. Ich hatte große Lust, mir dort eine frisch geräucherte Forelle zu kaufen. Aber ich habe es dann doch nicht getan, weil ich Angst hatte, der Fisch verdirbt mir unterwegs. An den Fischteichen war ganz schön was los. Wer konnte, der angelte sich dort sein Mittagessen wohl selber. Es sah alles sehr professionell aus.


Nach Klein-Reken kommt Groß-Reken. Ist ja auch logisch. In Reken war heute in der Innenstadt ein Tiermarkt, was immer das auch bedeuten soll. Es war auf jeden Fall proppevoll dort und ich hatte keine Chance, mit dem Fahrrad da durchzukommen. Am Rande der Veranstaltung habe ich dann Ausschau nach einer Bratwurstbude gehalten. Ich hatte nämlich Hunger. Es war aber keine in Sicht. Dafür kam mir ein Stand gerade recht mit einem Opa, der verkaufte scheibenweise Rosinenstuten mit Butter und Buttermilch. Eines dieser Butterbrote habe ich mir gegönnt und es hat auch geschmeckt. An der Buttermilch habe ich mich aber nicht vergriffen.


Ich habe mich auch nicht lange in Reken aufgehalten und bin über Landstraße in ein Kaff gekommen, das nannte sich "Deuten". Noch nie gehört den Namen. Da war Schützenfest und die Schützen haben um hr Leben geballert. Deuten ist nur ein kleines Dorf und natürlich sind alle bei so einem Ereignis auf den Beinen. Hier habe ich auch keine Bratwurst gekriegt. Mir war die Schlange an den Buden einfach zu groß. Ich wollte mich da nicht anstellen.


Also bin ich wieder aufgebrochen, denn so ein Schützenfest interessiert mich nicht die Bohne. Und wie ich da so vor mich hinfahre, komme ich plötzlich an ein Häuschen, welches mir kurios erschein. Es steht vor einem riesigen Kuhstall an der Straße. In dem Häuschen sind zwei Automaten, wo man sich Milch kaufen kann. Der rechte Automat hatte Rohmilch, was mich doch sehr wunderte. Ich dachte, das gibt es aus hygienischen Gründen gar nicht mehr. So kann man sich täuschen.



Ehe ich mich versah, war ich auf einmal in Dorsten. Was soll ich in Dorsten, habe ich mich gefragt? Vor allem aber war es eigentlich noch sehr früh. Nach Hause wollte ich noch nicht und deshalb bin ich in Richtung Hervest abgebogen, mitten durch die Pampa. Ich muss sagen, es hat sich gelohnt. Ich bin quasi bei den Bauern über den Hof gefahren und ich fand das toll. Ich war auch nicht alleine. Ganz viele Leute sind da lang geradelt. Die Gegend dort nannte sich Hervester Bruch und war zum Teil ziemlich feucht. Das Viehzeug, das dort auf den Wiesen graste, musste eine ziemlich alte Rasse sein.




Die Gegend, durch die ich da gefahren bin, war wirklich schön. Bestimmt fahre ich da irgendwann nochmal hin. Ich bin stur geradeaus gefahren und auf einmal war ich in Lippramsdorf. Ich bin tatsächlich einen großen Kreis gefahren. Ich meine, das ist nicht schlimm, weil ich ja durch eine völlig andere Gegend gefahren bin. Aber trotzdem zeigte es mir deutlich, dass ich Radwanderkarten brauchte. Mein Magen meldete sich auch wieder. Das Rosinenbrot hat nicht lange angehalten. Zu Essen hatte ich nichts, dafür aber genug zu Trinken. Weil sich mein Hinterteil auch so langsam meldete, habe ich erstmal eine Rast eingelegt.


Von Lippramsdorf aus bin ich über den Lippe-Deich gefahren. Ich wollte nur bis zur nächsten größeren Straße, um dann von da aus so langsam in Richtung Heimat zu fahren. Auf dem Deich wehte ein ziemlich scharfer und kalter Wind. Aber dafür war die Aussicht umso schöner.



Bald kam dann auch eine Straße, wo ich in Richtung Marl abbiegen konnte. In Marl, ich glaube es war der Stadtteil Hüls, kam ich dann doch noch zu meiner Bratwurst. Auf einer Wiese feierte die MLPD (Marxistisch-Leninistische Partei Deutschland) den 1. Mai. An sich hätte ich das nicht beachtet, wenn da nicht der Grill gestanden hätte. Ich habe einen Kaffee für 50 Cent bekommen und eine Bratwurst im Brötchen für 1,50 Euro. Das nenne ich doch faire Preise. Dafür hört man sich auch schon mal die markige Rede des Kreisvorsitzenden an (links, blaue Jacke), der auf die Merkel, Erogan und noch ein paar andere schimpfte. Die Bratwurst hat geschmeckt und die Kommunisten dort sind alle durchweg nette Leute. Ich mag sie, die Leute!


Und weiter geht´s über den Marler Stern bis nach Herten. Hier habe ich mal den Teil einer neuen Trasse über die ehemalige Zeche Schlägel&Eisen befahren, die heute eröffnet worden ist. Sieht noch alles so neu aus, wird sich aber bestimmt mit den Jahren mausern.




Mit einem durchgewalkten Hintern bin ich dann gegen 18:30 Uhr zu Hause angekommen. Ich hatte heute 92 km hinter mir.

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